9.Sonntag im Jahreskreis C 2013

Einleitung
Der deutsche Arzt und Bakteriologe Robert Koch entdeckte den Tuberkelbazillus im Jahr 1882, was als bahnbrechende Entdeckung in der Medizingeschichte gilt. Robert Koch liebte arrogante Menschen nicht. Eines Tages kam eine äußerst eingebildete Frau, eine Dame der „Oberen Zehntausend“ zu ihm. Er fragte sie: „Was fehlt Ihnen, liebe Frau?“ Sie antwortete beleidigt: „Herr Professor, ich bin daran gewöhnt, dass man mich überall mit gnädiger Frau anspricht!“Der Arzt erklärte: „Diese Krankheit kann ich nicht heilen“ und rief dann den nächsten Patienten auf.
Die Medizin kann die Krankheit der Selbstvergöttlichung nicht heilen. Der Arzt erwies ihr die Ehre, wenn er sie mit Liebe Frau ansprach, aber sie war damit nicht zufrieden und war zu sehr von sich eingenommen.
Es gehört zu den Grundregeln des Lebens, andere Menschen zu achten. So wie wir einen Menschen achten, so sollen wir auch Gott achten, denn Jesus achtet jeden Menschen. Das Hauptthema des heutigen Evangeliums ist die Fähigkeit, andere Menschen zu achten und zu schätzen.

Predigt
Der Hauptmann im heutigen Evangelium war ein Ausländer. Er war Römer und hatte eine große militärische Autorität unter sich. Er hatte auch einen Knecht, der ihm viel wert war. Wenn jemand von einem Menschen geschätzt wird, beeinflusst dies sein Verhalten.. Wenn wir uns mit einem neuen Anzug auf einen Sessel setzen, überprüfen wir zuerst, ob der Sessel nicht nass oder schmutzig ist, weil der neue Anzug für uns wertvoll ist. Weil der Hauptmann seinen Diener sehr schätzte, änderte er sein Verhalten, als dieser schwer krank wurde – er wurde für diesen Diener vom Vorgesetzten zum brüderlichen Freund. Über Jesus von Nazareth, der bereits zahlreiche Kranke geheilt hat, ist oft gesprochen worden. Sobald er es erfuhr, tat er alles, um diesen besonderen Mann um die Heilung seines Dieners zu bitten. Er tat es aber nicht selbst, sondern schickte Älteste von Karpharnaum zu Jesus. Sie mochten den Hauptmann auch sehr und deshalb kamen sie zu Jesus, um ihn in seinem Namen um etwas zu bitten. Sie sagten zu Jesus: „Dieser Hauptmann, der uns zu dir sendet, liebt und respektiert unser Volk und hat für uns eine Synagoge errichtet. Daher ist er es wert, dass wir in seinem Namen die Bitte an dich richten, seinen Diener, der sehr schwer krank ist, zu heilen.“
Da Jesus alle Menschen sehr schätzt, wollte er sogleich mit ihnen zum Haus des Hauptmannes gehen. Als aber der römische Hauptmann davon erfuhr, schickte er Jesus einige Freunde entgegen und ließ ihm sagen: „Herr, bemühe dich nicht, denn ich bin nicht würdig, dass du unter mein Dach eingehst. Auch ich habe mich nicht für würdig gehalten, zu dir zu kommen, um dich um etwas zu bitten. Aber sprich nur ein Wort und mein Knecht wird gesund.“
Diese Einstellung erregte Erstaunen, denn sie war voll Demut. Jesus reagierte darauf mit den Worten: „Wahrlich, ich sage euch, einen solchen Glauben habe ich nicht einmal in Israel gefunden.“
Glaube bedeutet: Gott schätzen und achten. Das Gegenteil ist eine Abwertung des Glaubens, wie zum Beispiel über Gott zu schimpfen und den Namen Gottes unrecht zu benützen.
Dagegen sollten wir uns berechtigterweise wehren, wir alle, die wir Gottes Namen ehren und Gott lieben. Wenn wir sagen: „Ich liebe Gott, ich schätze ihn“ hat das nichts mit Fanatismus zu tun, sondern das soll unsere Einstellung als Christen sein.
Ein ganz alltägliches Beispiel dazu: Wer seine Frau liebt, wird sich verteidigen, wenn sie von anderen geringgeschätzt wird. Sollten wir uns da als Christen nicht wehren, wenn über Gott geschimpft wird, den wir schätzen?
Wie können wir aber Gott in würdiger Weise verehren? Wir haben dafür in der Kirche die Möglichkeit. Dort könnten wir Jesus bereits am Eingang begrüßen, uns niederknien und unseren Lobpreis darbringen, beten, singen und die Heilige Eucharistie feiern. Dann können wir sagen: „Gott, ich schätze und achte dich!“ Daran sollen alle erkennen und spüren, dass uns Gott wichtig ist. Nur in die Kirche zu gehen, um eine Stunde abzusitzen, weil es so üblich ist, ist keine Verehrung und Achtung Gottes und wird niemand dazu bewegen, sich ein Beispiel daran zu nehmen.
Es soll mit einer Geschichte von Wolfgang Amadeus Mozart abgeschlossen werden.
An einem Tag schlenderte der bekannte Musiker durch Wien.. Er sah einen blinden Straßenmusikanten am Straßenrand, der Violine spielte.. Zu seiner Überraschung spielte er eine seiner Kompositionen.
Mozart blieb stehen und fragte ihn: „Spielen Sie oft Kompositionen von Mozart?“ Der Bettler antwortete: „Sicherlich, denn seine Musik hören alle gerne!“ „Und reicht das Geld, das Sie dafür bekommen, um über die Runden zu kommen?“, sagte Mozart. „Leider komme ich damit nicht über die Runde!“, entgegnete der Bettler. Schließlich bat Mozart ihn, er möge ihm die Geige geben, und sogleich begann er zu spielen. Da füllte sich der Hut des Bettlers mit Geldmünzen. Der Blinde fragte verwundert: „Wer sind Sie?“ Mozart gab folgende bescheidene Antwort: „Ich bin ein Kollege von ihnen, ein armer Musikant!“ Er wollte sich nicht hervorheben als berühmter Musiker, sondern dem Bettler gegenüber seine Hochachtung und Wertschätzung kundtun.
Es ist wichtig, einem anderen Menschen Anerkennung und Respekt entgegenzubringen. Jeder Mensch merkt sofort, ob man ihn achtet und schätzt oder nicht. Wo Menschen einander anfeinden, grob und frech zueinander sind, es kommt nicht zu Wertschätzung, sondern allmählich zur Entfremdung.

Herr, es ist bemerkenswert, wie sehr du die Menschen schätzt, für die du auf die Welt gekommen bist.. Wir freuen uns, dass wir für dich wertvoll sind. Bitte hilf uns, anderen Menschen wie du zu vermitteln, dass sie sich fühlen. Wie kostbar sie für uns sind und wie sehr wir sie respektieren und wertschätzen!

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