24.Sonntag im Jahres A Mt 18,21-35

24.Sonntag 2017 Die göttliche Vergebung gewinnen durch die Vergebung den anderen.

Einführung

Die Vergebung bedeutet menschlich gesehen einen Ausgleich. Die Entschuldigung begleicht die Beleidigung, die Korrektur begleicht das Unrecht.  Militärisch bedeutet Vergebung – einen Strafeintrag in den persönlichen Dokumenten zu löschen.  Die Vergebung und die Barmherzigkeit sind wesentliche Eigenschaften Gottes. Jesus wollte den Menschen helfen,  die richtige Einstellung zu Gott, dem Vater, der die Liebe ist,   zu gewinnen.

Predigt

Das Gleichnis über den unbarmherzigen Diener ist eine einfache Geschichte, die Jesus sich ausgedacht hat. Jeder versteht dieses Gleichnis und verurteilt den ungerechten Diener. Der Herr ließ ihm seine große Schuld über hunderttausende Denar nach, aber der Diener ließ einem Schuldner nicht einmal hundert Denar nach. Das Tun des ungerechten Dieners wurde als ungerecht gewertet und er verdient die Strafe.  Aber wichtig ist, was Jesus nach dem Gleichnis sagte: Ebenso wird mein himmlischer Vater jeden von euch behandeln, der seinem Bruder nicht von ganzem Herzen vergibt. (Mt 18,35). Wir sind manchmal nicht fähig, Konflikte, Streitigkeiten und Ungerechtigkeiten zu vermeiden. Jeder Mensch ist diesen Problemen ausgesetzt.  Eine sterile Welt ohne Streit, ohne Konflikte gibt es nicht. Wir aber können Gott bitten, dass er unsere  Schuld verzeiht – und wir bekommen dann die Kraft, auch  unseren Schuldner zu verzeihen. Wir gewinnen Gottes Vergebung, wenn wir den anderen Menschen vergeben. Im Evangelium nach Matthäus im Kapitel 6, Vers 15, wo es um das Beten und besonders um das Vater unser geht, heißt es: Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, dann wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.

Im Monat September ist auch der Gedenktag des Hl. Johannes Chrysostomus, eines Bischofs von Konstantinopel. Er schreibt über die fünf Wege der Buße. Er unterscheidet zwischen der Tugend der Buße und dem  Sakrament der Buße. Das Sakrament der Buße ist die Beichte. Für die Tugend der Buße  hat man jeden Tag Gelegenheit. Es geht um die Einstellung, in der der Mensch zu Gott sagt: Sei mir gnädig! Es gibt fünf Arten, wie man die Tugend der Buße zur Geltung bringen kann. 1. Die Verwerfung der Sünden durch vollkommene Reue 2. Die Vergebung dem Nächsten gegenüber  3. Das Gebet 4. Das Almosen 5. Die Demut. Aus diesen fünf Wegen  möchte  ich den zweiten Weg hervorheben.  Es ist die Vergebung dem Nächsten gegenüber. Das bedeutet, dass wir das Unrecht  vergessen, das uns unsere Feinde zugefügt haben. Wir beherrschen uns, zornig zu werden,   und vergeben unseren Schuldigern. So werden unsere Sünden vergeben. Wenn ihr euren Schuldigern vergebt, so wird euch auch euer himmlischer Vater alles vergeben.  Gewöhnlich vermuten wir, dass Gott uns verzeiht, wenn wir  unsere Sünden beichten und sie  bereuen.  So haben wir das gelernt.  Es gibt aber  auch andere Formen. Gott wird vergeben, wenn du vergibst. Leichter ist es ,zur Beichte zu gehen und dort formal seine Sünde zu bereuen, als wirklich jemanden von Herzen zu verzeihen, der uns verletzt hat.

Von der Heiligen Theresia von Lisieux, die von 1873 bis 1897 lebte,  stammt diese Geschichte von der Liebe Gottes.  Der Sohn eines Arztes stolperte über einen Stein auf dem Weg. Er stürzte und brach sich das Bein. Sein  Vater  behandelt ihn. Er verwendet dazu alle seine ärztlichen Fähigkeiten. Zweifellos hätte der Sohn allen Grund gehabt, dem Vater dankbar zu sein und ihn zu lieben. Aber nun eine andere Voraussetzung! Der Vater weiß, dass auf dem Weg ein Stein liegt und  er weiß auch das, dass der Sohn dort gehen wird. Er eilt deshalb zur Straße, um den Stein dort zu beseitigen. Der Sohn weiß nicht, dass der Vater ihn vor dem Unglück  gerettet hat, darum wir er ihm nicht  dafür danken. Aber wenn er einmal über die Gefahr erfährt, von der er verschont geblieben ist, wird er nicht dann dem Vater danken? Die Heilige Theresia betete: Gott, du beseitigst auf meinem Lebensweg alle Steine,  über die  ich stolpern konnte, Du hilfst mir, dass ich den besten Weg gehe. Ich will dir dankbar sein für die Vergebung der Sünden, aber auch für deine Sorge für mich. Wir sollten die anderen mit Geduld und Liebe richten. Wenn wir den anderen vergeben, vermeiden wir vielen Konflikte und Streitigkeiten. Manchmal geht es da um Kleinigkeiten. 

Dazu noch eine alltägliche Geschichte: Ein Reisender begab sich zum Speisewagen. Er bat um die Speisekarte. Darauf waren zwei Hamburger-Gerichte – Hühner-Hamburger mit und ohne Salat. Er entschloss sich für die Hamburger mit Salat und kreuzte auf der Bestellkarte aus Unaufmerksamkeit die Hamburger ohne Salat an. Als der Kellner die bestellten Hamburger brachte, berichtigte der Reisende: Ich habe Hamburger mit Salat bestellt. Wahrscheinlich würden die meisten Kellner nun auf die Bestellkarte hinweisen, um zu zeigen, dass er das Richtige gebracht hat. Aber dieser Kellner tat das nicht, sondern entschuldigte sich stattdessen, nahm die Hamburger wieder in die Küche mit und brachte Hühner-Hamburger mit Salat. Nachdem der Reisende gegessen hatte, bemerkte er auf seiner Bestellkarte, dass er tatsächlich Hamburger ohne Salat angekreuzt hatte. Als er bezahlte, entschuldigte er sich beim Kellner. Der Kellner antwortete: Mein Herr, es ist alles in bester Ordnung! Er war also nicht beleidigt.

Diese kurze Geschichte kann für uns eine Belehrung sein. Wir sollten lernen, stets zu verzeihen, nicht gleich beleidigt zu sein, so kann Freude und Friede unter uns Menschen sein!

 

 

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