Die Kirche in Deutschland

Nach den Verhandlungen der deutschen Bischöfe im Vatikan sieht es nach einem Unentschieden aus, könnte aber der Anfang vom Ende des fortschrittlichen Projekts sein

Die Deutschen werden die „synodalen Spielzeuge“ vorerst behalten, aber der Vatikan hat es offenbar geschafft, die Hauptsache zu behalten – die Entscheidungsfindung.

Der Streit zwischen den Führern der katholischen Kirche in Deutschland und dem Heiligen Stuhl tritt offenbar in eine neue Phase. Nach den Verhandlungen zwischen Vertretern des deutschen Episkopats und Vertretern der Römischen Kurie am Freitag sind viele Fragen noch ungeklärt, doch Anzeichen für eine weitere Entwicklung lassen sich noch entschlüsseln. 

Zunächst jedoch eine kurze Rekapitulation der bisherigen Geschichte des sogenannten der deutschen Synodenreise.

Wir werden trotzdem einen Ausschuss bilden

Während der sogenannten deutschen Synodenreise mehrere umstrittene Entscheidungen ab, beispielsweise über die liturgische Segnung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften oder die Predigt von Laien während des Gottesdienstes. 

Der Plan beinhaltete auch die Schaffung eines Synodalrats – eines gemischten Gremiums aus Laien und Bischöfen, das die Kirche in Deutschland leiten sollte. Allerdings lehnt der Vatikan ein solches Modell der Synodalräte ab, da es nicht im Einklang mit der katholischen Ekklesiologie steht. Im deutschen Vorschlag könnten die Laien sogar Vorrang vor den Bischöfen haben.

Ein Synodalausschuss – ebenfalls bestehend aus Bischöfen und Laien – wurde mit der Vorbereitung der Gründung dieses Synodalrates beauftragt, doch bei seiner Gründung traten Probleme auf. 

Vier konservative Bischöfe weigerten sich, sich an der Finanzierung zu beteiligen, dennoch trafen sich die Mitglieder des Gremiums erstmals im November 2023, verabschiedeten Statuten und Verfahrensregeln.

Wie das Portal The Pillar jedoch betonte , haben die Mitglieder des Ausschusses bei der Erstellung der Satzung den Grundsatz der sogenannten der synodale Weg, nach dem Entscheidungen mit einer Zweidrittelmehrheit der Stimmen der Bischöfe und der Laien getroffen werden. In der Praxis bedeutet dies, dass Laienmitglieder des Ausschusses Entscheidungen ohne die Unterstützung der Bischöfe durchsetzen könnten.

Dem Synodalausschuss fehlte (und fehlt) noch die am 19. Februar in Augsburg erwartete Genehmigung der Satzung durch die Deutsche Bischofskonferenz. Kurz vor der Bischofskonferenz erhielt die Bischofskonferenz jedoch einen Brief des Vatikans, in dem sie darum bat, nicht über die Statuten des Ausschusses abzustimmen.

Die deutschen Bischöfe gaben in dieser Angelegenheit Rom nach und stimmten den Statuten des Komitees im Februar nicht wirklich zu. 

Es gibt jedoch keinen Hinweis darauf, dass es sich bei dem Ausschuss um ein „totes“ Projekt handelt. Mitte März schrieben der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Georg Bätzing, und die Vorsitzende des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Irme Stetterová-Karpová, einen Brief an die Mitglieder des Gremiums, in dem sie bestätigten, dass der Synodalausschuss würde sich dem ursprünglichen Plan zufolge im Juni zu seiner zweiten Sitzung treffen. 

Es schien, dass die Bischöfe auf die Aktivität des Komitees zählten, obwohl sie dessen Statuten auf Druck des Vatikans nicht genehmigten. Deshalb wurde auch erwartet, wie die nächste Verhandlungsrunde zwischen den Vertretern des deutschen Episkopats und der römischen Kurie ausgehen würde. 

Der deutsche Synodalenweg. Die Segnung gleichgeschlechtiger Partnerschaften und die Predigten der Laien erhielten grünes Licht. Rom ist in Bewegung.

Das letzte Treffen im Vatikan fand letztes Jahr im Juli statt. Seitdem wurden mehrere Appelle aus Rom nach Deutschland geschickt, beispielsweise , der Brief des Papstes an vier deutsche Laienin dem Franziskus seine tiefe Besorgnis über den deutschen synodalen Weg zum Ausdruck brachte. 

