Seine Ausführung und Kreuzigung.
Der Kalvarienberg, auf welchem Jesus das Opfer seiner Liebe vollbrachte, liegt nordwestlich von Jerusalem; er ist eigentlich kein Berg sondern nur ein mäßiger Felsenhügel und heißt auch Golgota /Schädelstätte/. Der Weg welchen Jesus von dem Richthause des Pilatus bis zu der Stelle , wo er gekreuzigt wurde, zu machen hatte, beträgt ungefährt zwölfhundert und zwanzig Schritte , und ist unter dem Namen Kreuzweg in der ganzen Welt bekannt. Nachdem Pilatus das Todesurteil über den göttlichen Heiland gesprochen hatte, nahmen ihm die Soldaten den Mantel , in welchem sie ihn verspottet hatten und zogen ihm seine eigenen Kleider wieder an. Hierauf schleppten sie das Kreuz , an welchen Jesus sterben sollten, herbei und legten es ihm auf die Schulter. Dieses Kreuz war aus groben , ungehauenen Holze gezimmert. Gewiß eine schwere Last für den abgematteten Erlöser. Jesus sagt der heilige Bernhard , wartet nicht, bis die Henkersknechte ihm das Kreuz auf die Schulter legen; er selbst ergreift es. So begann unter Begleitung einer großen Volksmenge der Kreuzzug. Welche Erniedrigung, welche Schmach leidet bei diesem Zuge der göttlichen Heiland. Als Jesus das eine Strecke Weges getragen hatte, überfiel ihn eine solche Schwäche, dass er nicht mehr im Stande war, es weiter zu tragen. Er zitterte, er wankte , es brachten ihm die Kniee und wie von einer Ohnmacht ergriffen , sank er zu Boden. Die Soldaten sahen wohl, dass er mit der schweren Last Golgota nicht erreichen könne. Da zwangen sie einen gewissen Simon von Cyrene, der vom Meierhofe kam, und vorüberging, dass er sein Kreuz trug. Dieser Simon war ein Fremdling. Er kam eben von der Arbeit, und weigerte sich Anfangs , dem göttlichen Heiland das Kreuz zu tragen. Aber die Soldaten zwangen ihn, und so war sein Widerstand vergebens. Was er aber im ersten Augenblick nur gezwungen tat, das tat er gleich darauf freiwillig, denn der Anblick des leidenden Erlösers rührte ihn und Gottes Gnade erleuchte sein Herz. Unter der Volksmenge , welche Jesus auf dem Kreuzweg begleitete, waren auch mehrere Frauen , die mit ihm hatte, und über ihn weinten. Jesus wendete sich zu ihnenen und sprach: Ihr Töchter Jerusalems weint nicht über mich, sondern über euch selbst und über eure Kinder. Wenn Jesus hier zu den Frauen sagt; Wient nicht über mich, so verbietet er ihnen nicht, über sein Leiden zu weinenen, er rügt nur an ihnen , dass sie sein Leiden , bloß aus natürlicher Weichherzigkeit beweinnen, ohne ihrer Sünden zu gedenken die doch die Ursache seines Leidens sind. Unter unsäglichen Schmerzen und ganz erschöpt hatte Jesus die Schädelstätte erreicht , und befand sich an der Stelle, wo er gekreuzigt werden sollte. Hierauf wurde Jesus seiner Kleider beraubt. Nackt und bloß soll er am Kreuze sterben. Das Ausziehen der Kleider war sehr schmerzlich für ihn: denn es läßt sich leicht denken, dass ihm beim Abziehen des Leibrockes, der fest am wunden Leibe klebte, die Wunden neuerdings geöffnet und ganze Stücke von Haut und Fleisch weggerissen wurde entsetzlich n. Und wie groß war erst seine Beschämung , das er auf offenem Platz vor einer zahlreichen Volksschar ganz entblößt dastand, während ihn seine Feinde vespotteten und verhöhnten.
