4.Sonntag der Osterzeit C Joh 10.27-30

4.Sonntag der Osterzeit 2016 – Weltgebetstag für geistliche Berufe

Einführung

Heute beten wir um die Gabe oder das Geschenk geistlicher Berufe. Am vorigen Sonntag haben wir erfahren, wie Jesus seine Apostel auf diese Aufgabe vorbereitet hat. Besonders haben wir über die Berufung des Heiligen Petrus gehört und auch die Antwort des Petrus auf die Frage Jesu. Jede Berufung ist verbunden mit einer Sendung. Petrus und die anderen Apostel haben diese Sendung erfüllt.

Predigt

Jesus fragte Petrus bestimmt nicht zufälligerweise dreimal: Petrus, liebst du mich? Und Petrus antwortete ihm darauf ganz bescheiden: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe! Die Liebe ist ein Zeichen des guten Hirten. Egal, ob es sich um einen Priester oder Ordensmann handelt, ist eine große Liebe zu Gott unbedingt notwendig. Gott sichtbar machen kann man nur durch die Liebe. Ob ein Priester ein guter Hirte ist, das entscheidet nicht sein Charakter oder seine Laune, die er hat, sondern ob er Christus wirklich liebt. Von der Beziehung zu Christus hängt jede andere Beziehung ab.

Eine zweite Eigenschaft des Hirten ist die Demut. Auch Petrus wurde sich seiner Fehler und seines Versagens bewusst. Es wurde ihm bewusst, wie elend und armselig er war. Das was Petrus erlebte, sollte jeder Priester erleben.

Ein Beispiel dafür ist auch der Heilige Paulus, der Apostel der Heiden, der mehrmals in seinen Briefen sagte: Ich verfolgte die Kirche Jesu Christi, aber Gott hat mich trotzdem erwählt. Er machte mich zum Apostel der Heiden, zum großen Völkerapostel. Paulus erkannte seine Vergangenheit und seine Sünde.

Auch Don Bosco pflegte zu sagen: Wenn die Leute wüssten, wen sie da vor sich haben, ich bin nur ein ganz einfacher Priester. Er war sich also seiner Begrenztheit bewusst. Am Ende seines Lebens sagte er: Wenn Gott einen armseligeren Menschen gefunden hätte als mich, hätte er durch ihn noch mehr vollzogen.

Noch ein weiteres Beispiel: Der Heilige Johannes Maria Vianney, der nur unter größten Schwierigkeiten Priester wurde, wusste genau, dass es nur die Gnade Gottes war, überhaupt zum Priestertum zu gelangen. Und wenn ihn einige Leute und manche Priester auch verachteten, so freute er sich darüber, weil er davon überzeugt war, dass seine Berufung wirklich unverdient war. Aber diese Demut und Beschränktheit oder Bedürftigkeit, die er in seinem Herzen spürte, brachten ihn weitere Gnaden. Er wurde zu einem gefragten und  unermüdlichen Beichtpriester und begeisterte Tausende von Menschen für Christus. So wurde er für sie zum guten Hirten.

Brüder und Schwestern! Liebe und Demut sind zwei Eigenschaften, die nicht fehlen dürfen, wenn man sich zu einem geistlichen Leben berufen fühlt. Wenn wir für geistliche Berufungen beten, sollten wir auch nicht vergessen, diese beiden Eigenschaften in unser Gebet einzuschließen, damit alle Berufenen ihre geistlichen Dienste auch so durchführen, wie es Gott gefällt. Wir sollten auch für die Heiligkeit der Priester und Ordensleute und aller Gott geweihten Personen beten. Ein Priester, der sich um seine Heiligkeit bemüht, kann nicht zwei Herzen in seiner Brust haben, sondern nur eines, das sich mit Jesus Christus vereinigt. Es gibt so viele negative Einflüsse im Leben, die das Herz eines Hirten von Jesus entfernen können. Jeder Priester sollte wissen, woran sein Herz hängen soll. Sicherlich gibt es auch andere Interessen, denen sich der Priester gerne widmen möchte, aber es wird nicht immer möglich sein – und er muss immer wissen, was das Wesentliche seiner Berufung ist.

Ein Priester hat viele Aufgaben, die sein Priestersein ausmachen und oftmals muss er überlegen, was ist gerade jetzt das Wichtigste. Da erinnere ich mich an folgende Erzählung: Ein Priester war gerade dabei, seine Predigt vorzubereiten. Da läutete das Telefon. Eine Frau bat ihn, er sollte ins Krankenhaus zu ihrer Mutter fahren, die schwer krank sei. Die Predigt war allerdings noch nicht fertig und so wollte er das zuerst erledigen. Aber dann fragte er sich: Was ist jetzt wichtiger? Er erkannte, dass der Besuch im Krankenhaus wichtiger war und fuhr dorthin. Als er dort ankam, war nicht nur diese eine kranke Frau, sondern noch drei andere, die alle in großer Unruhe waren. Er spendete die Krankensalbung und sah, dass diese Menschen sichtbar erleichtert waren, in ihre Gesichter war Ruhe eingekehrt. In diesem Moment hatte er das Gefühl, dass Jesus zu ihm sagte: Es ist gut, dass du da bist, es ist deine Sendung, Menschenseelen zu retten!

Ja, das ist eine wichtige Sendung des geistlichen Hirten. Und es gibt noch viele wichtige Sendungen, nicht nur, was den Tod betrifft. Die Aufgabe eines Priesters ist es vor allem auch, die Menschen zu Kindern Gottes zu machen und sie für das Reich Gottes vorzubereiten, für ihr Ziel – das ewige Leben. Der Priester soll der menschlichen Seele jene Werte “eingießen”, die die Welt nicht geben kann.

Geistliche Berufungen entstehen nicht aus menschlichen Bemühen oder sind Frucht irgendeiner Ideologie. Wenn man mit einem Priester spricht und ihn fragt, warum er Priester geworden ist, wird er spontan antworten, dass diese Berufung von Gott in seinem Herzen erweckt wurde. Wir sollen dankbar sein für geistliche Berufungen und wir sollten auch beten für alle, die diese Berufung schon erhalten haben, dass sie diese Berufung niemals verlieren. Wenn wir um geistliche Berufungen beten, so soll das ein Zeichen sein, dass uns geistliche Werte wichtig sind. Das ist gut und richtig.

 

 

 

 

 

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