25. Sonntag A Mt 20, 1-16

25.Sonntag 2017 Die Vorstellungen über Gottes Gerechtigkeit.

Einführung

Nicht wenige Menschen meinen, dass Gott nicht gerecht ist, dass er  jemandem mehr gibt, dem anderen weniger. Es gibt ja wirklich große Unterschiede zwischen den Menschen. Wir sollten aber nicht andere beneiden, sondern uns bemühen, unsere Fähigkeiten sinnvoll einzusetzen. Gottes Gerechtigkeit ist eben anders als die menschliche Gerechtigkeit. Das ist die Lehre aus dem heutigen Evangelium.

Predigt

Wir haben gehört, dass es zu einem Streit unter den Arbeitern kam, als der Hausherr weggegangen war. Jene, die den ganzen Tag gearbeitet hatten, sagten zu jenen, die nur eine Stunde gearbeitet hatten: Gebt das Geld zurück, das ihr nicht verdient habt. Diese Arbeiter wehrten sich aber, denn Vertrag ist Vertrag. Ihr beneidet uns nur, weil wir genau so viel bekommen haben wie ihr.  

Dazu ein paar Gedanken: Die ältesten von ihnen könnten einen Vorschlag gemacht haben. Wir könnten alles Geld auf den Tisch legen und dann dieses Geld verteilen nach der Anzahl der tatsächlich gearbeiteten Stunden. Der Vorschlag ist ihnen vielleicht als gut erschienen. Nach einer Woche trafen sich die Arbeiter wieder. Eine von ihnen aber fehlte, nämlich der, der am ärmsten war. Er war gestorben. Sein Freund sagte: Er hatte immer Pech in seinem Leben. Vor einer Woche aber hat er Glück gehabt. Er hat vom Hausherren für eine Stunde Arbeit viel bekommen. Aber dann musste er den größten Teil seines Geldes wieder hergeben, weil wir es so vereinbarten. Es wäre gerechter gewesen, wenn wir es ihm gelassen hätten, so wie es vereinbart war und wie es der Hausherr verteilt hatte.

Wenn nun jemand meint, dass das Teilen des Lohnes im Evangelium ungerecht ist, so denke ich, dass das menschliche, rationale Teilen in Wirklichkeit auch nicht gerecht ist. Warum nicht? Wir können das Schicksal eines Menschen in einer Woche, in einem Monat, in einem Jahr nicht vorhersehen. Wir sehen nur die Gegenwart und den Moment, der gerade ist. Gerechtigkeit ist eine moralische Pflicht, die sehr viel Empfindsamkeit braucht. Es gibt ja auch deshalb Gewerkschaften, die sich dieses Problems annehmen. Das heutige Evangelium spricht aber nicht über Verdienst und Belohnung.

Eine Geschichte zur Veranschaulichung: Eine Mutter kommt mit mehreren Kindern zum Arzt. Eines ihrer Kinder ist schwach und unterentwickelt. Es kann nicht gehen, es spricht nur unartikulierte Laute. Es ist rührend, diese Mutter zu sehen, wie sie bei ihren Kinder sitzt und dem behinderten Kind den Speichel um den Mund wegwischt. Wird jemand der Mutter Vorwürfe machen, dass sie sich mehr um das kranke Kind als um die gesunden Kinder kümmert? Hat jemand den Mut zu sagen, dass dies eine schlechte Mutter ist? Ich denke, das kann jeder verstehen.

Das ist es auch, was Jesus den Menschen vor zweitausend Jahren sagen wollte. Die Menschen sind verschieden, Gott aber liebt alle Menschen, er ist zu allen gut.

Es gab zwei Gruppen von Menschen, die Jesus zuhörten – auf der einen Seite die Pharisäer und Schriftgelehrten, auf der anderen Seite die Zöllner und die Sünder. Jesus wusste, wie die Pharisäer dachten. Sie meinten: Gott hat uns gern, weil wir gerecht sind und uns bemühen, die Gebote zu halten. Die Zöllner und Sünder sind Lumpen. Wie kann Gott sie lieb haben? Sie verdienen eine Strafe.

Was ist nun der Sinn des heutigen Gleichnisses? Jeder, der in Gottes Weinberg arbeitet, bekommt einen Denar – einen Lohn für das ewige Leben. Die Belohnung ist gleich, obwohl es für die Juden unannehmbar war, dass sie in denselben Himmel kommen wie die Heiden, wie die Sünder. Die Juden, die schon Hunderte von Jahren in Gottes Weinberg arbeiteten, fühlten sich als das auserwählte Volk und sie konnten einfach nicht anerkennen, dass auch die Heiden erlöst werden können. Es war für sie unerhört, dass auch Griechen und Römer Anteil haben am Erbe Gottes, das nach ihrem Verständnis nur für sie bestimmt war.

Wir sehen und erfahren also, dass die Liebe und Gerechtigkeit bei Jesus anders ist als bei den Menschen. Die Liebe ist für Jesus universal und nicht begrenzt, für uns manchmal schon. Das heutige Evangelium warnt uns vor Neid und vor Unverträglichkeit und lädt uns ein zu einer universalen Liebe. Das ist wichtig, weil es in der Welt viel Neid und wenig Liebe gibt, was zu Streit, Unruhe und Kriegen führt.

 

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