Gott hat bei allen seinen Werken gute Absichten
Ein Mann holt aus dem Wald eine schöne, gerade lange Stange, trägt sie nach Hause, zersägt sie der Länge nach in zwei Hälften, macht Sprossen, bohrt Löchert und daraus wird eine Leiter. Die Leiter ist fertig. Er lehnt sie an einen Baum, an dem reife Kirschen hängen. Wenn jemand eine Leiter machte und dächte gar nicht daran , wozu sie dienen soll , wäre diese vernünftig? Es wäre unvernünftig. Was tut also der vernünftige Mensch bei seiner Arbeit? Er denkt daran , wozu er das macht. Er denkt sich etwas , was er damit erreichen will. Das heißt man: die Absicht. Der Bauer fährt mit dem Pflüge auf den Acker. Er will etwas damit erreichen/gute Ernte/. Der Herr Organist geht aufs Chor, er setzt sich zum Spieltisch, er läßt sich die Blasebälge aufziehen, tut er dieses ohne Gedanken? Denkt er an etwas? Ja. Er will die Orgel spielen.
Wer ist das allervernünfstigste Wesen? Gott. Wenn Gott etwas tut, wird er es gedankenlos tun? Er wird etwas erreichen wollen. Was hat Gott bei allen seinen Werken? Er hat eine Absicht dabei. Ein Mensch hat die Absicht ein Haus in die Luft zu bauen, wird es das im Stande sein? Nein. Ist diese Absicht vernünftig? Nein. Ein Vater spricht zu seinem fünfjährigen Kind. Trage diesen Sack Getreide in die Mühle. Ist die Absicht dieses Vaters vernünftig? Nein. Warum nicht. Weil das Kind zu schwach ist. Wird Gott etwas von seinen Geschöpfen, was sie nicht leisten können? Niemals. Gott beabsichtigt also immer nur dasjenige, was möglich ist und sein kann, oder seine Absichten sind immer vernünftig.
Die Eltern lieben ihre Kinder, wollen sie wohl, dass diese krank werden, Schmerzen leiden, Krüppel werden, oder sterben sollen? Das wollen sie nicht. Was wollen sie? Dass sie gesund bleiben und leben. Welche Absichten haben die Eltern mit den Kindern? Nützliche Absichten. Da Gott unendlich besser ist als die Eltern, wird er seinen Geschöpfen schaden wollen? Er will ihnen nützen. Gott nur das beabsichtigt, was seinen Geschöpfen nützt.
Die Menschen können nicht alles tun , was sie wollen, weil ihnen die Kraft fehlt. Gott ist allmächtig, er kann alles machen,was er will. Er ist in seinem Tun unbeschränkter Herr. Er beherrscht und regiert alle Dinge mit unbeschränkter Macht. Der Bauer lebt vom Getreidebau, damit er Getreide baue, was muss er mit dem Samen machen? Er muss ihn auf den Acker säen. Was muss aber vor der Saat mit dem Felde geschehen? Es muss geackert werden. Ist es genug, wenn er die Erde etwa nur einen Zoll tief aufackert? Er muss tiefer ackern. Wollte er den Samen zu dick säen, konnte er wachsen. Nein. Sät er zu dünn , wächst Getreide genug? Also nicht zu viel und nicht zu wenig. Kann er zu jeder Zeit auch, auch im Winter ackern und säen? Nur im Herbst und Frühling. Wenn der Bauer seine Absicht erreichen und Getreide bauen will, er muss an seine Arbeit denken. Wie muss er seine Arbeit verrichten? Zu rechter Zeit. Außerdem er braucht zu seiner Arbeit Traktoren, Autos, Chemikalien. Er ordnet alles zur Erreichung seiner Absicht. Gott hat eine größere Haushaltung zu besorgen als der Bauer. Auf der Erde leben Milliarden Menschen , Tieren, Bäume und Pflanzen. Alle diese Geschöpfe haben eine eigene Bestimmung, alle wollen leben , essen und trinken. Gott beherrscht und regiert alle Geschöpfe mit unumschränkter Macht, alle erfüllen seinen heiligen Willen. Gott leitet die Schritte der Menschen. Was wählte also Gott für Mittel um seine Absichten zu erreichen? Gott wendet die tauglichsten Mittel an. Das ist wirklich so. Sehet einen großen Obstbaum an, was soll er tragen? Obst. Viel Obst ist schwer, könnte ein Ast es ertragen? Der brächte ab. Daher ließ Gott viele Äste, um und um etwas schief in die Höhe wachsen , fällt die Last des Obstes auf den Ästen nicht in den Stamm? Ja. Was rütteln manchmal den Baum heftig? Der Wind. Hätte nun Gott den Baum nur so wie einen Baumpfahl in die Erde gesteckt, müsste er nicht locker werde? Und nach und nach umfallen. An was ist er daher befestigt ? An Wurzeln. Die eine geht gerade herunter, so tief als der Baum hoch ist, die anderen laufen um und herum. Die Wurzeln halten ihn, fangen zugleich Saft und führen ihn den Ästen zu: die verarbeiteten ihn zu Früchten. Kann es besser sein? Die Sonne soll leuchten und wärmen. Wäre sie so klein, wie eine Kerze, würde sie ihren Zweck erfüllen? Daher machte sie Gott viele tausendmal größer als unsere Erde. Käme sie der Erde zu nahe, was müsste geschehen? Sie würde sie anzünden. Wäre sie immer so weit entfernt wie im Winter, oder noch weiter, was dann? Dann müsste alles erfrieren. Daher brachte sie Gott so an, dass sie der Erde nicht zu nahe und nicht zu fern ist. Stände sie still, dann hätte nur ein Land Licht und Wärme, die anderen hätten immer Nacht und müssten erfrieren. Daher lässt sie Gott täglich auf und untergehen, er entfernt sie und lässt sie im Sommer näher rücken. Konnte es Gott besser einrichten? Nein. Betrachten wir das Auge. Wozu dient es? Zum Sehen. Warum setzte es Gott nicht an die Füsse, sondern in den Kopf? Damit wir mehr und weiter sehen. Es ist äußerst fein und zart gebildet. Läge es offen auf der Stirne, dann würde es oft verletzt werden, daher legte es der weiße Schöpfer in die Knochenhöhlen. Steht es still? Nein. Damit es sich nicht abreibe oder entzünde wie die Achsen am Wagen so hüllte es Gott in öligte Häute ein; gegen den Schweiß schützte er es durch die Augenbraunen, gegen den Staub durch die Wimpern. Was doch noch hineinfällt, das waschen die Tränen aus. Konnte Gott das Auge besser einrichten? Nein. Was wählte also Gott für Mittel, um seine Absichten zu erreichen? Er wählte die tauglichsten Mittel. Da nun Gott lauter gute Absichten hat, da er zur Erreichung seiner Absichten alle Geschöpfe mit unumschränkter Macht regiert und alles lieblich einrichtet, da er immer die tauglichsten Mittel wählt, so nennt man Gott höchst weise.
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