4.Sonntag im Jahr A Mt,5,1-12

4.Sonntag im Jahr 2017- Selig sind.., trotzdem Schwierigkeiten

Einführung

Der deutsche Dramatiker und Schriftsteller Bertolt Brecht(1898-1956) schrieb: Ich habe Kopfschmerzen nicht davon, was ich in der Bibel nicht verstehe, sondern davon,  was ich verstehe. Dieser Ausspruch klingt sehr seltsam.  Studenten haben üblicherweise Kopfschmerzen davon, was sie nicht verstehen, sondern davon, was sie erst lernen müssen.  Was wollte Bertolt Brecht damit sagen?  Das, was in der Bibel als einfach und verständlich erscheint, ist oft schwierig, es zu verwirklichen.

Predigt

Auch die Bergpredigt mit den Seligpreisungen, mit denen Jesus seine Jünger und viele Menschen belehrte, gehören zu jenem Teil der Heiligen Schrift, der uns schon Kopfschmerzen bereiten kann, weil es manchmal so schwer ist, danach zu leben.  Vielleicht erregt es sogar manchmal bei uns Widersprüche. Vielleicht sagen  wir zu Jesus:

Herr, du sagst: Selig, die arm sind vor Gott, also, die von Gott abhängig sind. Jesus, sei nicht so böse, wir sehnen uns doch so sehr nach Unabhängigkeit.

Du behauptest auch, dass jene selig sind, die weinen. Nach unseren Vorstellungen, sind doch die selig, die ein Lächeln im Gesicht haben und nicht die, die Tränen in den Augen haben.

Jesus, du sagst, dass die selig sind, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit. Wir aber denken, dass die selig sind, die Macht haben und die ihre Macht ausnützen und meinen: Wozu den Hunger und Durst nach Gerechtigkeit?

Jesus, du sagst, dass jene selig sind, die barmherzig sind. Aber es ist doch so schwer, barmherzig zu sein, die anderen werden uns als schwach ansehen.

Jesus, du sagst, dass die selig sind, die ein reines Herz haben, die an andere denken. Aber die Herzen vieler Menschen sind anders, die sind geizig und egoistisch. Frauen wollen die Männer ausnützen und Männer wollen die Frauen nur zu ihrem Vergnügen benutzen.

Jesus, du sagt, dass jene selig sind, die Frieden stiften. Aber in der Welt herrscht an vielen Orten Krieg und Bedrohung des Lebens. Wie kann man so etwas als selig bezeichnen?

Jesus, du sagst, dass jene selig sind, die verfolgt werden. Wie können jene als selig bezeichnet werden, die in totalitären Regimen, in Konzentationslagern oder Gulags leben.

Jesus wir verstehen daher, dass es schwierig ist, nach den Grundsätzen  der Seligpreisungen zu leben. Wir sollen aber nicht pessimistisch werden und weiter überlegen, was damit gemeint ist. Wir wissen aus Äußerungen von Jesus, dass er die Armut, den Hunger, das Weinen nicht lobt und das Böse anspricht. Wenn man aber eine richtige innere Einstellung dazu hat, wenn man es im Glauben betrachtet, dann kann dieser Zustand für den Menschen auch zum Segen werden. Dann begreift man, dass die Worte Jesu schon verwirklichbar sind.

Eine Begebenheit aus dem Roman HIOB von Josef Roth, einem österreichischen Schriftsteller und Journalist bestätigt dies.  Dieser Roman erzählt von einer jüdischen Lehrerfamilie. Der Lehrer hieß Mendel Singer. Seine Familie wurde von mehreren Schicksalsschlägen heimgesucht. Nach der Geburt des vierten Kindes, wurde festgestellt, dass sich das Kind nicht richtig entwickelt. Es konnte seine Beine nicht bewegen und statt der menschlichen Sprache gab es tierische Geräusche von sich. Die Mutter ging mit dem Kind zu einem Rabbi, der den Ruf eines Gottesmannes hatte. Der Rabbi sagte zu ihr: Der Schmerz, den du über dein Kind empfindest, er wird dich klug machen. Den Ärger, den du jetzt in dir hast, wird dich zu einem guten Menschen machen. Die Bitterkeit, die du in dir spürst, wirst du überwinden. Die Krankheit deines Kindes wird dir Kraft geben. Josef Roth beendete seinen Roman mit den Worten: Die Frau kam vom Rabbi mit der Gnade im Herzen nach Hause zurück.

Am Zustand des Kindes änderte sich nichts, aber die Einstellung der Mutter zu ihrem behinderten Kind änderte sich gewaltig. Sie wurde sich dessen bewusst, dass nach jedem Regen ein Sonnenschein folgt. Schwierigkeiten werfen den Menschen oft in die Arme Gottes und der hilft, ihre Kräfte zu entdecken. Nur wenn ein Mensch durch große Mühen durchgeht, gerät er zum Licht und zur Wahrheit und das macht selig.

Das Evangelium lehrt uns, dass Armut, Krankheit, Verfolgung, Ungerechtigkeit nur vorübergehend sind. Am Ende wird es eine endgültige Vernichtung des Bösen geben. Das erfahren wir durch den Tod und die Auferstehung Jesu. Obwohl wir vor uns jetzt viele Übelstände sehen, dürfen wir daran glauben, dass am Ende alles anders sein wird. Das Leben ist ein Weg, es ist ein Prozess. Der Mensch ist noch nicht FERTIG. Er ist noch nicht perfekt und vollkommen. Aber einmal wird die Liebe und Güte endgültig siegen. Der Glaube an den Siege der Liebe macht uns zu echten Christen. Gott schaut uns an mit dem Blick, der nicht nur auf die Vergänglichkeit gerichtet ist, sondern auf das unvergängliche ewige Leben bei ihm. Das ist der Grund, warum Jesus, diejenigen selig preist, die leiden, hungrig oder durstig  oder krank sind. Wir dürfen uns darauf freuen, zu welch Großem wir eingeladen sind. Wir sollen daher Gott unsere Dankbarkeit ausdrücken!

 

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