Freitag der 29. Woche Lk 12,54-59

Jesus Christus, der kommen wird zum großen Gericht der Welt, sei mit euch,

„Im heutigen Evangelium macht uns der Herr Jesus auf die menschliche Fähigkeit aufmerksam, Zeichen zu lesen. Es ist eine Gabe Gottes. Der Mensch hat ein Beobachtungstalent. Er bemerkt und erfasst verschiedene Zusammenhänge. Er interessiert sich für die Ursachen von Ereignissen, die vorausgehenden und begleitenden Zeichen und die Folgen der Ereignisse. Ein Zeichen könnten wir als etwas definieren, das auf das Ereignis selbst hindeutet. So wussten zum Beispiel Menschen, die in Palästina lebten, dass es regnen würde, wenn im Westen eine Wolke erschien. Solche Zeichen kennen auch wir. Zum Beispiel ein Ring um den Mond oder rote Morgenröte. Oder wenn wir irgendwo Rauch aufsteigen sehen, sagen wir: Dort brennt etwas. Und wir behaupten das, obwohl wir das Feuer nicht sehen.

Jesus, du wirst in der Stunde des Gerichts wiederkommen. Herr, erbarme dich unser.

Du hast  uns die Zeit dieser Welt verstehen gelehrt. Christus, erbarme dich unser.

Du bist das Licht auf dem Weg unseres Lebens, Herr, erbarme  dich unser.

Es ist gut, wenn der Mensch lernt, die Zeichen der Natur zu lesen. Der Herr Jesus wirft uns diese Fähigkeit nicht vor, sondern tadelt im Gegenteil gerade unsere Unwilligkeit, Zeichen zu lesen. Unwilligkeit ist kein Unvermögen, und genau darin liegt die Sünde. Es ist eine Art, die Augen vor der Wahrheit zu verschließen. Diese unsere Unwilligkeit betrifft zwei Bereiche. In erster Linie sind es die Spuren Gottes in der Natur. Wenn wir uns mit Naturwissenschaften beschäftigen, finden wir überall Spuren genialer Weisheit. Ebenso finden wir Spuren des Guten.

Der Mensch muss schon beim Anblick seiner selbst feststellen: ‚Ich bin genial konstruiert‘, aber gleichzeitig muss er zugeben: ‚Ich habe mich nicht selbst konstruiert. Mit meiner Wissenschaft entdecke ich nur die Arbeit meines genialen Urhebers und Konstrukteurs.‘ Jede Zelle des menschlichen Körpers ist unendlich besser gebaut als der modernste Computer. Jede Zelle hat in einem erstaunlich kleinen Raum, vielleicht in einem Bruchteil eines mm², einen Speicher, eine Bibliothek, Programme, einen Prozessor und sogar Ein- und Ausgabegeräte, die nicht nur Kopien von Dateien und Programmen senden können, sondern sogar an der Erstellung ihrer eigenen Kopie arbeiten und sie auch erstellen können. Es ist also ein PC mit Reproduktionsfähigkeit.

Und im menschlichen Körper sind diese Zellcomputer durch ein Netzwerk miteinander verbunden, das viel komplexer ist als das Internet. Und das muss zu Ende gedacht werden. Unser Glaube hängt nicht in der Luft, man muss nur seine Erkenntnisse zu Ende denken können. Der moderne Mensch hat sich, um sich nicht vor seinem Schöpfer verneigen und ihm danken zu müssen, ein Zauberwort ausgedacht: ‚Natur‘. Das hat die Natur gemacht! Aber wenn die Natur vernünftige Dinge tut, muss sie selbst vernünftig sein, und wenn die Natur eine Person hervorbringen kann, muss sie selbst persönlich sein, und wenn die Natur im Menschen Bewusstsein entzünden kann, muss sie selbst bewusst sein. Niemand kann geben, was er selbst nicht hat.

Wenn ich wie der Hans aus dem Märchen aufwachen würde und feststellen würde, dass in dem Zimmer, in dem ich mich abends zum Schlafen hingelegt habe, plötzlich am Morgen alles zum Frühstück bereit ist, würde ich mir wahrscheinlich nicht im Geiste sagen: ‚Das hat sich von selbst gemacht!‘ Sondern ich würde wie er rufen: ‚Ist hier jemand?‘

Und wir sind doch in eine Welt erwacht, in der alles wunderbar für unser Überleben und unsere Zufriedenheit vorbereitet ist. Leider beginnen wir oft erst dann nach dem unbekannten Wohltäter zu suchen, wenn eine der Wohltaten vom Tisch verschwindet. Wenn wir krank werden, wenn jemand, den wir lieben, stirbt… Die moderne Quantenphysik spricht davon, dass die materielle Welt in einem Kraftfeld des Bewusstseins liegt. Im Gegensatz zum Materialismus der vorherigen Epoche behauptet sie, dass das Bewusstsein, also der Geist, primär ist, die Materie sekundär.

Versuchen Sie sich vorzustellen, dass Sie nichts fühlen, nichts sehen, nichts hören, nichts bewusst sind und sogar nichts vorstellen können. Denn unsere Vorstellungskraft verleiht allem noch immer einen gewissen Sinn, aber wenn jedes Bewusstsein erlöschen würde, verliere die Materie völlig ihren Sinn, Wert und Existenzgrund. Sinn und Wert der Materie liegt im Bewusstsein. Dies sind einige Spuren Gottes in dieser Welt. Wenn wir ihnen folgen, werden wir ihn entdecken.

Wir haben jedoch noch eine deutlichere und lebendigere Spur, die in unsere Seele eingeprägt ist. Und auf diese Spur weist der Herr Jesus im nächsten Vers hin. ‚Heuchler, das Aussehen der Erde und des Himmels könnt ihr beurteilen. Wie kommt es, dass ihr die gegenwärtige Zeit nicht beurteilen könnt? Warum entscheidet ihr nicht von selbst, was gerecht ist.‘ Warum entscheidet ihr nicht von selbst, was gerecht ist! Der Mensch hat in seinem Gewissen einen Sinn für das Gute und die Gerechtigkeit. Ich wage sogar zu behaupten, dass er in sich einen Sinn für Gott hat.“

Damit wir das richtige Urteil finden und die Zeichen dieser Welt verstehen, wollen wir mit vollem Vertrauen zum Vater beten.

Damit  wir  die Zeichen der Zeit erkennen und immer in seinem bleiben, wollen wir  den Herrn bitten.

Selig, die versöhnt sind mit Gott und bestehen können in der Stunde des Gerichtes.

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