Wahre und falsche Gerechtigkeit

Wer wünscht sich nicht,  einst mit den Gerechten in das Himmelreich einzugehen? Wenn aber einerseits die Ungerechten davon ausgeschlossen sind, so wird anderseits  heute auch der falschen Gerechtigkeit der Eintritt verweigert. Darum sage ich euch: ,,Wenn eure Gerechtigkeit nicht noch viel größer ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen“(Mt 5,20). Halten wir daher fern von der falschen Gerechtigkeit. Diese Haltung repräsentieren die Pharisäer und ihre Gesinnungsgenossen, die damaligen Schriftgelehrten. Wie war ihre Gerechtigkeit, auf die sie so sehr pochten. Sie wollten niemanden töten, gaben aber dem Zorn und der Lästerung großen Raum. So wurden sie letztlich zu Mördern an Jesus und an den Aposteln. Wenn man eine böse Gesinnung nicht beseitigt, führt sie zu bösen Taten. Sie begnügten sich mit dem Buchstaben des Gesetzes: „Du sollst nicht töten, du sollst nicht die Ehe brechen usw. Doch Jesus spricht bereits von Ehebruch,wenn dieser schon im Gedanken, in bloßer Begierde passiert.

Die Pharisäer und Schriftgelehrten taten das Gute ohne rechte Absicht, nicht um Gott zu lieben und zu loben, sondern nur um von den Menschen gesehen und gelobt zu werden. Ihr Almosengeben posaunten sie hinaus, ihr Beten war heuchlerisch und ihr Fasten ebenfalls. Sie waren engherzig beim Geben des Zehnten und brachten die Witwen um ihr Geld. Sie schmückten den Tempel, ließen aber die Eltern darben und hungern. Sie reinigten die Hände und die Schüsseln, aber nicht ihre Herzen. Sie mieden die Arbeit am Sabbat, aber nicht ihre Bosheit. Sie ereiferten sich für das Gesetz, wehrten sie aber gegen bessere Erkenntnis. Sie warben Menschen aus anderen Religion ab, führten sie aber nicht zur Heiligkeit, sondern nur zu Schlechtigkeit. Sie suchten nicht nach Gerechtigkeit, die von Gott stammt, sondern handelten nach ihrer eigenen Gerechtigkeit.

Das Wesen der wahrer Gerechtigkeit beruht auf der Gnade Gottes, ohne diese ist Gerechtigkeit unmöglich. Gott zu gefallen, das macht aus Kindern des Zorn Kinder Gottes. Wir sollte dieses Glück mit allen Kräften suchen.  Die Gerechtigkeit ist der Inbegriff aller Tugenden, die Summe alles Guten. Der Gerechte, wie die heilige Schrift diesen Namen deutet, ist mit ganzer Seele Gott ergeben, ein Freund Gottes, dessen Wohlgefallen er allein sucht, ein Feind der Sünde, obgleich  die menschliche Gebrechlichkeit  an ihm sichtbar ist. Diese Gerechtigkeit ist aber nicht des Menschen Werk sondern Gnade Gottes –  es ist jene Gerechtigkeit, mit der Christus aus Sündern Gerechten macht. Wir alle sind von Geburt Sünder und wären in der Sünde geblieben, wenn nicht Gott uns zu Hilfe  gekommen wäre. Er hat uns Sünder gerechtfertigt durch die Erteilung seiner Gnade und wir wurden gerecht. Diese Gerechtigkeit  ist ein uns eigentümliches Gut, es gehört wahrhaft uns, es ist ganz und gar in unserer Seele. Die Gerechtigkeit ist auch ein reines Gut, das  mit nichts  Schädlichem vermischt ist. Die Wissenschaft bläht auf , die Ergötzungen  machen weichlich, die Ehre verblendet, der Reichtum verhärtet, die Gerechtigkeit aber fasst nichts als Tugend in sich und schließt alles aus. Die Gerechtigkeit ist auch das einzige, dauernde, bleibende Gut, das nicht verwest, das uns aus der Zeit in die Ewigkeit begleitet.

 

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