29.Sonntag C Lk 18,1-8

29.Sonntag C Lk 18 1-8
Einleitung
Das Gebet ist für einige eine Belastung, eine Last oder eine Bestrafung. Für viele Menschen ist das Gebet eine Pflicht und das ist auch nicht sehr angenehm. Dazu passt gut das heutige Evangelium, in dem Jesus uns zum Gebet ermuntert. Jesus verwendet dazu ein Gleichnis, in dem zwei Personen vorkommen – eine bittende Witwe und ein gottloser Richter. Die Witwe ist mit ihren ständigen und ausdauernden Bitten eigentlich sehr zudringlich. Jesus will, dass auch wir mit unseren Gebeten so ausdauernd sind. Wenn nun der gottlose Richter dieses ausdauernde Bitten der Witwe erhört hat, um so mehr findet unser Gebet Erhörung bei Gott. Jesus fordert uns also auf, dass wir ständig beten und in unserem Beten nicht nachlassen sollen.
Predigt
Wenn wir den Anforderungen Jesus in jeder Lage zu beten nachkommen wollen, müssen wir zuerst die Schwierigkeiten beseitigen, die wir beim Beten haben. Die erste Schwierigkeit ist – wir haben gebetet und unsere Gebete wurden nicht erhört. Da kommen so verschiedene Gedanken, wie etwas: Vielleicht haben wir nicht richtig gebetet.
Dazu ein Beispiel: Eine Tochter sagte: Ich werde für die Heilung meiner Mutter fünfmal ein Vaterunser beten. War das ein Gebet, das seine Wirkung hat? War das nicht nur ein Dahersagen eines Gebetes? Wenn Jesus gebetet hat, war er mit seinem ganzen Herzen und mit seiner ganzen Seele bei seinem himmlischen Vater. In unseren Gebeten fehlt oft diese Beziehung zu Gott.
Andere wiederum halten das Gebet für ein magisches Hilfsmittel und sie meinen, Gott muss ihre Bitten erfüllen. Ich denke, dass in diesem Sinne nicht wenige Menschen zu Gott beten. Jeder will um die Erfüllung seines Wunsches bitten. Der eine bittet, dass die Sonne scheinen möge, der andere wiederum braucht Regen für seinen Garten, eine Frau will Wind haben, damit die Wäsche trocknet und wieder einem anderen ist es lieber, wenn es windstill ist. Können alle diese Gebete erhört werden? Das Gebet ist nämlich in Wirklichkeit nicht eine Vorgabe unseres persönlichen Wunsches zur prompten Erfüllung durch Gott.
Was das Gebet wirklich ist, sehen wir bei Jesus. Wie hat Jesus gebetet im Garten Getsemani: Vater, wenn du willst, nimm diesen Kelch von mir. Aber nicht mein, sondern dein Wille geschehe. Jesus verlangte also nicht, dass sein Gebet unbedingt erfüllt werde. Und wurde sein Gebet erhört? Ja, freilich, aber Jesu Gebet wurde den Willen des Vaters entsprechend erhört. Der Wille des Vaters war, dass Jesus uns Menschen seine größte Liebe zeigte, indem er zu unserer Erlösung am Kreuze starb. Wenn wir also nach dem Beispiel Jesu zu beten lernen, wird unser Gebet erhört, aber den Willen Gottes entsprechend. Sein Wille ist ausschlaggebend.
Um noch einmal auf die Tochter, die für die Genesung ihrer Tochter betet, zurückzukommen, so würde es nach dem Beispiel Jesus so lauten: Vater, wenn du willst, heile meine Mutter, aber nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen. Vielleicht ist es der Wille Gottes, dass die Mutter gesund wird, aber es kann auch der Wille Gottes sein, dass sie krank bleibt und ihre Krankheit zur innigeren Verbindung mit Gott führt. Auch wenn die Mutter nicht geheilt wird, hat Gott das Gebet der Tochter erhört, weil die Hinwendung der Mutter zu Gott ein viel größerer Wert ist als der ihrer Genesung.
