Ehejubiläum

Ehe –Jubiläum
Fünfundzwanzig Jahre ehelicher Gemeinschaft sind ein Grund zu Freude und Dank. Dabei geht es nicht um ein Abwägen und nicht um ein Aufrechnen. Solche Jahre waren sicherlich gefüllt von Freude und Leid, von Wohl und Wehe. So ist das menschliche Leben, das immer aus beiden fließt und in beides mündet. Die Frucht auf dem Feld reift ebenfalls nur von beiden – vom Regen und vom Sonnenschein. So reift der Mensch durch Freud und Leid, beides gehört dazu. Die Jahre einer Ehe sind ebenso gezeichnet von Gewinn und Verlust. Wir meinen nur oft, die Gewichte seien nicht richtig verteilt. Wir bedenken zu wenig, dass wir beides brauchen, um Mensch zu sein. Unser Herz braucht Liebe und Tränen, und Tränen kommen aus der Liebe ebenso wie aus dem Leid. Nur so wird Liebe ganz und wirklich erfüllt, wird zur Kraft unseres Lebens.
Ist es noch notwendig, nach fünfundzwanzig Jahren nach der Liebe zu fragen, einer Liebe, die beglücken kann und einer Liebe, die auch enttäuschen kann? Was ist der Urgrund der Liebe? Die Liebe kommt von Gott her, sie ist aus Gott, so sagt Johannes in seinem ersten Brief. Nicht wir machen sie – nicht wir haben sie. Sie ist immer ein Geschenk und will als Geschenk weitergegeben werden. Dabei ist die Liebe, die aus Gott kommt, immer zugleich auch erlösende Liebe, denn wir sind immer in der Gefahr, uns in uns selbst zu verkrampfen. Das Hemd ist uns näher als der Rock. Wir sind uns selbst der Nächste. Gott ist in seiner ganzen Fülle und Größe seines Seins der, der für andere da ist, der sich immerzu verschenkt, an andere denkt, uns Menschen glücklich machen will, wenn wir es wollen. So ist seine Liebe Erlösung für uns, wenn wir ihn suchen, zu ihm gehen. Er kommt uns mit seiner Liebe und Gnade entgegen und löst die Schuld, aus der wir sonst nicht hinausfinden. Er erwartet nicht einmal eine Gegenleistung. Er stellt keine Bedingung. Für den Suchenden ist er da. Sind wir das ebenso? So bereitwillig und fraglos wie er? Wir müssen einander lieben, weil Gott uns liebt, sagt Johannes, damit seine Liebe in uns vollendet wird. Wir könnten es noch anders sagen: Damit wir in seiner Liebe vollendet werden. Vollendung heißt ja, dass wir reifen für sein Reich, für seine Unendlichkeit und Ewigkeit. Noch mehr, denn das heißt ja, dass in einer Ehe einer den anderen zu solcher Vollendung führt- durch die Liebe, die aus Gott kommt. Man kann das noch anders sagen. Ein Gleichnis von Jesus spricht vom Salz und vom Licht. Salz ist keine Mahlzeit. Man kann nicht allein davon leben, man kann es nicht als Nahrung genießen und dennoch benötigen wir es. Es gehört zu den Aufbaustoffen unseres Körpers. Deshalb spielt es in unserem Leben eine so wichtige Rolle. Es ist kein Genussmittel, und dennoch macht es die meisten Speisen erst genießbar. Speise wird geradezu erst zum Genuss.
Es ist so wie immer in unserem Leben. Wir sagen Tag für Tag viele Worte – belanglose und wichtige. Wir sagen sie hart und scharf, damit wir nicht missverstanden werden. Wenn wir sie mit dem Begleitton der Liebe sagen, klingen sie anders, wirken sie anders. So ist auch das Licht noch kein Leben, dennoch braucht unser Leben Licht. Wie traurig wäre es auf dieser Erde, wenn es kein Licht gäbe. Wir brauchen vieles zum Leben. Erst das Licht gibt Schönheit und Farbe, gibt Glanz und Gestalt. Nur in die Sonne sehen können wir nicht. Unser Auge würde verbrennen. Die Sonne macht dennoch unser Leben erst schön. In ihrem Licht erkennen wir erst was schön ist und gut. So ist die Sonne so etwas wie das Gütezeichen der Welt – und die Liebe ist das Gütezeichen der Ehe. Warum sage ich das? Fünfundzwanzig Jahre sind Erfahrung genug , um das zu wissen. Erfahrungen jedoch muss man filtern. Muss man sie durch ein Sieb gehen lassen, damit die Jahre dieser Zeit sich lösen von der Asche und dem Staub unserer Resignation und Gleichgültigkeit. Damit übrig bleibt, was Freude und Beglückung war. Das heißt ein wenig Zwischenbilanz machen, nicht als Abrechnung, ob man auf seine Kosten gekommen ist, sondern um den Weg zu erkennen, der in die Zukunft führt. Denn das Leben ist ein steter Wandel. Ist nicht ein Heute wie Gestern und ein Morgen wie heute. Unser Leben wandelt sich von einer Stufe des Lebens zur andern. Wir erfahren uns selbst immer neu, und so muss die Liebe immer neu werden. Sie genügt heute nicht so, wie sie gestern war. Und sie muss morgen noch anders sein, reifer, verklärter. Nicht nur die Welt um uns wandelt sich in einer steten ununterbrochenen Entwicklung. Wir selbst wandeln uns von Tag zu Tag. Das heißt, die Ehe nicht nur so fortsetzen, so wie sie in diesen Jahren war, sondern sie selbst zu einem Quell gegenseitig geschenkten Lebens machen. So wird Ehe von neuem Salz und Licht, das hinausleuchtet über den engen, kleinen Kreis von Ehe und Familie ,das zum Zeugnis jener Liebe werden kann, die aus Gott kommt und immer neu kommt, zugleich immer neu beglückend. So mag diese Stunde eine Stunde der Freude und des Dankes sein. Gott verschenkt sich uns immer neu, wenn wir immer neu den Mut haben , ihn anzunehmen und in unserer Mitte zu behalten. Möge seine bleibende Gegenwart die Frucht dieses Tages sein!

Dieser Beitrag wurde unter nicht eingereiht veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.