Allerheiligen A Mt 5,1-12

Allerheiligen 2014 -Die Qualität des Lebens

Einleitung

Es gibt eine Erzählung von einem Eichhörnchen, das Nüsse fand. Es öffnete eine Nussschale in der Hoffnung auf einen köstlichen Nusskern. In der Schale befand sich aber ein Kleid aus Silber. Das Eichhörnchen war traurig darüber und öffnete eine zweite Nuss, darin war ein Kleid aus Gold. Hastig öffnete es nun eine dritte Nuss und dort fand es eine Kleid aus Diamanten.  Das Eichhörnchen seufzte und sagte: “Wenn das so weiter geht, dann werde ich im Winter vor Hunger sterben.” Hätte zum Beispiel Aschenputtel die Nuss geöffnet und dort diese wunderschönen Kleider gefunden, wäre es für sie ein kostbare Gabe gewesen. Da hätte sie als Prinzessin auftreten können. Warum aber fand gerade das Eichhörnchen diese kostbaren Kleider, wo es doch zum Leben so notwendig die Nusskerne braucht? Aber das ist ja alles nur im Märchen, dort kann man solche Schätze finden.

Im alltäglichen Leben finden wir niemals solche Schätze. Sie sind auch nicht wichtig! Freude, Glück und Ruhe, das sind Schätze fürs Leben! Aber die findet man nicht so einfach wie im Märchen. Diese Schätze müssen wir uns aneignen, das ganze Leben lang. Dazu kann man auch die Heiligkeit rechnen, die wir nicht wie einen Schatz im Märchen finden können. Zur Heiligkeit sind wir alle berufen und wir können sie erlangen, wenn wir den Willen Gottes, der die Liebe ist,  erfüllen.

Predigt

Jesus sagt im heutigen Evangelium : “Selig,  die arm sind vor Gott, denn ihnen gehört das Himmelreich … selig, die usw.” Wir haben eben aus der Bergpredigt die  Seligpreisungen gehört.  Selig sind diejenigen, die trotz ihres Schicksals, die Liebe niemals verloren haben. Sie werden die Heiligkeit erlangen. Vielleicht können viele mit dem Wort HEILIGKEIT nicht mehr viel anfangen, es klingt ihnen zu altmodisch. Aber das sollte uns nicht beunruhigen. Wir können dieses Wort in die heutige Zeit übertragen und es als LEBENSQUALITÄT bezeichnen. Das kann man durchaus als HEILIG bezeichnen. Wer wünscht sich nicht qualitativ gute Mitarbeiter, einen Ehepartner, auf den man sich verlassen kann. Ich würde als HEILIG all das bezeichnen, was im Leben gelingt und sinnvoll ist. Der emeritierte Papst Benedikt XVI hat oftmals über die HEILIGKEIT gesprochen. Er meinte:”Wenn ein Mensch vertrauenswürdig ist, so ist er ein heiligmäßiger Mensch.”

Leider haben im 20. Jahrhundert die Menschen immer mehr das Vertrauen in andere Menschen verloren, weil sie schlechte Erfahrungen machten. Ich denke dabei nur an die Millionen von Menschen, die Stalin oder Hitler vertrauten und dann schwer enttäuscht wurden. Diese Persönlichkeiten wirkten nach außen hin vertrauenswürdig und versprachen vieles, aber in Wirklichkeit waren sie in ihrem Inneren ganz anders. HEILIGKEIT bedeutet sowohl nach außen hin als auch im Innersten vertrauenswürdig zu sein. Das ist nicht immer ganz leicht. Ich denke da auch an das geweihte Leben. Es sollte nicht jemand Priester werden oder sich nach dem Bischofsamt sehnen, wenn er darin nur Macht und Würde sieht. Sich selbst wichtig zu machen mittels dieses Amtes ist nicht gut. Da wird er meist dem Volk schmeicheln müssen oder Kompromisse machen müssen, nur um populär zu sein. Das Amt eines Priesters oder Bischofs soll sich im Dienen ausdrücken.

Ähnliches kann man auch von der Politik sagen. Schon der Philosoph Platon, der im 3. Jahrhundert vor Christus lebte, sagte: “Das ist ein Verblendung der Politik, dass die Menschen um die Macht kämpfen und glauben damit Gutes zu tun.” Vom Heiligen Augustinus wissen wir, dass er nach seiner Priesterweihe weinte. Aber warum? Er wurde sich dessen bewusst, dass er jetzt nicht nur seine eigene Last zu tragen habe, sondern auch die Last der anderen und dass er einmal Rechenschaft ablegen muss nicht nur von seinem eigenen Leben, sondern vom Leben derjenigen, die ihm anvertraut waren. Und dann stellte er sich die Frage: “Kann mir das gelingen? Werde ich fähig sein, so zu dienen wie ich soll und wie es die anderen verdienen?” Er hatte Angst wegen seine eigenen Unvollkommenheit. Aber das ist gerade der Weg, der  zur HEILIGKEIT führt. Jeder, der wirklich den Weg der Heiligkeit gehen möchte, wird entdecken, dass er mit seinen menschlichen Möglichkeiten zurückbleibt hinter dem, was von ihm erwartet wird. Aber er wird das Wort Gottes ernst nehmen.

Das heutige Fest will uns sagen, dass wir vertrauenswürdige Menschen sein sollen. Auch in unserem Jahrhundert gab und gibt es Menschen, die sehr vertrauenswürdig und heiligmäßig gelebt haben oder leben, zum Beispiel Mutter Teresa. Sie sagte einmal: “Arbeite für Jesus und Jesus wird mit dir arbeiten. Bete mit Jesus und Jesus wird mit dir beten.” Je mehr wir von unserem Selbst zurücktreten, desto mehr wird Jesus sich uns nähern. Wir sollen also so leben, dass Jesus zum Mittelpunkt unseres Lebens wird. Mutter Teresa sagte auch noch folgendes zu ihren Mitschwestern: “Euer Herz wird durch eure Hände und durch eure Augen sprechen.” Es ist offenbar, dass die Anwesenheit Gottes in unserem Leben immer mehr Wirklichkeit wird, wenn wir nicht nur handeln mit Worten, sondern mit Augen und Händen. Es ist nicht genug, wenn es nur äußerlich den Anschein hat, gut zu sein. Wir müssen auch im Innersten gut sein.

Nun erzähle ich Ihnen noch eine Begebenheit von einer Bekannten von mir, die an ihrem Urlaubsort in Italien einen Herzinfarkt erlitt. Sie wurde ins Krankenhaus in Neapel eingeliefert. Sie konnte kein Wort italienisch und konnte sich daher auch mit niemanden unterhalten. Aber sie erzählte von einer Frau, die zwar kein Wort slowakisch sprach, sie aber stets anlächelte und ihr mit Kleinigkeiten Freude machte. Nach ihre Rückkehr meinte meine Bekannte: “Ich habe mich noch nie so geliebt gefühlt als in jenem Krankenhaus. Die Liebe braucht keine Worte, damit sie sich äußern kann. Die Liebe kann man spüren.”

Der Weg der HEILIGKEIT beginnt also, wenn Gott, der die Liebe ist, spürbar wird. Dann merkt man, Gott ist da und er will uns immer ganz nahe sein. Wir allerdings müssen ihm das erlauben.

 

 

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