Erscheinung des Herrn 2014

Erscheinung des Herrn 2014 A

Einleitung

„Meine Liebe, du warst so lieb zu mir damals, als du Geld brauchtest!“ „O nein, ich bin immer lieb zu dir!“ Im Inneren ist der Mensch, sei es nun ein Mann oder eine Frau,  oft eigennützig.   Auch Kinder verhalten sich oft nur lieb und freundlich,wenn sie Geld brauchen.  Versicherungvertreter sind nett, wenn sie Klienten ansprechen, aber wenn ein Schadensfall ansteht und eine Summe auszuzahlen ist, sind sie schon zurückhaltender.

Am Fest der Erscheinung des Herrn wollen wir entdecken, dass die Welt Gottes im Unterschied zur menschlichen Welt uneigennützig ist. Wenn Gott sich offenbart, macht er das nicht deshalb, weil es etwas zu gewinnen gibt. Er zeigt damit nur seine Zuneigung zu uns Menschen.

Predigt

Wenn wir uns ein Merkmal  oder ein Zeichen für Gott ausdenken müssten,  würden wir etwas Imposantes vorschlagen. Gott aber präsentiert sich uns im Zeichen eines ohnmächtiges Kindes. Große und mächtige Herren haben ihre besonderen Zeichen: Schöne Häuser, Paläste, Bodyguards, hohe Löhne. Gott,  der der Herr der Welt ist, erwählte sich als sein Zeichen  die Ohnmacht eines Kindes, Demut und Einfachheit. Im Lukas-Evangelium lesen wir: ,,Und dies soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das in Windeln gewickelt in einer Krippe liegt“. Das Zeichen des großen Gottes ist, dass er ein kleines Kind wurde. Er erlaubt uns,  ihn zu berühren und er bittet um unsere Liebe. Die drei Könige fragten sich am Anfang: ,, Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen um ihm zu huldigen“. Sie meinten,  einen König in einer großen Stadt zu finden. Doch die weisen Männer fanden Jesus nicht in einem königlichen Palast, sondern in Bethlehem in einem Stall. Dort beteten sie ihn an. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch  und Myrrhe als Gaben dar. Das ist kein Märchen. Das ist geschichtliche Wirklichkeit. Der Heilige Hieronymus schreibt, dass dieses Fest dem Menschen hilft, Gott in einem Kind anzunehmen und es auch hilft, dass Gott unter uns Menschen wohnen kann.

Es ist wie bei einer Ehe, keine Ehe entsteht plötzlich.  Ein junger Mann besucht die Familie seiner zukünftigen Frau, die Braut besucht die Familie ihres zukünftigen Mannes. Allmählich  lernen sie sich einander kennen, um dann einen Ehebund zu schließen.

Gott gewöhnte sich an die menschlichen Verhältnisse und er lädt uns ein, uns an die Welt Gottes zu gewöhnen. Die Welt Gottes, das ist der Welt der Liebe, der Toleranz, der Gerechtigkeit. Das heutige Fest lädt  uns ein, uns durch das Kind Jesus formen zu lassen. Es lehrt uns Demut und damit wächst unsere Größe. Wenn wir auf die Methoden des Herodes verzichten, werden wir in Wahrheit und in Liebe leben, wird unser Leben wirklich groß. Leider ist für viele die Macht wichtiger. Gott, möge uns die Kraft schenken, dass nicht Macht für uns wichtig ist, sondern Demut!  Viele sind sensationsgierig und sind enttäuscht, wenn Gott nicht nach ihren Vorstellungen handelt. Sie hören auf, an zu Gott zu glauben, denn für sie ist Gott nur da, ihre Probleme zu lösen und ihre Fehler zu korrigieren.  Menschen haben manchmal  die Sensation im Blick, sie halten Ausschau nach etwas Besonderem.

Ein konkretes Beispiel: Ein junger Mann, 25 Jahre alt, hatte einen Autounfall. Daran war er vollkommen selbst schuld.  Er war sehr betrunken und sauste mit 190 km/h Geschwindigkeit über die Straßen. Fast immer ist er so oder ähnlich gefahren. Es war nur eine Frage der Zeit,  wann etwas passieren wird. Der junge Mann  überlebte den Autounfall , aber er liegt im Komma – also ein lebendiger Leichnam. Die Familie ließ eine heilige Messe für seine Genesung lesen.  Sein Gesundheitszustand blieb aber immer gleich. Wie reagierte da  die Familie?  Sie wandten sich von Gott ab und gingen nicht mehr in die Kirche. Gott hatte bei dieser Familie keinen Platz mehr.  Er sollte ein Wunder wirken und wirkte es nicht.  Die Wirklichkeit,  dass ihr Sohn an dem Autounfall hundertprozentig selbst schuldig war,  wollten sie nicht anerkennen.

Wir müssen begreifen, dass Gott dem Menschen einen freien  Willen gab. Das bedeutet, dass  ein Mensch Gutes und Böses tun kann. Wenn ein Mensch das Böse tut, verhindert das Gott nicht. Gott hinderte auch Herodes nicht daran, in Bethlehem kleine Kinder töten zu lassen. Gott verhinderte auch nicht,  dass Millionen  Menschen im Konzentrationslager starben. Nach Meinung vieler Menschen, sollte Gott eingreifen. Er sollte das nicht erlauben. Ja,  Gott hätte  auch auf die Welt als ein mächtiger Herrscher kommen können, vor dem jeder Mensch große Furcht hätte. Ja, Gott hätte das so einrichten können,  dass kein Mensch Böses tun könne. Dann aber könnten wir nicht von einem freien Willen sprechen. Gott wählte für die Menschen einen anderen Weg. Er selbst hat uns diesen Weg durch sein Leben gezeigt. Der Mensch muss sich frei für das Gute entscheiden.

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