Karfreitag B 2024

Brüder und Schwestern! Das Gerichtsverfahren  mit Jesus, wie wir im Evangelium lesen, erreicht allmählich ihren Höhepunkt und tritt in die Endphase ein. Das jüdische Gericht hat bereits ein Urteil über die Schuld Jesu gefällt, und nun ist Pilatus an der Reihe, das Urteil zu bestätigen. Er erscheint hier als letzter und oberster Richter, der über das Schicksal Jesu entscheidet.

Jesus – Richter der Welt, wird nun selbst gerichtet. Es ist interessant, dass Jesus in diesem wichtigen Moment wenig spricht. In diesen Momenten, in denen sein Schicksal endgültig entschieden ist und er sich verteidigen muss, bleibt er stehen und schweigt. Der menschliche Selbsterhaltungstrieb schützt jeden Menschen und treibt ihn dazu, alles für sein eigenes Heil zu tun. Allerdings steht Jesus hier nicht nur als Mensch, sondern vor allem als Gott. Und es ist die göttliche Natur in ihm, die fest entschlossen ist, den stellvertretenden Opfertod für die Sünde der Welt zu erleiden. Ebenso ist seine menschliche Natur nach dem schwierigen Kampf im Garten Gethsemane bereit für das, was kommt. Beobachten wir Jesus, wenn er spricht und wenn er wieder schweigt. Es kann unserem Glauben und unserem christlichen Zeugnis für den lebendigen Gott helfen. Und vergleichen wir es mit uns selbst! Wir machen es oft umgekehrt! Wir sprechen, wenn wir schweigen sollten, und wir schweigen, wenn wir sprechen sollen.

Jesus wird vorgeworfen, er sei der König der Juden. In gewisser Weise kann der Messias auch als König begreifen werden. Und Jesus stammte sogar aus der königlichen Familie Davids, wie es in den Genealogien von Matthäus und Lukas steht. Aber er wünschte sich nie ein solches Königtum, wie es in dieser Welt begreifen wird. Denn an einer anderen Stelle betont er gegenüber Pilatus: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“ An einer anderen Stelle lesen wir wiederum, dass die begeisterte Menge ihn zum König der Juden erklären wollte, als Jesus Tausende von Menschen in der Wüste speiste. Aber er hatte keine solchen Ambitionen und distanzierte sich von ihnen. Der Vorwurf ist daher rein erfunden. Die Juden wussten sehr gut, dass es Pilatus völlig egal war, ob Jesus der Sohn Gottes war oder nicht. Pilatus war Heide und erkannte das Judentum nicht an. Doch jeder religiöse Vorwurf würde Pilatus nicht standhalten. Und so musste es einen politischen Vorwurf geben – Jesus erklärt sich selbst zum König. Was bedeutete es also, dass er unser Volk zur Rebellion gegen Rom führen wollte? Und so stört Jesus den Frieden und bedroht die römischen Interessen in diesem Bereich. Pilatus erkannte jedoch sehr schnell die falschen Absichten der Ankläger und wählte, um kein voreiliges Urteil zu fällen, auf die direkte Warnung seiner Frau hin eine weitere Option. Es ist eine Art Amnestie, eine Direktwahl des Volkes. Auf der einen Seite Barabbas und auf der anderen Christus.

Wenn wir genauer darüber nachdenken, ist sogar unser menschliches Leben eine große Wahl zwischen zwei Möglichkeiten. Die Heilige Schrift spricht nur von zwei Wegen, von zwei realen Möglichkeiten – dem Weg des Lebens und dem Weg des Todes, Glauben und Unglauben, Gehorsam und Rebellion, ewiges Leben und ewige Verdammnis, Barabbas und Christus.

Wie wir wissen, wurde Barabbas wegen Mordes an einem römischen Soldaten verurteilt. Er war ein Krimineller und ein Vergewaltiger. Ein Mann, der den Weg des Todes gewählt hat, den Weg der Rebellion und des Widerstands. Auf der anderen Seite steht Christus – der Repräsentant des Lebensweges. Er nimmt das Leben nicht, sondern gibt und vermehrt es. Er hat Menschen auferweckt, niemandem geschadet, sondern geheilt und genährt. Er bot allen, die ihm folgen würden, das ewige Leben an. Er rebellierte nicht, sondern war seinem Vater bis zum Ende gehorsam. Er beging keine Gewalt, sondern erfüllte die Menschen mit Frieden, öffnete ihnen die Augen und zeigte ihnen den wahren Sinn des Lebens.

Aber die Menge wählte Barabbas und das Schicksal Jesu war besiegelt. Aber das Schicksal seiner Ankläger ist es auch. Mit vollem Bewusstsein übernehmen die jüdischen Religionsführer und die manipulierte und fanatisierte Menge die Verantwortung für den Tod Jesu – „Sein Blut komme auf uns und auf unseren Kindern.“ Wie schwierig und demütigend muss es für Jesus gewesen sein, als die Menge Barabbas forderte! Wir halten vielleicht inne und staunen darüber, aber passiert es nicht auch heute noch? Was wählen wir im Leben? Oder für wen werden wir in diesem Prozess eintreten? Für Barabas oder für Jesus? Es ist eine Entscheidung über Leben und Tod. Es ist traurig, dass auch heute noch viele Menschen den Weg des Bösen wählen. Als ob ein Leben ohne Christus für sie besser wäre als mit Jesus selbst.

Brüder und Schwestern, man sollte in seinen Entscheidungen eindeutig sein. Durch sein unentschlossenes Verhalten erlaubte Pilatus den Juden, Jesus zu kreuzigen. Durch das Händewaschen wurde er die Schuld keineswegs los. Tun wir auch nicht. Jeder von uns ist vor Gott für seine Entscheidungen verantwortlich. Noch heute stehen wir vor einer wichtigen Frage: Barabbas oder Christus? Treffen wir die richtige Wahl und übernehmen wir Verantwortung für unser Leben.

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