Von der ewigen Fortdauer des Menschen
Der Mensch lebt auch nach dem Tode ewig fort; eine Wahrheit, die für uns äußerlich tröstlich und äußerst lehrreich ist.
Es mag dem Menschen in der Welt gut oder schlimm ergehen, er mag glücklich oder unglücklich sein, in jedem Falle ist es sehr trostvoll für ihn , dass seine Seele nicht stirbt, sondern in das ewige Leben eingeht. Denn nehmen wir an, dass das Gegenteil stattfände, dass also die Seele wie der Leib sterblich wäre, wie niederschlagend müsste dieser Gedanke nicht sein? und zwar
1 für jeden Glücklichen. Was nüzt es mir würde er öffters bei sich selbst sprechen, dass ich mir alle Freunden und Lustbarkeiten verschaffen kann und wo hundert Andere einen kränklichen Körper umherschleppen, mich in den besten Gesundheitsumständen befinde? Es wird doch ein Tag kommen, wo ich alle diese Güter werde verlassen müssen und alsdann bin ich ärmer als ein Bettler, bin gar nichts mehr. Wozu würde also dem Wohlhabenden sein Wohlstand und seine Ehre nützen, wenn er sie bloß einige Zeit genießen und sich dadurch nicht eine ewige Glückseligkeit verdienen könnte.
2 Aber auch für den Unglücklichen wäre dieser Gedanke höchst niederschlagend. Der Unglückliche sagt. Ich wäre weit besser daran gewesen, wenn ich nie wäre geboren worden. Jetz ist jede Stunde meines Lebens eine neue Kränkung für mich und sterbe ich einmal da hat freilich mein Elend ein Ende, aber da ich in mein voriges Nichts wieder zurückkehren muss, so habe ich nicht nur für meine vielen Leiden, kein besseres Schicksal, sondern gar nichts zu hoffen. Seht, solche Klagen müsste in uns erzeugen der Gedanke. Meine Seele stirbt.
Allein da uns Vernunft und Religion von der Unsterblichkeit der Seele überzeugen, so hat es eine weit bessere Beschaffenheit mit uns. Nein, der tugendhafte Reiche, der wahrhaft christliche Mann von Ehren und Aufsehen kann bei reifem Nachdenken sich über die Notwendigkeit, seine Güter einmal zu verlieren, nicht so sehr entrüsten; er weiß ja, dass er dafür weit bessere und dauerhaftere Güter erhält, Güter, welche die Motten nicht verzehren und Diebe nicht stehlen können. Und diejenigen, die in Armut, Krankheit und Verfolgung leben müssen, sie können ihr Elend nicht so hart empfinden, wenn sie denken, dass sie nach dem Tode in ein Leben übergehen, wo kein Unteschied der Personen stattfindet, wo der Bettler in Gottes Herrlichkeit ebensoviel ist, wie der mächtige König und wo sie in die Freuden ihres Herrn wie jeder andere Gerechte eingehen und den reilichsten Lohn für ihre Leiden in diesem Leben erhalten werden. Hiezu kommt noch ein weiterer Trostgrund. Es ist nach allgemeiner Erfahrung sehr schmerzlich seine Verwandten und andere geliebte Freunde durch den Tod zu verlieren. Allein die Wahrheit, dass dieselben nur dem Leibe nach gestorben, ihre Seele noch lebe und vor Gottes Angesicht lebe, diese Wahrheit stillet ganz und gar den herben Schmerz. Denn hieraus und daraus , dass auch eure Seele unsterblich ist, könnt ihr den Schluß machen: Meine Eltern, die ich so liebte, meine Kinder, von denen ich mir im Alter Unterstützung versprach, mein Freund, mit dem ich gleichsam ein Herz war, diese sind mir vorausgegangen, wohin auch ich folgen muss. Werde ich einmal sterben, dann komme ich wieder zu allen meinen Lieblingen und werde mit ihnen sein in unzertrennlicher Gesellschaft. Seht, so tröstlich ist die Wahrheit von der Unsterblichkeit der Seele, von dem Leben nach dem Tode.
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