15.Sonntag im Jahreskreis A Mt 13,1-23
15 Sonntag A 2014 Das Gleichnis vom Sämann
Einleitung
Auf einem Seeweg segelte ein großes Segelschiff mit dem Namen “Schlechte Nachrichten”. Auf die Frage, warum das Segelboot diesen Namen habe, antwortete der Kapitän: “Ich liebe Segelbootwettbewerbe und jeder weiß, dass die schlechten Nachrichten die schnellsten Nachrichten sind.” Den Beweis dazu liefert auch die Boulvard- Presse. Die Klatschnachrichten, die Verdächtigungen, Korruptionen sind Nachrichten, die sich am schnellsten verbreiten. Die guten Nachrichten werden nur sehr langsam weitergegeben.
Predigt
Vor 2000 Jahren verkündete Jesus das Evangelium – die gute Nachricht darüber, dass wir Gott unseren Vater nennen dürfen, der uns alle liebt. Wenn Jesus einen Klatsch über den Kaiser gesagt hätte, so hätte sich das wohl sehr schnell verbreitet. Er aber verkündete das Wort Gottes und seine Verbreitung ist vom freien Willen des Menschen abhängig. Ein Tratsch findet leichter einen Nährboden. Das Wort Gottes, die gute Nachricht kommt nur dort an, wo man sich dafür glaubend öffnet.
Dazu erzählt heute Jesus das Gleichnis vom Sämann. Er spricht darin von vier Menschengruppen. Jede Gruppe nimmt das Wort Gottes anders auf.
Die erste Gruppe von Hörern vergleicht er mit einem harten niedergetretener Boden, auf den die Samenkörner fallen, aber sie können nicht in den Boden eindringen. Das sind die Menschen, die schon viele Predigten gehört haben, aber durch keine hat sich ihr Leben verändert. Sie erwarten sich auch nichts von den Predigten, sondern beschäftigen sich während des Zuhörens nur mit ihren Sorgen und eigenen Interessen.
Die zweite Gruppe von Hörern sind oberflächliche Menschen. Sie sind zwar aufnahmefähig und begeistert, aber ohne notwendige Tiefe. Sie kennen sich selbst nicht gut, darum werden sie sich auch nicht bewusst, dass viele ihrer Gewohnheiten, ihr Egoismus dem Wort Gottes widersprechen. Sie glauben, sie seien auf dem richtigen Weg, weil sie vom Wort berührt wurden. Die Worte gingen ihnen zwar zu Herzen und es genügt ihnen, dass sie die Predigt gehört haben und glauben mit ihr übereinzustimmen. Sie bemühen sich aber nicht, ihr Leben zu ändern.
Die dritte Gruppe von Hörern sind vergleichbar mit Samenkörner, die Dornen fielen. Sie arbeiten eifrig, und sie glauben, dass ihr gegenwärtiges Leben sie so erfüllt, dass sie ohne Bedenken das Streben nach einem ewigen Lebem vernachlässigen. Sie sind hochmütig und darum wollen sie das Wort des Evangeliums nicht annehmen. Sie haben immer einen Einwand, eine Ausrede, einen Grund zum ,,Neinsagen”.
Wie ist dann aber die vierte Gruppe von Zuhörern? Es sind die Menschen, sagen: Gott, ich bin wie ein steinerner Boden, aber ich will nicht so bleiben. Gott, ich bin oberflächlich, aber ich will nicht oberflächlich bleiben. Gott, ich war hochmütig, ich schätzte dein Wort nicht, aber ich habe mich geirrt. Also, wenn Menschen so handeln, dann gehören sie der vierten Gruppe an. In der vierten Gruppe von Hörern sind nämlich jene Menschen, die ihre Fehler erkennen und die sich ändern wollen. Wäre es nicht schön, zu jener Gruppe zu gehören, wo das Wort auf guten Boden fällt, wie es im Evangelium geheißen hat!
Einmal beschwerte sich ein belgischer Theologe: “Wie leicht erinnert sich jeder an den Film, den er zuletzt gesehen hat, aber welches Evangelium man am letzten Sonntag gehört hat, das wird sofort vergessen.”
Wie lange tragen wir in unseren Herzen ein Melodie eines Liedes und wir singen und summen es immer wieder. Und das Wort Gottes? Wir hören es und schon vergessen wir es, ohne dass es uns berührt. Unsere Lebensaufgaben sind uns ganz klar, aber dem Wort Gottes erlauben wir nicht, dass es uns berührt und formt. Ein Magnet kann 14 mal mehr tragen, es es selbst wiegt. Im Glauben das Wort Gottes annehmen, könnte ebenfalls wie ein Magnet wirken, sodass wir eine dreißigfache, sechzigfache oder hundertfache Frucht bringen.
Ich möchte die Betrachtung des heutigen Evangeliums mit einer kurzen Geschichte abschließen. Ein junger Maurer half beim Abbruch eines Hauses. Beim Abschlagen des Putzes fand er statt eines Ziegels ein großes, eingemauertes Buch. Es war die Bibel. Er war verwundert und fragte sich, wie denn dieses Buch hierher geraten sei. Er interessierte sich eigentlich nicht für Religiöses, aber er begann in dieser Bibel zu lesen. Allmählich entdeckte er beim Lesen der Bibel, dass – so schien es ihm – manche Worte Gottes direkt an ihn gerichtet waren. Zwei Jahre später schickte ihn seine Firma nach Saudiarabien. Dort wohnte er mit anderen Arbeitern in einem kleinen Zimmer. Eines Abends beobachtete ein Zimmerkollege ihm beim Lesen eines Buches. Er fragte: “Was liest du da?” Er antwortete: “Die Bibel.” Da meinte der Zimmerkollege: “Das ist doch alles Quatsch, was da drinnen steht. Ich muss gestehen, ich habe sogar einmal eine Bibel in einem Haus eingemauert, denn ich war neugierig, welche Kraft diese eingemauerte Bibel habe, wieder aus dieser Mauer herauszukommen.” Der junge Mann sagte darauf: “Was würdest du sagen, wenn ich dir diese Bibel zeige?” Und er reichte seinem Gefährten die Bibel mit der Frage: “Ist das deine Bibel? Ich habe sie gefunden und so ist sie zu dir zurückgekommen.” Diese kurze Geschichte zeigt, dass die Bibel für den einen ein Geschenk sein kann sein, der sie annehmen will. Für den anderen hat sie so wenig Bedeutung, dass er sie einmauert. Andere wiederum stellen sie in Frage und machen sie lächerlich. So verschieden ist also die Einstellung zum Wort Gottes – so verschieden wie die Böden im Evangelium.
Nützlich kann für uns – genauso wie damals zur Zeit Jesus – die Heilige Schrift nur sein, wenn wir sie im Glauben lesen und dadurch Lösungen für ein geglücktes Leben hier auf Erden finden, um einst die verheißene ewige Seligkeit im Reiche Gottes zu erlangen.
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