6.Sonntag der Osterzeit A -Joh 14,15-21

6.Ostersonntag A 2014

Jesus richtet nicht, sondern rettet

Einleitung

In einem Witz wird erzählt, dass ein Mann zu einem Rechtsanwalt kommt, um ihn um seine Verteidigung zu bitten. Der Rechtsanwalt fragt ihn: „Haben Sie genügend Besitz, damit sie meinen Dienst bezahlen können?“ Dieser antwortete: „Ich habe ein Pferd, zwei Kühe und zehn Hühner.“ Der Rechtsanwalt fragte weiter: „In welchem Prozess soll ich Sie verteidigen?“ Seine Antwort: „Im Prozess wegen eines Diebstahl eines Pferdes und von Kühen und Hühnern.“ Die Welt, in der wir leben, braucht Rechtsanwälte, denn auf der einen Seite wird gestohlen, gelogen und Unrecht getan und dem muss andererseits Recht und Gerechtigkeit gegenüber stehen. Auch das heutige Evangelium spricht vom einem Anwalt und damit ist der Heilige Geist gemeint.

Predigt

Wir haben im Evangelium gehört, dass Jesus gesagt hat: “ Und ich werde den Vater bitten und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll. Es ist der Geist der Wahrheit , den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt.“  Dieser Beistand ist der Heilige Geist, der als Person vom Vater vom Sohn unterschieden wird. Im Griechischen wird das Wort ,,Beistand“ übersetzt mit dem Wort „Paraklet“, das bedeutet auch Verteidiger,  Helfer oder Tröster.  

Warum verwendete Jesus für die Benennung des Heiligen Geistes diesen Ausdruck?  Wenn wir am Abend über unseren gelebten Tag nachdenken, können wir uns fragen: Was habe ich richtig, was habe ich falsch gemacht? Unser eigenes Gewissen klagt uns an. Wenn Jesus sagt, er wird uns einen anderen Beistand geben, dann ist damit nicht gemeint, dass der Heilige Geist unsere Fehler, unsere Sünden verteidigen wird, sondern uns helfen wird, sie zu bereuen und zu beseitigen.  

Das sehen wir auch oft im praktischen Leben. Der Anwalt bemüht sich, seinen Klienten zu verteidigen so gut es geht. Es waren vielleicht gewisse Umstände, die dazu geführt haben, eine schlechte Tat zu setzen. Dadurch ändert sich aber nichts an dem Vergehen und auch oft nicht an der inneren Einstellung dazu.

Der Heilige Geist aber will uns zur richtigen Erkenntnis führen. Das bedeutet, dass wir unsere Sünden bereuen und gleichzeitig werden wir daran erinnert, dass wir auf Gott vertrauen dürfen, dass er uns immer wieder verzeiht. Viele Menschen aber sind,  nachdem sie eine Sünde begangen haben  ohne Hoffnung und sehr pessimistisch und dadurch haben sie oft nicht den Mut, um Vergebung zu bitten. Ich denke da an Judas, den Verräter Jesu, der zwar seine Sünde erkannte, aber keinen Mut hatte, um Vergebung zu bitten.

Der Heilige Geist aber soll uns helfen, zu vertrauen und in diesem Vertrauen Gott um Verzeihung zu bitten. Wer den Heiligen Geist in sich hat, den wird Gott nicht verurteilen. Wie könnte Gott den Heiligen Geist in uns verurteilen? Da höre ich aber folgenden Einwand: „Gott belohnt die Guten und bestraft die Bösen! Gott ist ein gerechter Richter! Darüber lesen wir doch auch im Katechismus der Katholischen Kirche!“ Wie sollen wir also das begreifen, wenn es heißt „bestraft die Bösen“?

Ich würde sagen, alle, die nicht zu Gott stehen, die kein Interesse am Heiligen Geist haben, die in Egoismus und Sünde leben, die an ihrem Unglauben festhalten, die strafen sich selbst. Sie kommen dann in die Situation, dass sie einmal nach ihrem Erdenleben  keinen Verteidiger haben werden. Wer aber Gott liebt und sich an ihn hält, an dessen Seite wird er immer stehen. Er zeigt uns, wie unser Leben einen Sinn hat, er versichert uns seine Liebe. Mit seinen Worten: ,, Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen, sondern ich komme wieder zu euch“ versichert er uns, dass er  nicht gegen uns ist, sondern für uns.  Können wir einen besseren Anwalt haben, als den Heiligen Geist, den Jesus uns  in seiner Liebe sendet? Jesus will aber, dass wir eine ebensolche Liebe zu unseren Mitmenschen haben.  Es ist einfacher,  ein Anwalt zu  sein, der jemanden etwas vorwirft, jemanden anklagt oder straft.  Das alles ist sehr menschlich. Viel schwieriger ist es, geduldig, barmherzig und gefällig zu sein. Der Heilige Geist hilft uns dabei.

Zum Abschluss dazu noch eine Geschichte. Es geschah in einem Kloster, dass ein junger Mönch zu spät nach Hause kam. Die Brüder haben ihn ausgesperrt.  Der schuldig gewordene Mönch  ging zu heiligen Antonius. Dieser redete mit ihm und er blieb nun einen  Monat lang  bei ihm. Dann schickte er ihn in sein Kloster zurück. Doch seine Mitbrüder verjagten ihn wieder. Nun besuchte Antonius das Kloster und erzählte ihnen folgendes:  Ein Schiff  wurde von einem schrecklichen Gewitter überrascht und nur mit großer Mühe erreichte es den sicheren Hafen.  Und ihr, liebe Mönche wollt, dass dieses gerettete Schiff untergegangen wäre?  Die Mönche begriffen, dass diese Worte sich auf ihren unglücklichen Mitbruder bezogen. Sie hatten sich zum Richter über ihn gemacht.

Wir sollen Gott danken für den Heiligen Geist, in ihm ist uns die Wahrheit nahe. In einem Gospellied heißt es: Mein Geist klagt mich an, immer am Abend richtet er mich. Es ist mein Gewissen. Er liebt nicht, was ich liebe. Mein Geist ist anders, es ist der Heilige Geist. Er ist mein Anwalt, er bringt meiner Seele Blumen. Der Geist der Liebe, der Geist der Hoffnung durchströmt die ganze Welt. Wenn wir vergeben, wird auch uns vergeben werden und Barmherzigkeit wird alles erfüllen. Ich vertraue auf dich, Herr, ich habe Sicherheit in dir, du bist barmherzig. Du umarmst mich. Auch heute richtest du mich nicht, du öffnest nicht meine Wunden, sondern verwandelst das schmutzige Wasser in eine Fontäne.  

  

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