Gehorsam der Heiligen.

Das Beispiel Christi, der bis zum Tod am Kreuz gehorsam war (Phil 2,8; Röm 5,19; Hebr 5,8), hat die Ordensleute in seinen Bann gezogen, sich zu einem Gelübde des freiwilligen und vollkommenen Gehorsams zu verpflichten. Sie sind sicher, dass sie auf diese Weise zur Vollkommenheit gelangen werden. Beispiele aus dem Leben der Heiligen sind zahlreich. Wir wollen nur eines von vielen erwähnen.

Zu Beginn des Jahres 1548 beginnt der heilige Ignatius zu entscheiden
welche seiner Priester und Nonnen er nach Messina schicken sollte. So stellte er jedem von ihnen vier klare Fragen: 1. ob er bereit sei, nach Sizilien zu gehen und den Posten zu übernehmen, den er, die ihm von den Oberen als die liebenswürdigste zugewiesen worden war, 2. ob er nicht studieren würde, ob er bereit war, jede Arbeit anzunehmen, wenn er studiert hätte, 3. ob er, wenn er noch Göttlicher ist, bereit ist, etwas zu studieren, 4. ob er sich damit begnügt, nur äußerlich zu tun, was ihm befohlen wird, oder ob er bereit ist, die Meinung, zu der die Oberen neigen, für besser zu halten, und ob er bereit ist, sein eigenes Urteil und seinen Willen dem heiligen Gehorsam unterzuordnen. Fünf Tage lang sollten sie alle beten, und dann sollte jeder seine Antwort schriftlich geben. Unter den Mitgliedern des Hauses befand sich damals Petrus Canisius, der an den Arbeiten des Konzils von Trient teilgenommen hatte. Er war 26 Jahre alt. Seine Antwort lautete: „In meinem Geist habe ich die Fragen vorgelegt, die mein ehrwürdiger Vater und Vorgesetzter in Christus, Magister Ignatius, gestellt hat, und siehe da, mein Meinung ist diese: Was den ersten Punkt anbelangt, so fühle ich mich mit Gottes Hilfe beiden Seiten gleichermaßen zugeneigt, ob sie mich nach Sizilien schicken oder nach Indien oder sonst wohin anderswohin. Wenn sie mich wirklich nach Sizilien schicken wollen, erkläre ich klar und deutlich, dass ich glücklich sein werde, jeden Posten oder jede Anstellung anzunehmen, die sie mir geben, sogar als Koch, Gärtner, Hausmeister, um zu studieren oder Professor in meinem Fachgebiet zu werden, das ich selbst studiert habe. Außerdem verspreche ich, dass ich mich ab heute, dem 5. Februar, nicht mehr um die Zukunft zu sorgen, nicht mehr um die Unterkunft, nicht mehr darum, wohin man mich schickt, nicht mehr um irgendetwas alles, was mich persönlich betrifft, sondern überlasse diese Sorge ein für allemal diese Sorge dem verehrten Vater und Haupt in Christus überlassen.

Typisch christliche Tugenden, ihm unterwerfe ich mich auch in Bezug auf meine Fähigkeiten, meinen Willen, mein geistiges und leibliches Gut. All dies überlasse ich ihm demütig und im Vertrauen auf Jesus Christus, unseren Herrn. R. 1548. Geschrieben mit meiner eigenen Hand. Petrus Kanisius.“ Kein Wunder, dass solche und ähnliche Beispiele oft in Predigten über Gehorsam angeführt werden. Hier wird das volle Vertrauen, dass Gott durch „den Stellvertreter in Christus“ spricht und handelt in Christus“. Fraglos zu gehorchen ist also „zum geistigen und leiblich gut“. Der hl. Ignatius selbst, der in diesem Fall der in diesem Fall das Amt des Oberen innehat, schreibt in seinem klassischen Brief über den Gehorsam, dass der Obere nichts anderes tut, als „den Willen Gottes zu interpretieren“. Im Übrigen fragen wir uns aber, ob das Leben noch so einfach ist. Ist es möglich, die Stimme der Oberen immer und überall als die Stimme Gottes zu betrachten? Nicht nur moderne „contestatori“, sondern auch ernste Heilige weisen darauf hin, dass wir das Problem des Gehorsams nicht zu sehr vereinfachen sollten. Nikon vom Schwarzen Berg (in Kleinasien) fasst die Lehre der Väter so zusammen: „Man soll die Worte des Gehorsams nicht falsch gebrauchen, damit daraus nicht Gehorsam gegenüber dem Teufel entsteht… Denn es gibt zwei Gehorsamkeit: gegenüber Gott und gegenüber seinem  Widersacher…“

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