9.Sonntag im Jahreskreis C Lk 7,1-10

9.Sonntag C 2016  – Ich bin nicht würdig

Einführung

Der Hauptmann ließ durch seine Freunde zu Jesus sagen:  Herr bemüh dich nicht. Denn ich bin es nicht wert, dass du mein Haus betrittst. Diese Worte sagen zweifellos etwas aus über die Hochachtung vor Jesus, aber sicher auch etwas über eine undefinierbare Angst vor jemandem, der so große Macht hat, dass  er durch sein Wort Krankheiten, Naturkräfte und selbst den Tod  beherrscht. Im heutigen Evangelium finden wir eine Belehrung für unser Leben.

Predigt

Der Hauptmann war der Kommandant der römischen Besatzungsarmee in Kafarnaum. Er war Heide, aber er war ein guter Mensch. Er gestattete zum Beispiel den Juden, eine Synagoge zu bauen. Er war Römer und man weiß, dass Römer kluge Politiker waren, die die Bedeutung der Religion für die Ordnung erkannten. Sie ließen daher die Religionen in allen Ländern der Erde wirken und unterstützten sie sogar. Ich möchte nur so nebenbei bemerken, dass auch der bedeutende Herrscher Friedrich der Große, obwohl er Atheist war, die kirchlichen Institutionen unterstützte, weil er auch überzeugt war von der Bedeutung der Religion für Ordnung und Moral in seinem Land. Und eben auch aus diesem Grund war es für den Hauptmann im Evangelium kein Problem, den Juden ihre Synagogen errichten zu lassen. Es ist sogar erwähnenswert, dass die römische Armee mit ihren Bautrupps auf Befehl des Hauptmannes beim Bau dieser Synagogen half, wenn sie keine wichtigen militärischen Aufgaben zu erledigen hatten. Ich war schon in Kafarnaum und habe die Reste dieser Synagogen gesehen.

Noch eine weitere gute  Eigenschaft erwähnt das heutige Evangelium. Der Hauptmann  hatte einen Diener, den er sehr schätzte. Damals war das etwas Außergewöhnliches.  Die Heiden hielten nämlich ihre Diener für eine Sache, mit der sie machen konnten, was sie wollten. Zum Beispiel ließ der römische Adelige Vadius Polion  seinen arbeitsunfähigen  Diener einfach  töten und warf ihn den Fischen zum Fraße vor. Dieser Hauptmann aber bemühte sich sehr, seinen Diener, der schwer erkrankt war, zu retten. Als alle menschliche Hilfe hoffnungslos war, sandte er Menschen zu Jesus mit der Bitte um Rettung seines Dieners.

Und schließlich ist noch eine  gute Eigenschaft des römischen Hauptmanns  in diesem Evangelium erwähnenswert. Das ist seine Demut. Obwohl der in der Stadt der Befehlshaber der Armee war – also eine bedeutende Persönlichkeit – hielt er sich selbst für unwürdig, zu Jesus zu gehen und sandte daher seine Freunde zu ihm, weil – wie es im Evangelium geheißen hat – Denn ich bin es nicht wert, dass du mein Haus betrittst. Deshalb habe ich mich auch nicht für würdig gehalten, selbst zu dir  zu kommen. Sprich nur ein Wort, dann muss man mein Diener gesund werden.

So ist es auch geschehen. Jesus heilte seinen Diener aus der Ferne. Mit diesem Wunder belohnte Jesus den heidnischen Hauptmann für seine Güte. Jesus lobte den Glauben dieses Hauptmannes mit den Worten. Ich sage euch: Nicht einmal in Israel habe ich einen solchen Glauben gefunden.

Daraus ergibt sich für uns eine wichtige Belehrung. Manche Menschen meinen, dass man anderen Menschen, die eine andere Religion haben, feindlich gegenüber treten muss und kein gutes Wort über sie sagen soll. Dabei meinen sie aber auch, sich brüderlich ihnen gegenüber zu benehmen. Sie könnten dabei ja ihren eigenen Glauben verraten.

Eine ebensolche Gesinnung herrschte auch während des dreißigjährigen Krieges (1618-48). Der Krieg begann in Böhmen, als auf Befehl des Kaisers den Protestanten zwei neuerbaute Gotteshäuser entwendet wurden. Die Katholiken und die Protestanten kämpften gegeneinander, plünderten Kirchen und raubten Kircheneigentum. Zwei Drittel der Bevölkerung kam dabei ums Leben. In Böhmen waren ursprünglich 2 1/2 Millionen Menschen und nach dem Krieg nur mehr 800 000. Dabei meinten sowohl die Katholiken als auch die Protestanten, das Richtige zu tun. Heute wissen wir, dass sie verhängnisvoll irrten.

Richtig handelte der Heilige Papst Johannes Paul II, der oft an den Gottesdiensten der Protestanten, Anglikaner und Orthodoxen teilnahm. Er war sogar in der römischen jüdischen Synagoge in Rom und betete dort mit den Juden die Psalmen und er umarmte den  Rabbiner.  Solche Beziehungen gefallen  Jesus sicher. Das bedeutet aber  nicht, dass wir auf unseren Glauben verzichten wollen. Im Gegenteil – wir wollen unseren Glauben in der Liebe des Heiligen Geistes und in der Gemeinschaft aller Menschen guten Willens leben.

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