Pfingsten C Joh 14,15-16,23-26

Pfingsten 2016 – Wirkung des Heiligen Geistes

Einführung

Jesus sprach zu seinen Aposteln mehrere Male über den Heiligen Geist, zum  Beispiel auch im heutigen Evangelium: Und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll. Es ist der Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann. Doch diese  Worte waren für die Apostel nur Theorie. Wer wirklich der Heilige Geist ist, das begriffen die Apostel erst dann, als sie mit dem Heiligen Geist erfüllt wurden. Uns muss eines klar sein: Kein Vortrag, kein Buch kann uns mehr sagen als die persönliche Erfahrung, das persönliches Erlebnis.

Predigt

Jeder Besitzer eines Mobiltelefons hat einen PIN-Code. Nur mit dem kann er sein Telefon zum Gebrauch öffnen.  Ähnlich es ist auch mit der Bankomat- oder Kreditkarte. Wenn ich den PIN-Code nicht kenne, kann ich mein Geld, das ich in der Bank habe, nicht beheben. Am heutigen Festtag können wir uns fragen: Wie lautet der PIN-Code,  der uns für die richtige Erfassung der göttlichen Wahrheiten öffnet? Das ist der Heilige Geist.

Sicher kennen Sie die Geschichte des Turmbaus von Babel.  Dieser Bau wurde das Symbol des Hochmuts und der Bosheit. Die menschlichen Sprachen vermischten sich, und die Menschen wurden über die ganze Erde zerstreut. Der Heilige Geist dagegen vermittelte  Einheit und Harmonie unter den Menschen, die aus den vielen Völkern stammten und in verschiedenen Sprachen redeten. Die Folge des Turmbaus von Babylon war, dass die Menschen einander nicht verstanden. Bei der Herabsendung des Heiligen Geistes hörte jeder sie jedoch in seiner  Sprache reden, wie wir in der Lesung aus der  Apostelgeschichte hörten. Ja, der Heilige Geist wird in der Kirche ein neues Volk bilden, das von den Sünden befreit wird. Dieses Volk wird keinen Turm von Babel bauen, um mächtiger als Gott zu sein, um sich über Gott zu erheben und gegen Gott zu kämpfen.

Das Symbol des babylonischen Turmes  ist immer aktuell, auch heute noch.  Der Mensch müht sich,  die Natur und  den Kosmos zu erobern, das allerdings ohne auf den Willen Gottes zu schauen.  Mit einem Wort: Die Menschen wollen ohne Gott und gegen Gott leben. Ich hoffe, dass sich nicht auch  etwas Ähnliches  in unseren Herzen abspielt. Das kann unsere  Sehnsucht nach Karriere und Macht sein – oder das kann ein Turm sein, den wir aus unserem Geld und Eigentum bauen – oder das können auch unmoralische Taten sein. Vielleicht können uns und unser Verhalten dann auch andere Menschen nicht verstehen, obwohl wir Deutsch sprechen.

Jeder Tag ist für uns ein großes Geschenk und wir sollten immer die Gelegenheit nützen, uns für das Wirken des Heiligen Geistes zu öffnen. Vielleicht ist manchmal in uns Chaos und Schwäche und wir fühlen uns ratlos. Wir sollen aber keine Angst haben, denn der Heilige Geist wirkt auch heute.

Hören wir jetzt dazu eine wahre Begebenheit:

