Gedächtnis der Schmerzen Mariens. Joh 19,25-27

Jesus, der uns Maria zu unser Mutter gegeben hat, sei mit euch.

Sie ist die junge Mutter, die ihr Jesuskind in den Tempel trägt, um es Gott zu opfern. Dort hört sie aus dem Munde des alten Simeon einen Lobgesang auf den kleinen Jesus, der ein  “Licht, sein wird  um die Heiden zu erleuchten, aber gleichzeitig auch feierliche Worte der Prophezeiung “Er ist bestimmt zum Fall und zum Aufstehen vieler in Israel und zu einem Zeichen, dem sie widerstehen werden, und ein Schwert wird deine Seele durchbohren” (Lk 2,34-35).

Jesus, du bist für uns am Kreuz gestorben. Herr, erbarme dich unser.

Dein toter Leib lag auf dem Schoß der Mutter.Christus, erbarme dich unser.

Du hast uns die läuternde Kraft des Leidens offenbart. Herr, erbarme dich unser.

Nicht ein Schwert, sondern ein vielschneidiges, siebenfaches Schwert. Wahrlich, die Schmerzen haben Maria überrollt: die nächtliche Flucht vor den Mördern durch die Wüste in ein fremdes Land, ins Exil, in die Ungewissheit; dann die Rückkehr in die Heimat und der Neuanfang; der Verlust des zwölfjährigen Jesus im Tempel und die dreitägige quälende Suche nach ihm; die Begegnung mit dem gegeißelten Jesus auf dem Kreuzweg und dann seine Kreuzigung. Wie mag sie sich gefühlt haben, als sie ihm auf der Straße als Verbrecher unter dem schändlichen Holz des Kreuzes begegnete, gegeißelt, blutig, bespuckt; als man ihm danach auf Golgatha Nägel in Hände und Füße schlug; als sie ihn in unermesslichen Schmerzen auf dem Holz des Kreuzes zwischen Himmel und Erde ausgestreckt sah; als sie diese drei endlosen Stunden in geistiger Agonie mit ihm durchlebte.

Das wäre für jede Mutter zu viel gewesen. Und doch wird sie, eine schwache Frau, nicht ohnmächtig, sondern steht unter dem Kreuz ihres Sohnes, ungebeugt von der Last des Schmerzes, ungebrochen in der Seele. Sie steht, auch wenn das grausame Schwert eine lebendige Wunde in ihr Herz reißt. Stabat Mater dolorosa! Stehende Mutter des Schmerzes! In diesen dramatischen Momenten gipfelt die unermessliche Liebe des am Kreuz hängenden Sohnes. Der würdige Zeuge und geliebte Jünger Johannes, der mit der Mutter Jesu am Fuß des Kreuzes stand, berichtet uns, wie Jesus zu seiner Mutter sagte: “Frau, siehe, dein Sohn!” Dann sagte er zu dem Jünger: “Siehe, deine Mutter!” Und von jener Stunde an nahm der Jünger sie zu sich” (Joh 19,25-27).

“Der Apostel Johannes steht stellvertretend für uns alle am Fuße des Kreuzes. Und wir können in den Worten, die Christus zu Johannes sprach, dieselbe Wahrheit über die Mutterschaft Marias finden, die ihm überliefert wurde. Von nun an können wir sie “Meine Mutter” und “Unsere Mutter” nennen. “Meine Mutter” als Einzelne; “Unsere Mutter” als Gemeinschaft. Ganze Völker können sie Mutter nennen. Dort also, am Fuße des Kreuzes, hat die erlösende Liebe Jesu Christi auch uns erreicht.

Doch selbst der letzte Schrei zu Tode gefoltert Sohnes markiert nicht das Ende von Marias Schmerz. Der Speer des Soldaten durchbohrte nicht mehr das tote Herz Jesu, sondern landete im lebendigen Herzen seiner Mutter. Als sie dann den Leichnam des Sohnes vom Kreuz in ihren Schoß nahmen, wurde jede Wunde, jeder Dorn, jeder Schlag, jede Prellung und jedes getrocknete Blut, jede Nagelnarbe in ihrer Seele erneuert. Ihr stiller, aber intensiver Schmerz war wie eine neue Kreuzigung, die das sensible Genie von Michelangelo auf der marmornen Pieta festzuhalten wusste.

Liebe Brüder und Schwestern, wir brauchen uns nicht zu fürchten, und wenn wir in unserem Leben auch mit Schmerzen, Leiden oder verschiedenen Schwierigkeiten konfrontiert werden – wir haben eine MUTTER – die Mutter der Sieben Schmerzen, die uns versteht, die weiß, was Schmerz ist, aber gleichzeitig – weiß, was Hoffnung ist, was Liebe ist – wahre Liebe, von der sie selbst umarmt wurde, als Gott sie zur Mutter seines Sohnes erwählte…

Und hier sehen wir, dass Liebe und Schmerz sozusagen Hand in Hand gehen – aber der Schmerz, der mit der Liebe verbunden ist, zerstört die Liebe nicht, er hilft, vorwärts zu gehen. Maria, lege Fürsprache bei deinem Sohn für uns ein, für unsere Gesellschaft, für unsere Familien, für unsere Lieben, dass wir nicht vor dem Schmerz davonlaufen, sondern dass wir gemeinsam mit dir in der Hoffnung gehen, damit wir ein Zeugnis des Glaubens für jene sind, die den wahren Sinn des Lebens, die wahren Werte suchen…

Kreuz und Leid sind der Anteil unseres irdischen Lebens. Damit wir es tragen lernen, wollen wir zum Vater beten.

Damit uns das Kreuz des Herrn zur Auferstehung und zum Frieden führe, wollen wir den Herrn bitten.

Selig, die mit Maria unter dem Kreuz stehen und Anteil erhalten an Auferstehung und Herrlichkeit.

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