Dreifaltigkeitssonntag C Joh 16, 12-15

Einführung.

Wenn jemand Geburtstag hat und wir ihm ein Geschenk schenken wollen, geraten wir oft in Verlegenheit. Wir denken darüber nach, was wir ihm geben können, was ihm gefallen würde, was er am meisten braucht… Bei Gott ist das ganz anders. Er feiert weder Geburtstage noch Namenstage, noch kennt er Geschenke am Heiligen Abend, denn er gibt immer, er selbst ist das größte Geschenk.

Predigt.

Der Glaube lehrt uns, dass Gott das vollkommenste Wesen ist, unbegreiflich und unaussprechlich, und dass er Vater, Sohn und Heiliger Geist ist. Diese Wahrheit wird bereits im Alten Testament angedeutet, doch im Neuen Testament wird sie ausführlicher dargelegt, und aus diesen Büchern hat die kirchliche Tradition, die die Integrität der Lehre vom dreieinigen Gott stets bewahrt hat, später ihre Schlüsse gezogen.

Lassen wir uns heute gemeinsam über dieses unverständliche und doch faszinierende Geheimnis nachdenken. Gott hat ein so reiches Leben, so viel Freude und Liebe in sich, dass er unmöglich nur eine Person sein kann. Er muss in der Dreifaltigkeit leben, lieben und sich an ihr erfreuen. Wie das möglich ist, werden wir hier auf Erden nie verstehen, denn Gott ist unendlich groß in seiner Existenz. Aber wir müssen über ihn nachdenken, um ihn besser kennen zu lernen, angefangen bei uns selbst, denn wir sind nach seinem Bild geschaffen. Wir alle haben schon einmal über uns selbst nachgedacht und hatten das Gefühl, als wir uns in einem Spiegel zu betrachten. Wir haben herausgefunden, wie wir aussehen, und wir haben sicherlich sogar festgestellt, dass wir nicht hübsch oder gut genug sind, ja sogar, dass wir wegen eines Fehlers oder eines unangenehmen Ereignisses, das in unserem Leben passiert ist, nicht mit uns zufrieden sind. Unser Aussehen oder unsere Verletzungen verfolgen und quälen uns gelegentlich.

Auch Gott der Vater denkt seit Ewigkeiten über sich selbst nach, und da er allwissend ist, kann ihm nichts verborgen bleiben. Seine Vorstellung von sich selbst ist so vollkommen, dass sie die zweite göttliche Person ausmacht, die wir den Sohn Gottes nennen. Und weil der Vater unendlich schön und gut ist, kann er dem Sohn nichts vorwerfen, und er liebt ihn unendlich und wird von ihm unendlich geliebt. Diese Liebe zwischen dem Vater und dem Sohn ist so vollkommen, dass das die dritte göttliche Person ist, die wir den Heiligen Geist nennen. Gott ist das größte Geschenk an sich selbst, er gibt und empfängt ständig, und er ist so selbst genügsam, dass er zu seinem Glück nichts weiter braucht. Hier ist die Antwort auf eine Frage, die oft von Kindern im Religionsunterricht gestellt wird, an die aber vielleicht auch einige von uns denken: Wer hat Gott erschaffen? Er ist absolut vollkommen, deshalb braucht er keinen Schöpfer, er ist ein unvermeidliches Wesen, dessen Wesen die Existenz selbst ist.

