16. Sonntag A Mt 13,24-43

16. Sonntag im Jahreskreis A – 2017 – Warum ist das Böse in der Welt?

Die Kinder stritten und schlugen sich in ihrem Zimmer. Die Mutter kam, um dort Ordnung zu machen. Der ältere Sohn petzte: Marin fing an! Woher kommt das bei den Kindern? Wer lehrte sie das? Vielleicht das Fernsehen? Als ich aufwuchs, gab es bei uns noch kein Fernsehen und wir schlugen uns aber auch. Das ist die Frage, die wir uns stellen, aber eine exakte Antwort finden  wir nicht. 

Predigt.

Woher kommt das Böse in der Welt? Diese Frage kann man versuchen psychologisch, philosophisch und theologisch zu beantworten. Auch Jesus antwortete auf diese Frage nicht direkt. Er erzählte das Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen. Von diesem Gleichnis können wir ein paar Belehrungen ableiten:

1. Das Gute in reiner Form gibt es nicht –  weder in der Gesellschaft, noch in der Pfarrei, noch in einem Betrieb. Das was es gibt, ist die Gesamtheit der guten und bösen Eigenschaften. Jeder Mensch hat das Gute und das Böse in sich. 

2. Es ist auch schwierig, die Grenzen zu bestimmen und zu beurteilen, was gut und was schlecht ist. Das ist sehr gefährlich. Es gibt eifrige Menschen, die immer gleich das Unkraut ausreißen wollen. Sie wundern sich, warum Gott anders ist – warum er jedem Menschen erlaubt seinen Weg zu gehen. Warum ist Gott so geduldig, was das Böse betrifft? Ist Gott so schwach oder ist er so gleichgültig? Wir ordnen die Menschen gerne verschiedenen Schubladen zu. Gott sieht das anders. Wenn wir mit einem Zirkel einen Kreis machen, können wir von jedem Punkt aus den Mittelpunkt sehen. Auch wenn wir uns einen Kegel vorstellen und wir schauen auf die Spitze des Kegels, so sehen wir die Mitte, aber wieder anders. Unser Sehen ist beschränkt und mangelhaft.

3. Belehrung: Kein Landwirt schreitet über das Feld, und wenn er Unkraut unter dem Weizen sieht, sagt er nicht: Weizen, aus dir wird nichts! Auch Gott sagt nicht zur ganzen Menschheit, die oft hochmütig, untreu ist und unverantwortlich handelt: Aus dir wird nichts! Gott schaut auf uns mit anderen Augen und mit großer Geduld, denn er weiß, dass wir, obwohl wir Böses in uns haben, es auch eine Hoffnung gibt, sich zu bessern und im Guten zu wachsen.

Zur Zeit des bedeutenden Bildhauers Michelangelo Buonarroti – er lebte von 1475-1564 in Florenz – lag in dieser Stadt ein Stein. Viele Bildhauer versuchten aus diesem Stein eine Statue zu machen, aber es gelang ihnen nicht. So lag dieser Stein 40 Jahre lang da und war mit Erde bedeckt.  Daher nahm ihn auch niemand wahr. Es schien, dass er nutzlos sei. Auch Michelangelo ging als kleiner Bub manchmal um diesen Stein herum. Als er erwachsen war und Bildhauer geworden war, bekam er den Auftrag von der Stadt Florenz, aus diesem Stein etwas entstehen zu lassen. Er ging ans Werk und errichtet zuerst einmal ein Gerüst um den Stein herum. Dann bearbeitete er Tage und Nächte mit dem Meißel diesen Stein, der aus Marmor war. Es entstand eine Statue des David, die heute von unschätzbaren Wert ist. Viele haben zuerst über diesen Stein eine abweisende Handbewegung gemacht, aber Michelangelo machte aus ihm diese weltberühmte Statue.

Der Mensch aber ist keiner Stein. Er kann sich entwickeln in seiner Schönheit, seiner Liebe, im Guten und das alles mit Gottes Hilfe. Jedes Gebet, alle Taten der Liebe tragen dazu bei, dass wir eine gute Ernte bringen. Das Problem unserer Zeit ist die Nichtbeachtung der Liebe Gottes. Es gibt Leute, die sind vom Bösen fasziniert, sie verbreiten das Böse und freuen sich noch darüber. Ein Christ muss aber nicht zu seiner Zerstörung beitragen, denn er weiß, dass Jesus das Böse durch seinen Tod am Kreuz besiegt hat. Das Böse hat keine endgültige Macht. Das Leben ist ein Kampf, aber immer ist die Liebe stärker. Mit Gottes Hilfe können wir dem Bösen die Macht nehmen, genau wie Christus es machte. Vor dem Bösen dürfen wir die Augen nicht verschließen. Es ist auch nicht unsere Aufgabe zu jammern, wieviel Böses es doch in Welt gibt, wir sollten lieber das Gute tun. Das Böse darf nicht unsere Liebe besiegen. Das wäre der Sieg des Bösen und das darf nicht geschehen.

   

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