Die schärfsten Worte fielen im Oktober letzten Jahres, als Kardinal Pietro Parolin die deutschen Bischöfe in einer Note darüber informierte , dass die Frauenordination und Änderungen in der kirchlichen Lehre zur Homosexualität bei den kommenden Treffen nicht zur Diskussion stehen können. 

Der vatikanische Staatssekretär sprach sogar von möglichen „disziplinarischen Konsequenzen“ für jeden, der sich den Lehren der Kirche widersetzt.

Ein Unentschieden? 

Kommen wir also zu den aktuellen Nachrichten und dem Treffen der deutschen Bischöfe im Vatikan am Freitag, 22. März. 

Zur deutschen Delegation gehörten neben Bätzing auch die Bischöfe Bertram Meier (Augsburg), Peter Kohlgraf (Mainz), Franz-Josef Overbeck (Essen), Michael Gerber (Fulda) und Stephan Ackermann (Trier). Für den Vatikan waren fünf Kardinäle anwesend: Victor Fernández, Kurt Koch, Pietro Parolin, Robert Prevost und Arthur Roche sowie Erzbischof Filippo Iannone, verantwortlich für Gesetzestexte.

Die gemeinsame Stellungnahme der Deutschen Bischofskonferenz und des Heiligen Stuhls enthält zwar diplomatische Floskeln, lässt sich aber aus ihr einige Fakten ableiten.

Abgesehen von den Worten über eine „positive und konstruktive Atmosphäre“ oder der Tatsache, dass „Unterschiede und Übereinstimmungen festgestellt wurden“, verdient ein anderer Satz mehr Erwähnung. Bei der Sitzung am Freitag sei ein „regelmäßiger Informationsaustausch“ zwischen den deutschen Bischöfen und dem Vatikan „über die weitere Arbeit der Synodalreise und des Synodalausschusses“ vereinbart worden, heißt es in dem Kommuniqué. 

Es ist durchaus interessant, dass der Synodalausschuss, gegen den der Vatikan so große Vorbehalte hegt, in einer gemeinsamen Presseerklärung auftrat. Das offizielle Kirchenportal in Deutschland, katolische.de, spricht von einem Sieg der deutschen Bischöfe. 

Aber es gibt auch die Kehrseite der Medaille: In der Erklärung heißt es auch, dass das Komitee und alle anderen „Formen der Synodalität“ dem Heiligen Stuhl zur Genehmigung vorgelegt werden müssen.

Ähnlich liest sich auch die deutsche katholische Tageszeitung „Die Tagespost“ über den Ausgang der Verhandlungen: „Wenn der synodale Weg zu einigen Entscheidungen führt, die Auswirkungen auf das Leben der katholischen Kirche in Deutschland haben könnten, dann werden diese Entscheidungen in Rom getroffen.“ schrieb die Zeitung am Samstag in einem Kommentar. 

Laut der Website katolische.de ist es wichtig, dass beide Seiten zumindest nach außen ihr Gesicht wahren. 

„Der Vatikan hat grünes Licht für die weitere Arbeit im Synodalausschuss gegeben. Der Gründung eines Vereins zur Finanzierung dieser Arbeit dürften keine großen Hindernisse im Wege stehen. Auch die für Mitte April geplante Verabschiedung der Statuten des Synodalausschusses durch den Ständigen Bischofsrat dürfte kein Hindernis darstellen“, heißt es auf der Website.

Voraussichtlich Mitte Juni trifft sich das Gremium zu seiner zweiten Sitzung in Mainz. „Allerdings steht alles, was dort inhaltlich entschieden wird, unter dem Vorbehalt Roms“, fügt das Kirchenportal hinzu. 

Die Diskussion nimmt kein Ende, denn noch vor den Sommerferien sollen die deutschen Bischöfe zur nächsten Verhandlungsrunde in den Vatikan kommen.

Was ist also das Fazit der jüngsten Ereignisse auf der Linie Deutschland-Vatikan? 

Es scheint, dass die engsten Mitarbeiter des Papstes die „synodalen Instrumente“, mit denen sie in Deutschland „spielen“, nicht vollständig abgeschafft haben. Sollte sich aber bestätigen, dass sich die deutschen Bischöfe dem Willen Roms unterworfen haben – wie es in der Tagespost wörtlich heißt – wäre das eine klare Niederlage für die Reformbemühungen der Gruppe um Bischof Bätzing. 

In diesem Fall ist es tatsächlich eine sehr gute Nachricht für die Kirche in Deutschland, denn sie kann sich der wichtigeren und dringlicheren Aufgabe widmen – dem Wiederentfachen des Glaubensfeuers in ihrem Land.

 

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