Aber obwohl ist Gott in sich selbst unendlich glücklich und niemanden braucht, wollte er nicht allein bleiben und schuf die Welt. Er wollte unzählige Lebewesen an seiner Herrlichkeit teilhaben lassen, und er wollte sich uns, seinen Geschöpfen, schenken. Er tat dies, als er uns schuf, und er tut es ohne Unterlass, denn ohne ihn würden wir aufhören zu existieren. Wir sollen ihm danken, dass wir hier sind, dass er uns das Leben geschenkt hat, dass wir von ihm abhängig sind, weil er will, dass wir existieren. Was aber ist menschliche Dankbarkeit? Wie oft will der Mensch nicht anerkennen, dass er ein Geschenk Gottes ist? Er hat sich bereits in Eden von Gott losgesagt, und dieser Verrat ist als Erbsünde auf die gesamte Menschheit übergegangen. Selbst dann hätte sich Gott vom Menschen abwenden können, und er hätte aufgehört zu existieren, aber das hat er nicht getan, denn er hat uns so sehr geliebt, dass er seinen Sohn in die Welt gesandt hat, um uns von den Folgen der Sünde zu erlösen und uns seinen Geist zu geben, der uns in unseren Lebensbemühungen stärkt. So wie Gott sich uns schenkt, sollen wir uns ihm schenken, damit wir für immer an seinem Leben, seiner Liebe und seiner Freude teilhaben können. Wie sollen wir dies bewerkstelligen? Indem wir untereinander so viel Einigkeit und Verständnis wie es möglich ist . Aber solange unser Denken und Verhalten egoistisch, intolerant, beleidigend bleibt, bis dahin werden  wir das Geheimnis der Heiligen Dreifaltigkeit in unserem Leben verleugnen. auch wenn wir eifrig das Glaubensbekenntnis beten werden.

Carlo Carretto (1910-1988), italienischer katholischer Schriftsteller und Mitglied der Kleinen Brüder Jesu, erinnert sich, wie oft er Zeuge des Verhaltens von Menschen wurde, die die Liebe des dreifaltigen Gottes nicht mehr nachahmen. Er sagt: Ich war acht Jahre alt und lebte in einem Dorf, in dem alle Menschen beteten und in die Kirche gingen, aber sie waren nicht religiös, sondern achteten nur die Tradition. Eines Tages kam ein Mann, der einer anderen Religion angehörte, in das Dorf und verteilte in den Häusern religiöse Bücher, was zu einer allgemeinen Aufregung führte. Eine Frau schrie ihn vom Fenster aus hysterisch an: “Du dreckiger Mann, verschwinde, wir brauchen deine Bücher und deine Religion nicht! Der Mann mit der großen schwarzen Tasche ging schwerfällig mitten auf der Straße entlang, blass und verschwitzt.

Eine andere Frau warf ein Buch nach ihm, das er ihr gegeben hatte, und als er sich bücken wollte, um es aufzuheben, wurde er von einem Stein, den ein Junge geworfen hatte, in den Rücken getroffen. Der Mann beschleunigte seinen Schritt. In einiger Entfernung hinter ihm ging eine Schar von Jungen, jeder mit einem Stein in der Hand, und ich war unter ihnen. Und der Schriftsteller fuhr fort. Am Abend, nach der Marienandacht und dem sakramentalen Segen, den wir im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes empfangen hatten, lobte uns der Pfarrer, weil wir unseren Glauben gut verteidigt hatten. Und niemand dachte auch nur daran, zuzugeben, dass wir aus religiösem Eifer Steine auf einen wehrlosen Mann geworfen hatten.

Was vor hundert Jahren normal war, sollte heute nicht mehr gelten, denn ein neuer Geist weht durch die Welt; Wahrheit und Liebe haben sich auf den Weg gemacht, um sich wieder zu begegnen. Gottes Liebe wird uns nicht nur als Erfrischung angeboten, sondern auch als Beispiel dafür, wie wir Gottes Liebe in der Welt durch unser Handeln zeigen können. Der Philosoph antwortet hierauf: Wir sind nur dann zu etwas gut in dieser Welt, wenn unsere Treue so stark ist, dass wir etwas von der unendlichen Liebe, mit der Christus jeden Menschen erfüllt, durch unser Herz und unsere Haltung gegenüber den Menschen zeigen können.

Lassen wir uns vom Wort Gottes ansprechen und wünschen wir uns, das Leben der Heiligen Dreifaltigkeit zu leben! Die drei göttlichen Personen bilden zusammen den einen Gott. Wir sind viele in der Welt und doch sind wir eine Menschheit, die aus Söhnen und Töchtern des himmlischen Vaters besteht. Denn wenn wir uns in dieser Welt nicht gegenseitig ertragen, wenn wir uns hier auf Erden nicht gut nebeneinander fühlen, wie werden wir uns dann ertragen können, wenn wir zu Gott kommen, der die Liebe ist? Lasst uns einander wünschen, damit die Liebe des dreieinigen Gottes uns anspornt und uns mit der Bereitschaft erfüllt, allen gute Brüder und Schwestern zu sein!


 



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