30.Sonntag im Jahreskreis A Mt 22, 34-40

30.Sonntag 2017 – Gotteswelt und Menschenwelt – Wie passt das zusammen?

Einführung

Die Wissenschaft setzt sich mit dem Problem der Welt Gottes  und der menschlichen Welt auseinander und versucht sich damit zu beschäftigen, was sicherlich nicht einfach ist. Jesus spricht heute vom Gebot der Gottesliebe und dem Gebot der Nächstenliebe. Diese zwei Gebote hängen engen zusammen.

Predigt

Die Juden kannten das Gebot der Gottesliebe. Es befindet sich im fünften Buch des Mose, dem Buch Deuteronomium. Dort heißt es im 6. Kapitel, Vers 5: Darum sollst du den Herrn deinen Gott lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer  Seele und  mit ganzer Kraft.  Im Evangelium des Matthäus, von dem wir heute aus dem 22. Kapitel etwas gehört haben, greift der Evangelist einen Befehl aus dem dritten Buch des Mose auf. Das ist das Buch Levitikus, wo es im 19. Kapitel Vers 18 heißt: Du sollst  deinen  Nächsten lieben  wie  dich  selbst. Jesus verbindet diese zwei Gebote zu einem Gebot. Jesus bezeichnet dieses Gebot als das Hauptgebot. Er zeigte uns,  wie Gott liebt. Gott liebt seinen Sohn so sehr, dass er sich selbst vergisst und alle Aufmerksamkeit ihm widmet. Der Sohn liebt seinen Vater so sehr, dass auch er ganz sich selbst vergisst und seinen Vater bevorzugt. Diese gegenseitige  Liebe ist im Heiligen Geist. Als Jesus als Mensch auf der Erde lebte, zeigte er uns den Aspekt der Gottesliebe. Jesus und auch Gott zeigten sich als die Liebende. Also stammt das Gebot der Liebe nicht von jemandem, der sich diesen Auftrag ausgedacht hat und dann  selbst dieses Gebot nicht hält. Die Liebe gehört zum Wesen des göttlichen Lebens. Die Liebe ist diesem Leben eigen. Dass sich daher die drei göttlichen Personen unendlich lieben, ist ganz begreiflich, das verstehen wir. Aber wie kann Gott  uns Menschen lieben, wenn wir Menschen so egoistisch und böse sind? Das ist ein weiterer Aspekt der Gottesliebe. 

Ein Beispiel dazu: Wenn wir ein schmutziges Hemd in ein warmes Wasser mit Wasserpulver eintauchen, nimmt das Wasser allen Schmutz auf und das Hemd wird wieder sauber. Gott macht dasselbe mit uns, wenn er uns verzeiht.

Seine Liebe ist barmherzig. Das erweckt in uns ein großes Staunen! Wie groß muss Gottes Liebe sein, wenn er trotz allem, auch wenn wir oft nicht so leben wie er will, uns liebt. Weiters sagt Jesus zu uns: Du sollst  deinen Nächsten  lieben wie dich selbst. Wenn uns Jesus dieses Gebot gab, musste er uns dazu befähigen, auch fähig zu werden,  dieses Gebot zu erfüllen. Er befähigte uns zu lieben. Er gab uns  Augen, die sehen, was die anderen brauchen. Er gab uns Hände, mit denen wir unseren Nächsten helfen können. Er gab uns die Fähigkeit, auf den anderen  zu hören und ihn  zu begreifen. Und  er  gab uns ein Herz, das  fähig ist zu lieben. Die menschliche Liebe soll uns formen.

Aber  was  verstehen wir  unter dem Wort Liebe? Heute verstehen viele Menschen darunter nur Sex und Eros. Wir wissen, dass Filme, Literatur, Theater, Gesänge Menschen beeinflussen und mit dem Wort Liebe nur schädliche und zweifelhafte Beziehungen entstehen lassen. Liebe macht oft blind!

Die Liebe hat aber ihre Rechte, der Liebe kann man nicht befehlen! Erich Fromm, ein moderner Denker , der in unserer Zeit lebte – er starb 1980 – meditierte über den Egoismus und den Verlust, lieben zu können und bezeichnet dies als Tragödie des modernen Menschen.  Der Mensch wurde als Abbild Gottes geschaffen. Der Mensch kann also nur lieben. Die Frage ist, was der Mensch liebt? Der Mensch, der Gott nicht sucht,  wird die irdische Werte lieben. Dem Menschen ist die Liebe zu sich selbst angeboren. Die Nächstenliebe muss er erlernen.

Die Kirche zeigt uns viele Beispiele wirklicher  Nächstenliebe. Aber das bedeutet überhaupt nicht, dass alle Christen wirklich ihre Nächsten lieben. Ich kenne persönlich mehrere Menschen, die von ihren Eltern ein Beispiel der Nächstenliebe erfahren haben, und trotzdem sind sie dem Beispiel ihrer Eltern nicht gefolgt. Ihr  Leben wurde egoistisch. Wie ist das möglich? Die Erklärung ist ganz einfach. Menschen werden nicht nur von den Eltern geformt, sondern auch von der Umgebung, in der sie leben, außerdem auch vom Internet, von den Massenmedien. Jeder Mensch ist anders. Es gibt Menschen, für die die Nächstenliebe kein Problem ist, und es gibt die Menschen, die nicht fähig sind, ihren  Egoismus  zu überwinden.

Mahatma Ghandi – sie lebte von 1869- 1948 – sagte: Du kannst nicht das Böse  tun,  ohne dich   selbst zu verletzen. Aber gilt es auch umgekehrt.  Du kannst nicht das Gute  tun, ohne dich selbst nicht zu bereichern. Unser Egoismus oder unsere Liebe entscheiden darüber, wie unser Leben  sich entwickeln wird. Die Liebe baut auf, sie macht unser Leben froh. Der Egoismus vernichtet unsere Beziehungen zu  den Menschen. Wegen des Egoismus ist der Mensch fähig,  auch das Verbrechen zu begehen. Die Worte von Jesus müssen wir ernst nehmen, ansonsten werden wir schwer daran leiden müssen.  

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