12.Sonntag A im Jahreskreis Mt 10,26-33

Gott, unser Vater, der uns beisteht wie ein gewaltiger Held, sei mit euch.

Einführung.

Angst ist äußerst menschlich, sogar Jesus hatte Angst. Glaube und Gebet sind das stärkste Gegenmittel gegen jede Angst. Jeder Mensch hat vor etwas Angst.

Jesus, du hast ohne Furcht dein Wort verkündet. Herr, erbarme dich unser.

Wenn wir dir dienen, bist du unser Mittler und Anwalt beim Vater. Christus, erbarme dich unser.

Du hast uns nichts verschwiegen, was uns den Weg weisen kann. Herr, erbarme dich unser.

Predigt.

Wovor haben Sie Angst? Sie reden wahrscheinlich nicht so gerne darüber wie ich, manchmal wollen Sie gar nicht darüber nachdenken. Es können Kleinigkeiten sein: zum Beispiel Spinnen oder Mäuse, oder vielmehr Existenzbedrohendes: Arbeitslosigkeit oder Krebs. Für Menschen aller Zeiten, von der Urzeit bis heute, war und ist Angst ein schwieriges Problem. Damals hatten die Menschen Angst vor wilden Tieren, Waldbränden, Epidemien, Naturkatastrophen usw. Wir, die Menschen des 21. Jahrhunderts, glauben, dass wir die Kräfte der Natur kontrolieren, die einst das Leben bedrohten. Aber jedes Unglück zeigt, dass es keine vollkommene Sicherheit gibt; dass wir Menschen immer den Kräften der Natur ausgeliefert sind.

Viele Menschen leiden unter Angst. Kinder haben Angst: Angst vor der Dunkelheit, Angst vor der Schule. Junge Menschen haben Angst: Angst davor, nach der Schule keinen Job zu finden, Angst vor, der Scheidung der Eltern. Eltern haben Angst: Angst um ihre Kinder und ihre Zukunft. Steckt diese Angst vor der Zukunft nicht –Sie ist tief verborgen – in jedem von uns: Angst vor der nahenden Wirtschaftskrise, vor Arbeitslosigkeit, vor der Geldentwertung, vor Alter und Einsamkeit, vor Krankheit und vor dem Tod, Angst vor allem Möglichen.

 Psychologen  nennen die Angst, die keinen Gegenstand oder konkreten Grund hat,  Numinöses (Unerklärliches). In diesem Sinne nennt der Philosoph Martin Heidegger Angst „die Grundstimmung des Lebens“. Für ihn gehört Angst immer zum menschlichen Leben. Angst erfasst einen Menschen, der sich unsicher fühlt, der sich auf die eigene Kraft verlässt und dann seine Grenzen spüren muss. Die menschliche Angst lässt sich unterschiedlich erklären, ebenso wie die Rezepte, die wir dagegen ausprobieren.

Umgang mit Angst

Es gibt viele Möglichkeiten, der Angst zu entkommen:

 der Griff zur Flasche,
 Drogen zum Vergessen,
 religiöser Fanatismus,
viele nehmen sich aus Angst sogar das Leben.Wie können wir sonst mit der Angst umgehen? Wir sollten nicht übersehen, dass in der Angst auch etwas Positives verborgen ist. Durch Angst können wir Gefahren erkennen. Es aktiviert einen Abwehrmechanismus. Angst kann auch eine Chance sein, zu sich selbst zu finden: In der Angst kommen manchmal verborgene Kraftquellen zum Vorschein und machen mich stärker und belastbarer. Angst kann ganze Gruppen und Nationen gegen die Mächtigen vereinen. Ich denke auch an den Fall der Berliner Mauer. Angst mobilisierte Menschen, friedlich für die Freiheit einzutreten. Die Angst vor einem Weltkrieg, einer Klimakatastrophe oder etwas anderem gibt den Anstoß, am Runden Tisch immer wieder gemeinsam nach einer Lösung für dieses Problem zu suchen – zumindest wenn die Angst groß genug ist.

