31.Sonntag A Mt 23,1-12

 31.Sonntag 2017 – Sie sprechen und sie tun es nicht

Äußerungen ohne Liebe sind pharisäerhaft. Ähnlich ist das auch im Bereich der Religion.  Äußerlichen Zeremonien ohne innerliche Einstellung der Liebe zu Gott sind ungenügend. Das will Jesus uns im heutigen Evangelium sagen. Sind bei uns Äußerlichkeiten im religiösen Bereich in Harmonie mit der inneren Einstellung zur Liebe?  

Predigt

Jesus hatte Streit mit den Schriftgelehrten und mit den Pharisäern. Er sagte von ihnen: Alles was sie tun, tun sie nur deshalb, damit die Menschen es sehen. Sie machen ihre Gebetsriemen breit und die Quasten an ihren Gewändern lang. Jesus war gegen diese Bestrebungen der Schriftgelehrten und Pharisäer, er war für ein gutes und heiliges Leben. Er wollte das Äußerliche und Innerliche im Leben in Einklang bringen. Wir müssen zwischen der äußerlichen Reinheit und der inneren Reinheit unterscheiden. Die äußerliche Reinheit ist das, was wir mit unseren Augen sehen. Wir könnten das auch als zeremonielle Reinheit bezeichnen – die saubere Kleidung, das gepflegte Äußere. Aber was ist die innere Reinheit? Das bedeutet, dass der Mensch gerecht, moralisch gut und barmherzig ist. Die Pharisäer und Schriftgelehrten aber bemühten sich mehr um die äußerliche zeremonielle Reinheit. Sie kümmerten sich wenig um die Verbindung von äußerlichem und inneren Leben. Für sie war wichtig, dass sie äußerlich rein waren und achteten daher sorgfältig, äußerlich nicht unrein zu sein.  

Im Buch Levitikus sind die Quellen der Unreinheit in den Kapiteln 12 -15 beschrieben. Die Juden kannten diese Vorschriften sehr gut. Dazu folgendes Beispiel: Der Tod störte das Leben im Haus. Wenn jemand einen Leichnam berührte, war er unrein. Wenn ein Jude wieder rein sein wollte, musste er sich zuerst einer zeremoniellen Reinigung unterziehen. Das ist nicht nur symbolisch zu verstehen, sondern auch hygienisch. Auch Lebensmittel und Geschirr sollten stets rein sein und deshalb wurden sie von den Juden sorgfältig gespült. Doch dachten sie bei diesem Abwaschen nicht an ihre innere Reinheit. Das hatte für die Pharisäer und Schriftgelehrten keine ethische Bedeutung. Die gläubigen Juden sahen in jeder Speise, als ob sie dem Tempel gehörte. Durch ihre Handlungen gaben sie kund, dass für das häusliche Mahl dieselben Regeln gelten als für das priesterliche Mahl im Tempel. Aber auch dort ging es um die äußerliche Reinheit und Ordnung.

Wir wissen, dass wir uns regelmäßig waschen müssen und dass auch im Haushalt alles regelmäßig gereinigt werden muss. Da haben wir auch heute kein Problem mit dieser zeremoniellen Reinheit.

Dazu wieder ein Beispiel: Die Gläubigen bringen ihre Kinder zur Taufe in die Kirche, schön gekleidet und gepflegt. Ähnlich ist es bei der Erstkommunion, der Firmung und der Hochzeit. Auch Menschen, deren Glauben eher schwach ist, halten diese Dinge für wichtig. Schön gekleidet, sauber gewaschen zu sein, ist für sie ganz natürlich. Was uns bedroht ist die Ichbezogenheit, die Gleichgültigkeit gegenüber religiösen Dingen und der liberale Zustand. Dadurch wird der Lebensstil beeinflusst, sowohl im Denken als auch im Handeln der Menschen und Religion ist nur Privatsache. Ob ich bete oder nicht, was geht das die anderen an? Ob ich am Sonntag zur Heiligen Messe gehe, das ist meine Sache? Ich habe das Recht, mich für  Empfängnisverhütung, Abtreibung und Euthanasie zu entscheiden. Wenn ich will, kann mich mit meinem Freund oder meiner Freundin ohne Trauschein zusammenleben. Gleichgültigkeit ist in unsere Welt eingezogen. Der Mensch stellt sich gegen so manche Werte, es ist alles egal. Das äußert sich auch im politischen Bereich, wenn man an die geringe Teilnahme an Wahlen oder Volksabstimmungen denkt. Auch im Arbeitsbereich wird man nicht initiativ, wenn die Arbeit schlecht bezahlt wird. Gleichgültigkeit herrscht auch in den Familien, wenn Menschen sich nicht mehr verstehen und als beste Lösung die Scheidung sehen. In vielen Bereichen des Lebens herrscht die Einstellung zur Gleichgültigkeit.

Was ist die Wurzel dieses Phänomens? Das Glaubenszeugnis fehlt weitgehend. Wenn wir uns aber bemühen, das Wort Gottes hören und danach leben, dann bekommen wir Licht auf unserem Weg.

Schön illustriert ist dies in einer Erzählung über Rabbi Akivov. Er kam ins Gefängnis und sein Freund Jehoschuha brachte ihm jeden Tag Wasser. Der Rabbi teilte sich das Wasser immer ein – einen Teil nahm er zum Trinken und einen Teil zur zeremoniellen Waschung. Einmal stieß der Aufseher den Behälter mit Wasser um und die Hälfte des Wassers ergoss sich auf den Boden. Der Rabbi dachte nach: Soll ich das Wasser trinken, damit ich nicht sterbe oder soll ich es zur zeremoniellen Reinigung gebrauchen, damit ihr vor Gott nicht tot bin? Dann protestierte er. Er hat so lange nichts gegessen, bis man ihm so viel Wasser brachte, damit er die Hände waschen konnte. Als die Menschen davon hörten, sagten sie: Wenn Rabbi Akivov sich in seinem hohen Alter so verhält, so würde er sich auch im Jugendalter so verhalten haben. Wenn er das im Gefängnis machte, um wie viel mehr würde er es in Freiheit tun.

Dem Gesetz Gottes vor dem eigenen Leben Vorrang zu geben, das ist wahres Heldentum. Das war der Weg von Jesus. Das sollte auch unser Weg sein. Ein Wort zum Schluss: Unsere innere Haltung ist wichtig für Gott, sie wird entscheidend sein für unser Heil. Seien wir uns dessen bewusst!

 

  

 

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