2.Adventsonntag A Mt 3,1-12

2.Adventsonntag 4. Dezember 2016 –  Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe

Einführung

Johannes der Täufer kündigte Buße an. Was heißt das – Buße zu tun? Das bedeutet: Bereut eure Sünden, ändert euer Leben!  Warum sollen wir Buße tun? Wir sollen Buße tun, weil unsere Sünden ein Hindernis sind, sich mit Gott zu treffen. Eine Frage an uns alle: Ist es wichtig, sich mit Gott zu treffen? Wenn ja, dann müsste uns alles daran liegen, alle Hindernisse zu beseitigen, die diesem Treffen entgegenstehen.

Predigt

Eine junge Dame  besuchte ihre Bekannte. Sie ging durch ihr kleines Gärtchen und klingelte dann an der Haustür. Aber niemand öffnete die Tür. Da wollte sie wieder weggehen und als sie ein paar Schritte gemacht hatte, stellte sich ihr ein großer Wolfshund in den Weg. Sie machte noch einen Schritt und da begann der Hund sie anzubellen. Da blieb sie stehen. Bei jeder noch so kleinen Bewegung knurrte der Hund. Es verging eine Viertelstunde, dann eine halbe Stunde. Was sollte sie tun? Sie musste also warten, bis ihre Bekannte heimkam und sie befreien würde.

Ein Kynologe, das ist einer, der sich mit Hund auskennt, würde diese Situation so lösen: Der Besitzer berührt mit der einen Hand den fremden Menschen und streichelt mit der zweiten Hand den Hund. Dann streichelt er sowohl den Hund als auch die Hand des fremden Menschen. Dadurch kommt der Hund zur Erkenntnis, dass es um einen Menschen geht, mit dem sein Besitzer nahe befreundet ist. Das Ergebnis ist also die Beseitigung des Hindernissen zwischen Mensch und Hund.

Um wieviel größer aber sind die Hindernisse zwischen den Menschen. Nicht der Hund, sondern der Ehemann knurrt seine Frau an und das nicht für eine halbe Stunde, sondern oft jahrelang. Da ist es noch wichtiger die Hindernisse zu beseitigen, die eine Beziehung unmöglich macht. Deshalb sind die Worte Johannes des Täufers im heutigen Evangelium verständlich und wichtig, wenn er sagt: Tut Buße, denn das Reich Gottes ist nahe.

Wir kennen verschiedene Hindernisse in der Natur sehr gut: Geländehindernisse, wie Hügel und Niederungen. Davon ließ sich auch der Prophet Jesaja inspirieren und er schrieb: Bereitet den Weg des Herrn, macht gerade seine Pfade. Nur durch die Beseitigung von Geländehindernissen kann ein Weg entstehen. Wenn man Missverständnisse beseitigt, die große Hindernisse sind, dann entsteh der Weg der Liebe. Wenn man Egoismus und Sünde, das sind Hindernisse zwischen Gott und dem Menschen, beseitigt, entsteht der Weg des Glaubens und des Segens.

Zur Beseitigung von Geländehindernissen dient am besten ein Bulldozer. Zur Beseitigung von Hindernissen in den zwischenmenschlichen Beziehungen dient ein gutes Herz. Von einem solchen guten Herzen erzählt folgende Geschichte aus China:

Ein armer Mensch bewässerte ein Reisfeld. Nach einer Stunde nahm er wahr, dass er versehentlich das Reisfeld seines Nachbarn bewässert hatte. Der Nachbar hatte nämlich vergessen die Bewässerungsanlage zu sperren, die für  sein Grundstück zuständig war. Am zweiten Tag bewässerte er wieder – und ohne es zu wollen – das Feld seines Nachbarn. Die Sperranlage war an einer anderen Stelle falsch eingestellt. Der arme Mann war ganz aufgeregt und er versuchte Rat von weisen Menschen zu erhalten, um zu wissen, was er tun sollte. Einer sagte: Wenn der Mensch alles macht, was richtig ist, macht er noch nicht, was von ihm erwartet wird. Der arme Mann bewässerte am nächsten Tag auf diesen Rat hin zuerst das Feld des Nachbarn und dann sein eigenes Feld. Er machte das noch mehrmals. Als der Nachbar das sah, kam er zu ihm und half ihm und am Abend verrichteten sie ein gemeinsames Gebet.

Wer meint, dass der Weg der Verbindung mit Gott ein anderer ist als der Weg der Verbindung mit dem Menschen, irrt. Wenn man die Hindernisse des Egoismus, des Stolzes und der Faulheit beseitigt, die zwischen den Menschen bestehen, dann beseitigt man gleichzeitig die Hindernisse in der Beziehung zu Gott. Wenn der Sünde in unserem Leben so viel Raum gegeben wird, müsste auch der Buße dieselbe Bedeutung geschenkt werden.  Dessen war sich auch ein großer Mann des 20. Jahrhunderts – Martin Luther King – bewusst. Er war ein Baptisten-Prediger in Atlanta und ein Kämpfer für die Menschenrechte, sowie auch Nobelpreisträger. Ein paar Monate vor dem Attentat auf ihn, sagte er:  Wer bei meinem Begräbnis predigt, der darf nicht von meinem Nobelpreis sprechen, denn das hat keine Bedeutung, er möge meine Auszeichnungen nicht erwähnen, weil das nicht so wichtig ist. Er möge sagen, dass ich nur eine Stimme war, die nach Gerechtigkeit rief. Er möge sagen, ich hätte mich in meinem Leben bemüht, die Nackten zu bekleiden, die Hungrigen zu sättigen und der Menschheit nützlich zu sein. Woher schöpfte er diese Kraft? Er selbst erwähnte die Angst, die er hatte, als sein Haus durch eine Bombe explodierte und seine Wohnung vollständig zerstört war. Einmal  drohten sie ihm und er betete: Mein Gott, ich kämpfe nur für die Gerechtigkeit , aber jetzt fürchte ich mich. Ich bin am Ende meiner Kräfte. Ich komme zum Ende, was ich aber allein nicht beschließen kann. In diesem Moment spürte er die Anwesenheit Gottes wie nie zuvor, so als ob er eine innere Stimme hörte, die ihm versicherte: Kämpfe für die Gerechtigkeit und die Wahrheit. Gott wird dir helfen. Da begann seine Angst zu schwinden, seine Unsicherheit verschwand und er spürte, dass Gott mit ihm ist.

Vittorio Rossi sagte von ihm: Kings Anziehungskraft war wie eine verborgene Quelle. Diese Quelle war seine tiefste religiöse Überzeugung und seine völlige Ergebenheit im Dienst an den Brüdern. In seiner Person und in seiner Familie war Gott zuhause. Für ihn war das Evangelium nicht nur ein Buch zum Lesen. Er wandte den Inhalt des Evangelium in seinem Leben an. Sein Leben war zwar mühevoll, aber er setzte sich voll für die Gerechtigkeit ein. Auch das ist eine Frucht der Buße.

Wir sollen dankbar sein für die Beispiele von Menschen, die uns zeigen, wie man Hindernisse unter den Menschen und zwischen Mensch und Gott beseitigen kann.

 

  Sic

 

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