Maria Himmelfahrt 2014 Lk 1,39-56

Maria Himmelfahrt 2014 A  – Du machst mein Leben anders

Einleitung

Touristen kamen auf einer Almhütte an.  Sie wurden unterwegs müde  und sie hatten  Blasen an den  Füßen.  Sie fragten daher nach einem Arzt. Der Hirte auf der Alm antwortete darauf:  „Nein, wir sterben hier ohne fremde Hilfe!“  Eine sehr knappe Antwort. Kann man mit eigener Hilfe sterben? Wir wollen nicht sterben und machen alles, damit wir leben. Das ist eine bewundernswerte Tatsache, aber auch eine sehr beschränkte. Bei Olympiaden bewundern wir die Leistungen der Sportler, die Schönheit und Kraft des menschlichen Körpers. Aber wissen auch, dass diese Schönheit und Kraft nicht auf ewig bleibt.

Das heutige Fest Mariä Himmelfahrt zeigt uns, welche Perspektive Gott mit den Menschen hast und wie nahe er ihnen ist in ihrer Unfähigkeit und Ohnmacht.

Predigt

Im Evangelium lesen wir die Worte von Maria: ,,Denn der Mächtige hat Großes an mir getan und sein Name ist heilig“. Es war sicherlich für Maria eine große Sache, ein so besonders Kind zu haben. Das Wunder zu Kana, die Wunderheilungen ihres Sohnes waren alles große Sachen in ihrem Leben. Aber die größte Sache war wohl, dass sie mit Leib  und Seele in den Himmel aufgenommen wurde. Ihr Leib war unverwest und musste das Grab nicht schauen.  Sie wurde mit Leib und Seele  in die Herrlichkeit des Himmels aufgenommen. Und diese große Sache will Gott jeden Menschen anbieten. Jeder Mensch hat die Möglichkeit einmal im Himmel zu leben, dort wo Christus ist. Das bedeutet aber, dass wir hier auf Erden schon christusverbunden leben müssen. Der emeritierte Papst Benedikt XVI sagte, dass Gott uns in Maria ganz nahe wurde. Er wurde Mensch, er nahm alle Bedingungen einer Geburt aus einer menschlichen Mutter an. Maria sagte ihr Ja dazu und deshalb verdient sie die Herrlichkeit des Himmels. Gott ist den Menschen nah, das bedeutet, der Menschen ist nicht von Gott entfernt. Die Erkenntnis der Gottesnähe erwirkt in uns auch die Fähigkeit, anderen Menschen nahe zu sein. Leider ist oft um uns herum Individualismus, Egoismus, das Sich-Fühlen als Einzelmensch, zu spüren. Das Evangelium aber ruft uns dazu auf, den anderen nahe zu sein, wenn es heißt: Habt Mitleid, Verständnis den Menschen gegenüber. Nur wenn wir fähig sind, anderen Menschen nahe zu sein, können wir verstehen, wie nahe uns Gott ist. Maria ist uns da Vorbild, an das wir uns halten können, damit wir Gott und den Menschen nahe sind.

Ich erzähle ihnen dazu ein Vorkommnis, das sich in Amerika ereignet hat. Eine Psychologieprofessorin bekam eine Einladung, den Abiturienten in einer fremden Stadt einen Vortrag zu halten zum Thema: Das blaue Band.   Über dem Eingang des Vortragssaales war ein großes Begrüßungsplakat mit ihrem Namen angebracht. Die Professorin sagte zum Direktor: „Das ist lieb. Ich danke Ihnen für die Organisation und für diese höfliche Einladung.“ Da meinte dieser: „Danken Sie nicht mir, sondern dem Organisator dieser Veranstaltung, den Vertreter des Studentenrates,  Robert Balen!“ Als die Professorin ihre Sachen vorbereitete und versuchte, das Mikrofon zu richten, hörte sie hinter ihrem Rücken eine Stimme, die sagte: „Brauchen Sie etwas? Kann ich Ihnen helfen?“ Sie dachte, das dies sicherlich der Schulwart dieser Schule sei, der ihr behilflich sein wollte. Aber als sie sich umdrehte, sah sie einen jungen Mann, vornehm gekleidet und er stellte sich vor: „Guten Tag, ich bin Robert Balen.“ Dann sagte die Professorin zu ihm: „Nach dem Vortrag werde ich einen Freiwilligen brauchen. Kann ich da mit Ihnen rechnen?“ „Warum nicht,“ antwortete dieser.

Worum ging es in diesem Vortrag? Es ging darum, wie oft wir unsere Gefühle verheimlichen und wie schwer es uns oft fällt, danke zu sagen oder jemanden kundzutun, dass er wichtig für mich ist.  Dazu nahm sie nun ein einfaches Beispiel. Sie stellte die Frage in den  Raum: Wie kann ich jemanden meine Anerkennung äußern? Ich brauche einen Freiwilligen. Einer meldet sich. Ich weiß, dass er für mich ein Plakat gestaltet hat und auch das Angebot seiner Hilfe hat mich berührt. Ich will ihn mit einem blauen Band belohnen, auf dem geschrieben steht: „Du machst mein Leben anders“. Ich will, dass er es zu seinem Spiegel legt, damit es ihm jeden Morgen erinnert, dass jemand dankbar war für seine Aufmerksamkeiten. Nun fragte sie den jungen Mann: „Was ist das für ein Gefühl für Sie, wenn ihnen jemand seine Dankbarkeit zeigt?“ Er erklärte ihr, dass er ein solches Gefühl noch nie erlebt hatte. Dann fragte ihm die Professorin: „Möchten Sie jemanden einladen und ihm sagen, was er für Sie bedeutet?“ „Ja, gerne“, sagte Robert. Dann rief sie einen Mitschüler von Robert zu sich. Da sagte Robert spontan: „Chat, ich möchte mich bei dir bedanken, du hast mein Leben gerettet. Erinnerst du dich, als ich vor ein paar Monaten zu dir kam und ich stark betrunken war. Du hast das gesehen und mir meine Autoschlüssel abgenommen und zu mir gesagt, ich dürfe in diesem Zustand nicht fahren. Du hast meine Mutter angerufen und ihr gesagt, dass ich diese Nacht bei dir bleibe. Aber warum habe ich getrunken? Meine Eltern erzählten mir, dass sie sich scheiden lassen und ich habe gedacht, was werden sich die Menschen denken, was wird in der Schule sein. Da war ich so verbittert, dass ich Alkohol getrunken habe mit der Absicht mit dem Auto zu verunglücken.“ Da umarmte ihn Chat und alle begriffen, warum Chat ein blaues Band bekommen hat.  Die Professorin fuhr fort: „Chat, sprich jemanden an, dem du das blaue Band geben willst!“ Er sagte zu seiner Mitschülerin Jennifer: „Ich möchte dir sagen, was du für mich bedeutest. Ich bin kein Einstein. Im letzten Schuljahr war ich nur Dank deiner Anwesenheit da und habe dieses geschafft, in den letzten beiden Jahren ging ich nur zur Schule, da ich wusste, du bist da! Ich danke dir dafür.“   Und dann sprach Jenifer Susi an und so weiter. Dieses Treffen hatte eine ganz tolle Atmosphäre.

Auch zu Gott können wir sagen: „Gott,  ich möchte dir ein blaues Band geben, weil du mein Leben änderst, weil du all meine Ohnmacht in Hoffnung verwandelst und ich einmal verherrlicht werde im Himmel. Nicht zufälligerweise hat das heutige Fest die Farbe blau. Das blaue Band gehört auch Maria, weil sie unser Leben anders macht.

 

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