4.Fastensonntag A Joh 9,1-41

4. Fastensonntag 2017 – Sehen nicht nur mit den Augen

Einführung

Der Apostel Johannes schrieb in seinem  Evangelium eine Geschichte darüber, wie Jesus einen Mann heilte, der von Geburt an blind war.  Im Evangelium ist die Rede von drei Sichtweisen. Wie sah der Blinde, wie sah Jesus  und wie sahen die Pharisäer?

Predigt

Wenn ich in der Einleitung die Frage gestellt habe: Wie sah der Blinde? – so werden sich  viele von euch vielleicht wundern und sagen: Er konnte nicht sehen, weil er blind war. Das ist doch ganz klar. Der Blinde aber sah  im Herzen, in seiner Seele. Er sah jeden Tag sein Leiden.

Wie sah Jesus? Er sah die Not, er sah den Ruf nach Hilfe. Was macht er? Er spuckte auf die Erde, dann machte er mit dem Speichel einen Teig und  strich ihn dem Blinden auf die Augen. Das ist also eine andere Art des Sehens – den Hilferuf hören und Mitleid haben.

Wie sahen die Pharisäer? Ihre Augen waren auf den Sabbat gerichtet und sie waren empört, dass Jesus das Sabbatgebot verletzte. Sie sehen vor allem die Schuld in der Übertretung des Gesetzes. Sie verurteilen die Vorgangsweise von Jesus und sie halten den Blinden vor, dass er in Sünde geboren wurde und er sie auch noch belehren wolle. Sie stießen ihn auch aus dem Tempel hinaus.

Da traf Jesus nochmals den vorher Blinden und fragte ihn:  Glaubst du an den Menschensohn? Er antwortete:  Herr, wer ist es, an den ich glauben soll.  Jesus sagte zu ihm: Du hast ihn gesehen und der mit dir redet, der ist es. Er glaubte dann sofort an Jesus und fiel vor ihm auf die Knie.

Diese Geschichte bietet uns die Möglichkeit, darüber nachzudenken, wie falsch  wir manchmal sehen. Ein Bischof aus Antiochia schrieb: Diejenigen,  die mit den irdischen Augen sehen, nehmen nur wahr,  was in dieser Welt geschieht,  sie sehen,  was weiß oder schwarz ist, was schön und anmutig ist, aber auch,  was schmutzig und fehlerhaft ist. So ähnlich ist das auch mit den Augen des Herzens. Gott können nur diejenigen sehen, die die Augen des Herzens offen haben. Alle haben  Augen, aber einige haben Augen, die trüb sind und sie sehen das Licht der Sonne nicht. Das bedeutet nicht, dass die Sonne nicht scheint. Wenn deine Augen von Egoismus und bösen Taten trüb sind, kannst du Gott nicht sehen. Die Seele des Menschen soll rein sein. Wenn ein Spiegel voll Staub ist oder von Rost befallen, so kann der Mensch in einem solchen Spiegel sein Gesicht nicht sehen.  Ein Mensch, der in der Sünde lebt, kann Gott nicht sehen. Gott sieht uns so, wie Jesus Hilfsbedürftige sah. In seiner Liebe sieht er unser Rufen nach Hilfe. Gott hört nie auf, uns zu lieben.

Wir haben Sorgen, dass die Preise immer mehr steigen und dadurch unsere Steuern immer höher werden. Wir haben Angst, dass wir krank werden. Aber haben wir auch Angst, die Zuneigung und die Liebe Gottes zu verlieren?  Haben wir auch Angst, uns von Gott zu entfernen? Sagen wir nicht, dass es das nicht gibt, denn das haben wir alle schon erlebt.

Im Leben ist es ähnlich. In der Schule haben wir Kameraden und wir meinen, das seien Freunde fürs ganze Leben. Dann aber gehen die Wege auseinander, der eine besucht dort eine weiterführende Schule, der andere wieder anderswo. Wenn wir uns nach Jahren wieder treffen, dann merken wir, dass wir uns fremd geworden sind, trotz einer früheren guten Kameradschaft. Ganz schlecht ist es, wenn es in der Ehe passiert, dass man sich auseinanderlebt.

Ja und so ähnlich ist es auch im Glauben. Daher sollen wir beten: Gott, gib mir die Kraft, dass ich mich niemals von dir trenne, denn du gibst meinem Leben Sinn.

Wenn wir jemanden wirklich lieben, dann wollen wir diesen Menschen nicht verlieren. Es tut uns leid, wenn uns dieser Mensch fremd wird. Das erleben viele Eltern – hauptsächlich die Mütter, wenn ihre Kinder ihnen fremd werden. Ich habe den Eindruck, dass  sich heute viele Menschen von  Gott entfernen. Viele sagen: Ich habe nichts gegen Gott. Im Grunde genommen aber ist ihnen Gott gleichgültig. Eine solche Einstellung ist für Gott nicht akzeptierbar. Gott sandte seinen Sohn, damit er die Menschen von seiner Liebe überzeugt. Darum heilte er so viele Menschen und zeigte dadurch, dass seine Liebe zu uns wahrhaft ist. Die Frage ist, ob auch unsere Liebe zu Gott wahrhaft ist?

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