Mein Name ist Richard Čanaky und ich stamme aus einer kleinen Stadt in der Slowakei. Ich wurde von meinen Eltern im Glauben nicht erzogen. Aber in meiner Verwandtschaft hatte ich die Möglichkeit, etwas von Gott zu erfahren. Meine Vorstellung von Gott war aus der Erfahrung, nämlich dass Gott die Sünder straft. Das hinderte mich daran, eine Beziehung zu Gott aufzubauen. Wenn ich in den Ferien zu meinen Verwandten reiste, habe ich mich den dortigen Traditionen angepasst. Als ich 13 Jahre alt war, zog meine  Familie nach Bratislava um. Ich benahm mich in der Schule sehr schlecht und ich war außerdem ein sportliches Anti-Talent.  Das förderte den Spott meiner Mitschüler. Darum begann ich hart zu trainieren und auch meine Gestalt änderte sich. Als ich 16 Jahre alt war, machte ich 3620 Liegestützen. Vielleicht Weltrekord. Das erweckte Respekt unter  meinen Mitschülern und das Interesse der Mädchen. Inzwischen versuchte ich,  meinen Platz auch  unter den Christen zu finden, aber vergebens. Es schien mir, dass mich dieses Leben keineswegs lockte, es hatte mir nichts anzubieten. Es war für mich langweilig, die Heilige Messe zu besuchen. Es gab für mich keinen persönlichen Gott. Ich spürte überhaupt nichts, was mich am Christsein begeistern könnte. Allmählich habe ich mich davon abgewandt.  Ich begann – wie ich mir einredete – ein sogenanntes normales Leben zu führen,  wo Sex, Alkohol, Zigaretten, Diskotheken einfach dazu gehörten.   Dabei wandte ich mich auch Kampfsportarten zu, und war davon angetan. Während meines Militärdienstes nahm ich an einem Sportlager teil. Dort lernte ich meine heutige Frau Silvia  kennen. Nach dem Militärdienst arbeitete ich als  Installateur. Meine Frau aber motivierte mich dazu, neben meinem Beruf  eine Abendschule zu besuchen. So verbrachte ich dreimal die  Woche meine Zeit in der Schule. Zuerst habe ich gedacht, das würde langweilig werden. Aber damit begann ein ganz neuer Abschnitt in meinem Leben.

Einer meine Mitschüler sprach mich auf das Christentum an. Ich habe ihm darauf geantwortet, dass mir das nicht viel bedeute. Er aber  erzählte mir, wie er Jesus begegnete und was ihm Jesus bedeute – wie wertvoll Jesus für Menschen ist, die ihm mit ganzem Herzen annehmen. Zuerst widersprach ich diesen Reden, aber allmählich begann sich innerlich in mir etwas zu bewegen. Er lud mich in eine Gebetsgemeinschaft ein, die alle zwei Wochen stattfand. Ich ging zu dieser Begegnung mit gläubigen Menschen, verstand allerdings vorerst nicht, warum ich dort hin gehe und wusste nicht, was da auf mich Neues zukomme –  etwas, was ich bisher nicht kannte. Bei diesem Gebetstreffen spürte ich eine ganz besondere Atmosphäre, ich spürte stark die Anwesenheit eines unsichtbaren Wesens. Heute weiß ich, dass mich damals der Heilige Geist berührte. Mein Freund fragte mich: Willst du Jesus als deinen Herrn und Erlöser  in deinem Herzen Raum geben? In diesem Moment war es mir, als ob die Zeit stehengeblieben wäre und es stellte sich in mir die Frage: Entscheidest du dich für die Finsternis oder für das Licht? Meine Entscheidung war für das Licht, für Jesus, aber das war gar nicht so einfach, denn irgendetwas versuchte mich in die Finsternis zurückzuziehen.

Ich wollte den Namen JESUS aussprechen, aber es ging nicht. Inzwischen beteten die Teilnehmer der Gebetsgemeinschaft unablässig für mich. Da konnte ich dann endlich den Namen JESUS aussprechen und ich wurde in diesem Moment mit einer unbeschreiblichen inneren Ruhe erfüllt. Jesus wurde mein einziger Herr und Erlöser und ich begann im Licht zu leben. Ich maturierte an der Abendschule und besuchte dann die Hochschule, wo ich fünf Jahre später das Diplom überreicht bekam. Damals wurde mir klar, dass für Gott nichts unmöglich ist. Das Gebet, die Gebetsgemeinschaft und meine Familie sind für mich zu neuen Werten geworden. Meine Frau war immer überzeugt davon, dass ich die Hochschule schaffe, noch bevor ich die Matura bestand. Sie sah in mir jene Werte, die ich nicht gesehen habe. Sie schenkte mir ihre Liebe und ihr Vertrauen und mit ihrer Hilfe habe ich viele meiner Probleme überwunden. Nun erlebe ich, wie sich Gott in jeder Phase meines Lebens um mich und die Meinen sorgt. Ich weiß, dass das Christentum kein Rosengarten ist, aber eine reale Wirklichkeit, in der es sich lohnt zu leben.

Richard Čanaky  und  nicht nur er – sind  ist ein lebendiger Beweis, dass der Heilige Geist auch in unserer Zeit wirkt.

 

 

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