Nimm Zuflucht bei Gott

Angst ist jedoch auch ein Anreiz für Menschen, Unterstützung bei Gott zu suchen. Der Prophet Jeremia hatte große Angst. „Ich habe den Spott vieler gehört: Terror von allen Seiten!“ (Jer 20,10). In dieser Situation wandte er sich an Gott. Die erste Lesung verrät uns davon. Jeremia vertraut in all diesen Ängsten auf Gott und bekennt am Ende: „Dir habe ich meinen Streit anvertraut.“ Singt dem Herrn, lobet den Herrn, denn er hat das Leben der Armen aus der Hand der Verbrecher errettet“ (Jer 20,13). Jeremia lädt uns ein, sein Vertrauen auf Gott nachzuahmen. Er klammerte sich an Gott und wurde gerettet.

Jesu Beispiel

Im heutigen Evangelium ruft uns Jesus dreimal auf: „Fürchtet euch nicht!“ (Mt 10,26.28.31). Darum geht es Jesus: Er möchte uns die feste Zuversicht geben, dass Gott stärker und mächtiger ist als alle Sorgen dieser Welt. Er sagt uns nicht, dass uns niemand und nichts schaden kann. In der Realität der Welt und unseres Lebens mit all seinen Höhen und Tiefen bietet uns Jesus eher sein Vertrauen auf Gott als seine Hilfe an – trotz aller Enttäuschungen, trotz aller Verluste, trotz des unausweichlichen Todes.

Jesus will uns keine Angst machen, aber er kümmert sich um uns. Er sagt: Gott ist unser Vater! Er kümmert sich um uns! Er kümmert sich um jedes Haar auf Ihrem Kopf. Schließlich kümmert er sich sogar um Spatzen, die ihm nicht so wichtig sind wie wir. Manchmal lässt er zu, dass sogar die Spatzen tot vom Dach fallen, und auch wir werden sterben. Aber auch im Tod sind wir für ihn nicht verloren. Also mach dir keine Sorgen!So macht Jesus uns Mut. Doch in der Nacht vor seinem eigenen Tod überkam auch ihn die Angst, und nur das Gebet half ihm, diese Angst zu überwinden. Der Vater half ihm im Gebet. Jesus ging mutig seinen Henkern entgegen.

Vertrauen auf Gott – stärker als die menschliche Angst.

Glaube und Gebet werden die Angst nicht aus der Welt oder aus unseren Herzen nehmen. Aber sie bilden die stärkste Gegenkraft gegen jede Angst. Denn der Glaube Jesu sagt uns: Diese Welt mit ihren Lasten und Sorgen wird eines Tages vergehen. Aber Gott bleibt und wir bei ihm. Wer auf Gott vertraut, muss keine Angst vor Menschen haben! Diese Angst äußert sich oft in der Sorge um das eigene Aussehen, die eigene Stellung, den eigenen Frieden, das eigene Wohlergehen und Leben, die eigenen Mitmenschen.

Jesus ruft uns heute auf: Vertraue auf Gott! Lassen Sie sich jedoch nicht dazu verleiten, Ihrer Mission, Ihren christlichen Überzeugungen und Werten untreu zu werden, nur  Ihr Image nicht geschwächt wird. Nur damit sie dich nicht als Verrückte, als Narren auslachen! Denn unsere Welt braucht unweigerlich ein Zeugnis des Vertrauens auf Gott, unser Vertrauen auf Gott, so wie es damals zur Zeit Jesu und in der unsprünglichen Kirche.

In der Ehrfurcht vor Gott, die uns Jesus Christus geboten hat, wagen  wir zum Vater zu beten.

Damit der Herr sich vor dem Vater zu uns bekennen kann, wollen wir ihn um seinen Frieden bitten.

Selig, die den Herrn Jesus Christus vor den Menschen bekennen und ihn als Anwalt finden beim Vater im Himmel.

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