Gewissenhaftigkeit.

Gewissenhaftigkeit als Tugend ist tief verwurzelt und praxiserprobt!
Geprüft durch die Erfahrung des Gewissens, die Eigenschaft, nach dem zu handeln, was das eigene Herz für richtig und gut hält. Sie ist also die Harmonie des Handelns mit dem inneren Prinzip. Anders ist es bei der Ehrlichkeit, wo das Kriterium des Handelns etwas Äußerliches, die Wahrheit der Sache, um die es bei der Arbeit oder beim Spiel, im Gespräch oder beim Schreiben, in der Forschung oder bei Verhandlungen geht.
Wichtig ist jedoch nicht nur der subjektive Aspekt der Überzeugung von der Güte der Tat, die wir tun wollen, sondern auch, dass sie objektiv gut ist, sowohl in ihrem Wesen als auch in allen Einzelheiten oder Umständen. Jeder Zweifel in dieser Hinsicht wird einen gewissenhaften Menschen davon abhalten, eine Tätigkeit zu beginnen oder ihn in einer bereits begonnenen Tätigkeit blockieren, bis er die Richtigkeit seines Urteils überprüft hat, d.h. bis er die Gewissheit erlangt hat, dass die Sache, die er auf sich nimmt, objektiv gut, richtig,
d.h. zulässig ist, oder es ist nicht – oder es ist moralisch gleichgültig.
Wer Zweifel nicht beachtet oder auf die leichte Schulter nimmt, oder wer nicht versucht, die Richtigkeit seines Handelns zu überprüfen, täuscht sich und andere, dass er nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt hat oder handelt. Gewissen handelt, und noch viel weniger kann er den Titel “gewissenhafter Mensch” beanspruchen. Wenn es ihm trotz allem nicht gelungen ist, sich von Zweifeln zu befreien, ob er sich für eine von zwei oder mehreren Möglichkeiten entscheiden darf, weil er mehr oder weniger gleich gute oder wahrscheinlich gute Gründe dafür und dagegen hat, steht es ihm frei, sich für eine zu entscheiden. Diese Art des Zweifels wird als positiver Zweifel bezeichnet. Und hier gilt der bekannte Grundsatz: “in dubio libertas” – im Zweifel herrscht Freiheit, d.h. er darf sich für eine der gegebenen wahrscheinlichen Möglichkeiten entscheiden.
Anders ist es, wenn jemand etwas Falsches tut oder sogar in dem Glauben, dass es gut ist. Ihm kann die Gewissenhaftigkeit nicht abgesprochen werden – vor allem dann nicht, wenn er in der Zwischenzeit keinen guten und wirksamen Willen gezeigt hat, um die Richtigkeit seiner Taten zu diskutieren. Daran kann man erkennen gewissenhaften Menschen, denn er hat ein Stück gesunden Selbstzweifel, ob gesunder Selbstkritik. Gewissenhaftigkeit kann man aber nicht demjenigen zugestehen, der nicht bereit ist Diskussion, wenn ihm jemand vorwirft, nicht das Richtige zu tun. Aus psychologischer Sicht gibt es hier für einen Menschen, der fähig ist zu lesen.Gewissenhaftigkeit in sich selbst, eine interessante Erfahrung: das Gefühl der Autonomie.  Beweis der Gewissenstreue als Befreiung und Stärkung der eigenen Persönlichkeit, ihrer Authentizität und Identität. Dies stärkt im Menschen den Wunsch, niemals von der Stimme des Gewissens abzuweichen, und erfüllt ihn mit einer großen Erfahrung der eigenen inneren Freiheit, Autonomie oder Unabhängigkeit von irgendjemandem oder irgendetwas, sogar von irgendjemandem oder irgendetwas, sogar von der eigenen Gefühlslage und den Lebensschicksalen – natürlich außer dem Gewissen.
Nach dieser Erfahrung beginnt man langsam zu wissen, was das Leben des Geistes und die Verankerung in Gott ist.  Und wer es ausprobiert hat, dem braucht es nicht erklärt zu werden. Hätten wir nicht – ex nachträglich – dies sagen würden: Wenn ein Mensch bewusst und aus freien Stücken eine objektiv richtige oder gute Tat oder eine Reihe solcher Taten vollbringt, ist es keine Frage, dass seine
dass er der Urheber dieser Taten ist, und das ist für ihn das Ende, d.h., dass er damit nichts mehr zu tun hat.
Es ist dem Gewissen zu verdanken, dass zwischen der Handlung und dem Subjekt ein so enger Zusammenhang entsteht. Subjekt, dessen erfahrungsmäßiger Aspekt mein Selbst ist, dass meine Handlung fast zu einem Teil dieses Selbst, dieses Subjekts wird. Das Selbst als Subjekt erhält auf diese Weise nach jeder, mit vollem Bewusstsein und Gewissen Handlung, die mit Bewusstsein vollzogen wird, eine neue Qualität an und wird durch die Tat wird gleichsam in ihr verkörpert. Auf diese Weise bleibt sie für immer mit ihm, mit ihr verbunden, modelliert und verwandelt sie. Wenn die Tat gut war, spiegelt sich die Güte der Tat in der Person wider, indem sie sie veredelt. Andernfalls entwertet sie ihn.
Schon Aristoteles bemerkte diese Rückwirkung der Taten auf den Menschen und drückte sie prägnant mit den Worten “Esse sequitur operari” aus – das Sein oder die Qualität des Seins ist die Folge oder der Ausdruck des Handelns. Gewissenhaftigkeit im Handeln – das heißt im Denken, Wünschen, Entscheiden, Planen, Reden, Handeln usw. – hat also ein geheimnisvolles Happy End, denn sie macht aus einem guten Menschen einen besseren in dem Maße, wie er das Gute
frei und bewusst. So öffnet sich nicht ein böser, sondern ein glücklicher Kreislauf: Eine gute Tat verwandelt einen Menschen, indem sie seine Fähigkeit erhöht zur Erlangung der Tugend der Gewissenhaftigkeit.

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