22 Sonntag A Mt 16,21-27

22. Sonntag A 2014

Einleitung

Weltmeisterin im Weinen ist eine Amerikanerin.  Sie weinte zweieinhalb Stunden ohne Zuhilfenahme einer Zwiebel. Sie hat also eine  Medaille gewonnen. Am nächsten Tage hatte sie die Möglichkeit,  ihren Rekord zu überbieten, und zwar mit einem echten, nicht gekünstelten Weinen. Ihr Mann hatte sie verlassen mit all ihren Ersparnissen. Beim Wettbewerb hatte sie also ihre Tränen vorgespielt, am nächsten Tag wurden sie ernst. Im Leben jedes Menschen sind Tränen einmal Zeichen der Freude und des Glücks, ein andermal wieder Zeichen des Schmerzen und der Enttäuschung. Niemand auf der Welt kann immer nur lächeln. Jeder muss sein Kreuz tragen und auch darüber manchmal weinen.

So sind auch die Worte Jesu im heutigen Evangelium zu verstehen, wenn es heißt: “Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn,wer sein Leben retten wird es verlieren,wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen”. Einfach gesagt,  ob man will oder nicht, unsere Wege sind nicht immer nur freudig, sie können uns auch schwer belasten und wir müssen sie als unser Kreuz annehmen. Von diesem Kreuz ist eben im heutigen Evangelium die Rede.

Predigt

Es ist leicht ,,Weltmeister” zu sein,  wenn man gesund ist. Man ist berühmt und die Zeitungen berichten davon. Schwerer ist es, “Weltmeister” zu sein, wenn man krank ist, wenn man verlassen wird, wenn man enttäuscht wird. Kraft zu haben, um Schwierigkeiten zu überwinden, ein Kreuz zu tragen,  ist keine  leichte Situation. Jesus ist aber immer an unserer Seite und will uns Kraft geben.

Wie ging Jesus mit seinem Leiden in seinem Leben um? Er hat es weder gesucht, noch vermieden. Es tat ihm weh, wenn die Pharisäer ihn ablehnten. Es tat ihm sicherlich auch weh, zu seinen Jüngern zu sagen, er müsse nach Jerusalem gehen und dort vieles erleiden.    Auch schmerzte es ihn, dass Judas ihn verraten h. Jesus erlebte also auch Verlassenheit und Verurteilung. Aber er erlebte sie in der Vereinigung mit seinem Vater. Er folgte und vertraute ihm.

Es war für Jesus leicht ein “Weltmeister” zu sein, wenn alle auf ihn schauten, ihn zuhörten und sahen, dass er Wunder wirkte, wie zum Beispiel bei der Brotvermehrung oder wenn sie ihn zum König machen wollten. In Jesus aber zeigt sich der wahre “Weltmeister” als er gegeißelt, gekreuzigt und zum Tode verurteilt wurde – und das alles für uns, für unsere Erlösung.

Zu jener Zeit aber begriff Petrus den Sinn des Leidens noch nicht. Darum sagte er zu Jesus: “Das soll Gott verhüten. Das darf nicht mit dir geschehen!” Jesus antwortete ihn darauf: “Weg mit dir Satan, geh mir aus den Augen!” Und was wollte Jesus damit sagen? Er wollte damit sagen, dass auch das Leiden im Leben eines Menschen einen Sinn hat.

Wenn ein Mensch an der Hand einen Tumor entdeckt, dann fragt er sich: “Ist das ein Krebs? Was wird mit mir geschehen?” Gerade in einer solchen Situation, ist es entscheidend,  sich Jesus zuzuwenden, denn er hat für uns ein Leben in Ewigkeit. Das ist nicht einfach, aber Jesus ist bei uns, auch wenn wir ratlos und traurig sind. Er liebt uns und gibt uns Kraft, ein Leiden anzunehmen. Aber es ist natürlich auch verständlich, dass da die Frage auftaucht: “Wo ist Gott? Warum greift er nicht ein?” Auch Petrus dachte damals bei der Ankündigung des Leidens Jesu so: “Gott wird sicher eingreifen, er erlaubt nicht, dass Jesus leidet.”Petrus musste seine Ansicht allmählich ändern. Er stellte fest, dass Gott anders  denkt als wir Menschen.

Der Schweizer Psychotherapeut Carl  Gustav Jung verglich einmal die Einstellung zum Leiden aus der Sicht Buddhas und aus der Sicht Jesus.  Buddha hat das Leiden im Gegensatz zu Jesus ausgeklammert, das entsprach nicht seinen Gefühlen.  Aber ist das wirklich menschlich?

Jung begriff  welch  große Rolle die Einstellung   zum  Leiden  im Leben eines Menschen spielt. Er schrieb: In Europa wird versucht, das Leiden mit Tabletten und Drogen zu verdrängen. Im Osten ist man bemüht, den Kontakt mit der Welt zu unterbrechen und so das Leiden zu vermeiden. Weder die erste noch die zweite Einstellung ist richtig. Der einzig richtige Weg ist der Weg durch das Leiden. Leiden kann man nur dadurch überwinden, indem man es zu ertragen lernt. Das kann man nur vom Gekreuzigten lernen. Leiden zu unterdrücken führt zu Neurosen und das ist nicht gut. Ich sollte lieber die Verbindung mit Jesus suchen.

Liebe Schwestern und Brüder! Es gibt kein Leben ohne Leid, ohne Schmerzen, ohne Enttäuschungen, ohne Schuld, ohne Trauer, Einsamkeit oder Krankheit und am Schluss der Tod. Aber seien wir gewiss, wir sind nie allein, denn Jesus hat uns verheißen: Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt. Der Herr ist also immer bei uns und geht alle Wege mit uns.

 

     

 

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