1.Adventsonntag C Lk 21,25-38,34-36

1.Adventsonntag C Lk 21,25-38. 34-36

Mit dem 1.Adventssontag beginnt jedes Jahr eine Zeit, die wir Adventszeit nennen .Christus fordert von uns Wachsamkeit, Einsatz und hartes Mitarbeitern mit der Gnade, die er uns angeboten hat. Wir erschrecken vor der Kompromisslosigkeit seiner Worte. Viele Menschen sind nicht gegen, aber auch nicht für Gott. Sie kommen ohne ihn aus. Er ist für sie gestorben. Manche haben es nicht gemerkt. Sie glauben, was und wie es ihnen gefällt. Der Mensch ist heute irgendwie unfähig, sein Haupt zu erheben, wie es im Lukasevangelium heißt. Er ist auf diese Welt konzentriert, er denkt nur nach links und nach rechts und nicht nach oben. Er kennt nur die horizontale Lebensweise und nicht die vertikale.

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Ich beginne mit drei Beispielen, die eine gemeinsame Sache haben. Probieren sie dann welche erraten? Das erste Beispiel stammt aus dem Leben Oscar Romeros, des Erzbischofs von Salvador. Meistens war er in seinem Leben ein schüchterner Mensch, der Konflikten aus dem Weg ging Er las leidenschaftlich gerne, er war sozusagen eine Leseratte. Er war ein Ordenspriester. Als er 1971 zum Erzbischof ernannt wurde, jubelten einige, weil ihnen ein Mensch passte, der sich in Nichts einmischte. Das waren vor allem Politiker, die ungern gesehen hätten, wenn jemand auf ihre Verbrechen aufmerksam gemacht hätte. Enttäuscht waren diejenigen, die von dem katholischen Hirten erwarteten, dass er für die Unterdrückten, die ungerecht Verfolgten eintreten und der auf die Laster der Mächtigen hinweisen wird. Sie hielten Romero nicht für einen solchen Menschen. Doch innerhalb von drei Monaten hat sich das Blatt gewendet. Ursache war die Ermordung eines Jesuitenpriesters, eines alten Bauern und eines Ministranten. Dann erfolgte der Angriff auf das Dorf, in dem der ermordete Priester Pfarrer war. Die Soldaten schändeten die Kirche und hinderten Romero daran, die Kirche zu betreten. Romero bezeichnete später diese Geschichte als Auslöser für seine Umkehr. Seit diesem Ereignis nahm er keine Rücksicht mehr auf das, was die Leute von ihm denken werden.
Er begann das Leiden seines Volkes in Salvador zu sehen und er kämpfte ungewöhnlich tapfer gegen das Unrecht. Romero fing an durch das Radio zu predigen .Und er predigte, so dass alle im Land seine Worte vernehmen mussten, weil alle ihre Radios auf volle Lautstärke aufdrehten. Es dauerte nicht lang, bis der religiöse Sender in die Luft gesprengt wurde. Die reichen Oligarchen, die er unaufhörlich angriff, bemühten sich, ihn als Psychopathen hinzustellen. Romero rief zum Schluss die Mitglieder der Armee auf, dass sie den Befehl verweigern und die Unterdrückung des eigenen Volkes beenden. Ab diesem Moment musste er mit seiner Ermordung rechnen. Kurz vor seinem Tod sagte er in einem Interview. Als der Hirt bin ich verpflichtet, mein Leben für meine Gläubigen hinzugeben. Am 24. März 1980 wurde er ermordet.
Das zweite Beispiel stammt auch aus Lateinamerika. Bischof Samuel Ruiz wirkte in der Diözese, in der fast 80% Indianer lebten. Der Bischof war überall bekannt als der unerschrockene Verteidiger der Indianer. Immer aber war das nicht so. In der Predigt, welche er in London hielt, sagte er: Zwanzig Jahre war ich wie ein schlafender Fisch. Ich hatte offene Augen und ich habe nichts gesehen. Ich war stolz darauf, dass ich in einer Diözese wirke, in der die Kirchen noch voller Menschen sind. Als ich jedoch eines Tages sah, wie ein Fabrikant einen Indianer an einen Baum band und ihn dafür
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auspeitschte, weil er nicht acht Stunden länger arbeiten wollte. Diese Geschichte öffnete dem Bischof die Augen. Er begann zu sehen.
Das dritte Beispiel stammt vom Missionar Josef Donders. Er erzählt, dass zu seinen Aufgaben die Sorge um ein Internat gehörte. In diesem Internat wohnte auch ein Student namens Hussein. Als dieser einmal spätabends betrunken zurück kam, fing er an mit einem Studenten im Vestibül zu streiten. Dabei regte er sich so auf, dass er das Messer zog und jeden ringsum gefährdete. Er zerbrach eine große Fensterscheibe. Er hinterließ eine große Verwüstung. Ich habe sein Toben gesehen. Es ist mir gelungen, ihn zu beruhigen. Ich gab ihm Medikamente und empfahl ihm schlafen zu gehen. Am folgenden Morgen habe ich ihn zu mir gerufen und fragte ihn, was ist in der Nacht passiert war. Er erinnerte sich an nichts. Ich zeigte ihm den Ort, wo ich das Messer lag. Ich zeigte ihm auch das zerschlagene Fenster. Dann gingen wir zurück in mein Arbeitszimmer und ich sagte ihm: Hussein jetzt weißt du, was geschehen kann, wenn man betrunken ist. Einige Leute macht der Alkohol unterhaltsam, sie erzählen Witze und andere beginnen zu singen. Du bist gewalttätig geworden und du hattest mörderische Absichten. Ich bitte dich: Trinke nicht mehr. Hussein war entsetzt über sein Verhalten. Er erkannte, was der Alkohol bei ihm anrichten konnte und er trank nie mehr.

Nach vielen Jahren habe ich von ihm einen Brief erhalten, in dem stand: Ich vergesse nie, was Sie mir damals gesagt haben. Darum bin ich heute ein ganz anderer Mensch.
Sind sie darauf gekommen, was diese drei Beispiele gemeinsam haben? Die betreffenden Personen erwachten, es wurde ihnen plötzlich klar, welche Verantwortung sie für andere tragen. Manchmal sagen wir in gewissen Situationen: Jetzt dämmert es bei mir. Genau das ist es, was bei Romero, Samuel Ruiz und Hussein geschehen ist. Sie erkannten, dass sie in einem Irrtum und nicht in der Realität lebten. Jesus hat uns durch sein Leben immer mit der Realität konfrontiert. Auch der heilige Apostel Paulus ruft uns heute wie damals auf, wach zu werden. „Watch out“ würde der bekannte Prediger Benedikt Groeschel sagen. Worin liegt der Sinn dieses Aufwachens? Was ist mir in meinem Leben nicht bewusst? Der Advent ist die Zeit darüber nachzudenken, dass wir erkennen, wo wir nicht richtig leben, wo wir die Richtung unseres Lebens korrigieren müssen, wo wir Vorurteile überdenken und vielleicht auch abbauen müssen, wo wir notwendige Änderungen durchzuführen haben. Im Advent wird uns die Zeit der Dämmerung sehr bewusst, vielleicht dämmert uns auch etwas im übertragenen Sinn und da soll uns dann zu Weihnachten ein Licht aufgehen und das im wahrsten Sinne des Wortes.

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