Nun beginnt dasentsetzlichste Leiden Jesu , die Kreuzigung. Jetzt ergreifen die Henker Hammer und Nägel. Die Nägel sind dick und kantig . Einen solchen Nagel schlagen sie zuerst durch die rechte Hand und heften sie ans Kreuz , dann einen zweiten durch die Linke , endlich einen dritten durch die quwe übereinander gelegten Füße. Dieses deute der königliche Prophet an , da er in der Person des Erlösers. Sie haben meine Hände und Füße durchbohrt, und alle meine Gebeine gezählt. Ps. 21, 17-18.So traten nämlich bei der so gewaltsamen Ausspannung alle Gebeine im Leibe Jesus dermasen hervor, dass man sie zählen konnte.
Nach dem römischen Gesetze musste die Ursache aus welcher ein Verbrecher zum Tode verurteilt worden , auf eine Tafel geschrieben, und diese über dem Haupte des gekreuzigten angeheftet werden. Pilatus schrieb für den gekreuzigten Jesus die Überschrift. Jesus von Nazaret, König der Juden. Diese Überschrift war in drei Sprachen , in hebräischer, in lateinischer und griechischer Sprache abgefasst, damit jedermann sie lesen konnte. Hebräisch redeten die Juden in Palästina , griechisch die außerhalb Palästina lebenden Juden, lateinisch endlich die über die Juden herrschender Römer. Die hohenpriester waren mit dieser Überschrift nicht zufrieden. , weil sie kein Verbrechen enthielt , wegen dessen Jesus zum tode verurteilt worden. Sie sagten daher zu Pilatus; Schreibe nicht, der König der Juden, , sondern, dass er gesagt habe: Ich bin der König der Juden. Also wollte sie, um die Menschen glauben zu mache, Jesus sei mit Recht zum Tode verurteilt worden,weil er sich betrüglicher weise für den König der Juden ausgegeben habe. Allein Pilatus entgegnete ihnen mit trockenen: ,, Was ich geschrieben habe , habe ich geschrieben. Joh 19,19-22. Nachdem nun die Soldaten Jesus gekreuzigt hatten ,nahmen sie seine Kleider und machten vier Teile daraus, für jeden Soldaten einen Teil und den Rock. Der Naht aber war ohne Naht, von oben an durchaus gewebt. Da sprachen sie zu einander. Wir wollen diesen nicht zerschneiden , sondern das Loos darüber werfen, wessen er sei soll. Dieser Verteilung der Kleider und Verlosung des Rockes ist deswegen wertwürdig, weil dadurch die Weissagung des erfüllt wurde. : ,, Sie teilten meine Kleider unter sich und über mein Gewand warfen sie das Los“. Ps.21,19 Die vier Teile, welche die Soldaten aus den Kleidern machten, sind nach der Bemerkung der heiligen Väter ein Sinnbild der vier Weltgegenden, über welche sich die christliche Kirche ausbreitet., der Rock aber ,welcher ungeteilt blieb bedeutet, dass alle Glieder der Kirche durch den Glauben und die Liebe miteinander verbunden sind, und eine Gemeinde bilden.
Dieses ist in Kürze die Geschichte der Ausführung und Kreuzigung Jesu. Versammeln wir uns im Geiste am Fuße des heiligen Kreuzes, blicken wir auf zu unserem besten Erlöser und bewundern wir das große Opfer der Liebe, welches er für uns dargebracht hat. Er hängt am Kreuz und nimmt diese Schmach und diese Pein freiwillig auf sich, einzig in der Absicht, uns Sünder zu erlösen vom ewigen Untergang, uns mit Gott zu versöhnen und selig zu machen. Hat der heilige Laurentius Justinianus nicht Recht, wenn er hinblickend auf Jesus, den Gekreuzigten, vor Staunen fast außer sich kam und ausrief: ,, Wir haben gesehen, dass die Weisheit aus überschwänglicher Liebe töricht geworden“. Die heilige Maria Magdalena von Pazzis sagte. Mein Jesus, du bist ein Tor der Liebe.
Ó beherzigen wir diese Liebe unseres gekreuzigten Erlösers und schenken wir ihm, wenigstens unser ganzes Herz, unsere ungeteilte Liebe. Ja, Jesus, gekreuzigte Liebe, wir lieben dich, wir wollen nur leben um dich zu lieben wir wollen ewig leben, um dich ewig zu lieben,