19. Sonntag A Mt 14, 22-33

19. Sonntag  2017

Einführung,

Die Mutter  von Simon Petrus lehrte ihren Sohn das Gehen. Sie stellte sich vor Simon,  winkte  ihm und sagte zu ihm: Simon, komm!  Der kleine Bub öffnete die Hände, schwankte ein bisschen und dann machte er die ersten Schritte. Von dieser Zeit an begann Simon Petrus sich auf seine eigenen Beine zu verlassen. Aber auf dem Wasser zu  gehen wie Jesus,  das konnte er nicht. Das lehrte ihn auch seine Mutter nicht.

Predigt.

Als Petrus sah, dass Jesus auf dem See ging, wollte auch er es nachahmen. Darum sagte er zu Jesus: Herr, wenn du es bist, so befiehl, dass ich auf dem Wasser zu dir komme. Jesus antwortete ähnlich wie seine Mutter, als  Petrus noch klein war. Er sagte: Komm! Jesus gefiel, dass Petrus ihn nachahmen will. Er kam deshalb auf die Erde, damit jeder Mensch alles so tut, wie er es getan hat. Damit ist nicht gemeint, dass jemand auf dem Wasser gehen kann – das wäre zu wenig – es bedeutet, dass man so lieben soll wie er. Man soll vorangehen mit einem liebenden Herzen. Da freut sich Jesus, wenn wir ihn in dieser Weise nachahmen.

Solange Petrus sich auf Jesus konzentrierte, auf ihn vertraute, konnte er sogar auf dem Wasser gehen.  Als er sich aber  auf sich selbst konzentrierte und eine große Welle sah und Wind aufkam, begann er zu sinken. Petrus schrie in seiner Verzweiflung: Herr, rette mich! Jesus streckte sogleich seine Hand aus, ergriff ihn  und sprach zu ihm: Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt? Die Reaktion von Jesus ist von großer Bedeutung.  Petrus musste noch lernen, mehr Jesus zu vertrauen, an ihn zu glauben, nur so kann er ins Reich des Vaters eingehen. Diese Botschaft Jesu ist auch für uns heute noch aktuell. Wir alle sind Simons. Wir alle wollen das Ziel erreichen. Es wird uns aber nicht helfen, dass unsere Mutter uns das Gehen gelehrt hat. Man muss sich ein neues Gehen aneignen. Wir können das als Gehen im Glauben bezeichnen. Dabei ist es notwendig, dass wir uns auf Jesus voll und ganz verlassen. So werden wir Jesus ähnlich. Wenn uns das nicht gelingt, werden wir in unserem eigenen Egoismus ertrinken und wir können nur mehr wie Simon Petrus rufen: Herr, rette mich! Es helfen uns dabei das Wort Gottes und die Sakramente. Petrus kann für uns ein Beispiel sein, das uns zeigt, dass es nicht genug ist, sich nur auf sich selbst zu verlassen. Leider sagt die Welt von heute zu uns: Mensch, du musst dich auf dich selbst verlassen! Schon vor mehr als zwei hundert Jahren glaubten die Menschen, dass die Wissenschaft den Glauben ersetzen kann, dass wir den Glauben nicht mehr brauchen werden. Sie waren überzeugt, dass die Wissenschaft alle Probleme lösen wird. Diese Erwartung, dass die Wissenschaft den Menschen Glück bringt und alle Probleme löst, hat sich nicht verwirklicht. Es wurde zum Beispiele einige Krankheiten beseitigt, aber neue Krankheiten entstanden. Man erwartete sich eine gesunde Umwelt, aber gerade die Überproduktion führte die Welt in eine ökologische Katastrophe. Teile der wunderschönen Natur wurden vernichtet und in eine Wüste verwandelt. Aber es geht um mehr als um die Lösung technischer und ökologischer Probleme. Die Wissenschaft kann keine Antwort geben auf die Fragen des Sinnes für unser Leben und welchen Sinn das Leiden der Menschen hat. Was ist eigentlich der wirkliche Sinn des menschlichen Daseins? Auf diese Frage kann nur der Glaube eine befriedigende Antwort geben. Blaise Pascal, der von 1623 bis 1662 lebte, sagte: Es gibt keine Beweise über Gott, sondern nur Zeichen Gottes. Es ist genug, nur im Buch der Natur zu lesen. Es geht nicht um Erkenntnis, sondern um Verständnis. Begreifen kann man nur, was Sinn bringt!

Ich möchte mit einer Geschichte aus der Gegenwart meine Gedanken abschließen: Auf einer Veranda saß ein alter Mann. Auf der anderen Straßenseite spielte ein Mädchen mit ihrem Ball. Da sprang plötzlich der Ball hinüber zur Veranda des alten Herrn. Das Mädchen ging über die Straße, um ihren Ball zu holen. Dabei sagte sie zum alten Herrn: Ich sehe sie jeden Tag hier auf diesem Schaukelstuhl sitzen und in die Ferne schauen. Wohin schauen Sie? Er antwortete: Ach, mein Kind, du bist noch klein, das begreifst du nicht! Darauf sagte das Kind: Das stimmt, aber meine Mutter sagt immer zu mir, ich soll alles sagen, was mich bewegt. Vielleicht kann ich Ihnen helfen. Da erwiderte der alte Mann: Na, gut! Ich suche Gott, denn ich will noch vor meinem Tod wissen, ob er existiert.  Ich will, dass er mir ein Zeichen schickt. Darauf sagte das kleine Mädchen: Meine Mutter sagt immer, dass es Gott gibt, denn er gibt uns so viele Zeichen. Er zeigt sich uns, wenn wir atmen, wenn wir den Duft der Blumen riechen, wenn ein Kind geboren wird. Gott gibt uns Zeichen, wenn wir lachen oder weinen. Gott schenkt uns Zeichen durch den Wind, die Sonne oder den Regenbogen. Alle Zeichen sind sichtbar und spürbar und Sie glauben nicht daran? Das Mädchen beendete seine Rede mit den Worten: Meine Mutter sagt immer zu mir: Wenn du so etwas Großes nicht siehst, dann hast du vergessen, deine Augen zu öffnen. Gott zu sehen, bedeutet einfache Sachen zu sehen und in diesen das Leben zu sehen. Der alte Mann lachte und sagte: Ich sehe, du verstehst es zu philosophieren. Das Mädchen legte darauf sein Händchen auf seine Brust und auf sein Herz und flüsterte ihm ins Ohr: Gott ist hier und nicht irgendwo dort! Wenn wir die Augen öffnen, nehmen wir wahr, dass alles um uns zum Staunen ist, so bahnbrechend und der Glaube an Gott ist so wertvoll.

Nehmen wir uns vor, immer gerne Jesus nachzufolgen, der uns durch alle Wellen und Gewitterwolken des Lebens zu führen vermag!

  

Dieser Beitrag wurde unter Sonntagpredigt veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.