Aber damit haben sicherlich so manche Schwierigkeiten und fragen sich: Wozu soll ich dann beten? Gottes Wille erfüllt sich doch auch ohne mein Gebet. Das ist aber nur die halbe Wahrheit, dass Gottes Wille erfüllt wird ohne unser Gebet. Unser Wille braucht nämlich das Gebet, damit wir den Willen des Vaters verstehen können, der klüger ist als unser Wille. Sein Wille ist der, der für uns nützlich ist. Wir beten darum auch beim Vaterunser: Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Nur durch das Gebet wird uns der Wille Gottes verständlich.
Ein weiterer Gedanke: Ist es möglich, dass Gott jedes Gebet registriert, wo doch Millionen Menschen ihr Gebet – und manchmal gleichzeitig – an ihn richten? Belastet oder überlastet das Gott nicht? Vielleicht entstehen solche Gedanken daraus, dass manche sich Gott als einen alten Greis vorstellen. Lösen wir uns von dieser Vorstellung! Dazu ein Beispiel aus der Natur: Es ist ein schöner sommerlicher Mittag, die Sonne scheint auf die Pflanzen, auf jeden Strauch und jeden Baum, damit alle genug Wärme und Licht haben, um wachsen können und alle bekommen so viel Energie, wie sie brauchen. Und wie viele Pflanzen, Blumen und Bäume gibt es doch auf der Erde! Und wenn es noch abertausendmal mehr wären, würde die Sonne ihnen geben, was sie brauchen. Das ist ein herrliches Bild für den himmlischen Vater. Er kann mit seiner übergroßen Liebe alle Gebete zu unserem Heil, zu unserem Glück erfüllen.
Der Heilige Johannes Christostomos sagte: Wenn du mit dem Beten aufhörst, machst du dasselbe, als wenn du einen Fisch aus dem Wasser herausnimmst. So wichtig wie für den Fisch das Wasser ist, so ist also für uns Christen das Gebet. Der Heilige Augustinus sagte: Das Gebet ist so notwendig wie das Atmen. Ein geistlicher Schriftsteller Pater Ravignan sagte: Aus meiner dreißigjährigen Erfahrung weiß ich, dass alle Enttäuschungen, Verzweiflungen und Untugenden eine Ursache haben, nämlich dass man aufgehört hat, zu beten. Ich denke mit diesen Beispielen ist Ihnen bewusst geworden, warum Jesus uns zum Gebet auffordert. Wenn wir uns durch das Gebet mit Gott verbinden, erneuern wir unsere Beziehung zu ihm und das ist wichtiger als die Erfüllung eines kurzsichtigen Wunsches.
Abschließen möchte ich noch mit einer kurzen Begebenheit: Vor dem ersten Weltkrieg wurde der Autofahrer Borgesse durch eine Autofahrt von Paris nach Peking berühmt. Diese Strecke von 16ooo km hatte er in zwei Monaten geschafft, wobei er die Wüste Gobi durchfahren musste. Dazu brauchte er alleine viele Tage und in dieser Wüste war so viel wie nichts. Endlich kam er dann zu einem Telegrafenamt, von wo er ein Telegramm nach London schickte. Als er dieses Telegramm aufgab, fragte er: Ist das heute das erste Telegramm, das verschickt wird? Die Antwort darauf: Nein, es ist auch nicht das erste Telegramm in diesem Jahr. Es ist das erste Telegramm seit dem Bau des Amtes und das ist schon 6 Jahre her. Borgesse war erstaunt und meinte: 6 Jahre und niemand hat die Möglichkeit genützt, ein Telegramm zu schicken, sich mit der Welt zu verbinden.
Sicherlich wollen wir nicht, dass es uns genau so ergeht und wir die Möglichkeit nicht nützen, uns durch das Gebet mit Gott zu verbinden. Jesus, du forderst uns auf zu beten und du weißt warum! Du liebst uns und du weißt, dass das Gebet für uns wichtig ist. Hilf uns, dass wir lernen, gerne zu beten!

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