Christkönigssonntag B Mt 25, 31- 46

Christkönigssonntag 2017- Was  ihr  für einen  meiner  geringsten Brüder   getan habt, das habt  ihr  mir  getan.

Einführung

Die Erzählung von Jesus  über das Weltgericht  – denn ich war hungrig und ihr habt   mir  zu essen gegeben – ich war durstig   und ihr habt mir   zu trinken   gegeben –  führt uns dazu, dass wir ohne Vorurteile nachdenken, wie wir in jedem Menschen Christi Antlitz sehen können. Es ist nicht genug, den anderen nur oberflächlich zu sehen, der schwarz oder weiß,  der arm oder reich, krank oder gesund ist. Wichtig ist es, im anderen Christus zu sehen, in ihm Christi Antlitz zu entdecken. Das ist nicht immer leicht.

Predigt

Es liegt nicht in unserer Macht, große Veränderungen in der Welt  zu machen, aber ein Veränderung herbeizuführen im Blick auf die anderen, das schaffen wir. Es ist genug, wenn wir es uns zum Prinzip machen, zu entdecken, dass jeder Mensch als Gottes Abbild erschaffen wurde. Daraus leitet sich die Würde des Menschen ab, die nicht von den Eltern stammt, auch nicht davon abhängt, ob jemand intelligent oder reich ist, sondern eben ein Abbild Gottes ist.

Für den gläubigen Menschen ist es und war es immer leichter zu glauben, dass Christus in einem Stückchen Brot anwesend ist oder auch im Wort der Bibel, als zu glauben, dass Christus auch im Nächsten – im Nachbarn, im Arbeitskollegen, in den Kindern usw. anwesend ist. Selbstverständlich benehmen sich nicht alle unserer Zeitgenossen so, dass wir in ihnen Christi Antlitz sehen können. Aber auch wenn uns Menschen verletzen, wenn sie Diebe oder Betrüger sind, sind wir aufgefordert, in ihnen das leidtragende Antlitz Christi zu sehen.

Der Heilige Augustinus sagt: Der Herr verurteilt die Sünde nicht den Sünder. So sollen wir auch handeln – die Sünde verurteilen, aber den Sünder immer auch lieben. Das Evangelium vom Weltgericht soll uns nicht ängstigen, sondern auffordern zur Verantwortung für die anderen. Es soll unseren Blick auf den Nächsten formen. Wir sollen Vorurteile, die wir oft haben, abbauen.

Davon erzählt folgende Begebenheit von dem berühmten italienischen Juristen und Advokaten Francesco Carnelutti, der von 1879 bis 1965 lebte. Bei einer Zugsreise fand er eine Heilige Schrift. Er schlug sie auf und las das Kapitel 25 des Matthäus-Evangeliums , wo stand: Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben, ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben. Plötzlich hatte er vor seine Augen viele Sträflinge, also seine Klienten gesehen, die er vor Gericht verteidigt hatte. Vor seinen Augen sah er Mörder, Diebe und Gewalttäter. Und dann merkte er, dass Jesus sich mit jeden identifizierte. Damals hat er begriffen, dass sich das keine menschliche Fantasie erdacht hat, sondern nur Gott das kann. Keine religiöse Gruppe würde so weit gehen, dass sie Gott mit einem Mörder, einem Dieb oder einem Gewalttäter identifizieren würde. Jesus, und das wissen wir, hat sich mit dem Schächer am Kreuz identifiziert. Franceso Carnelutti hatte den Beweis dafür, dass das Christentum eine Offenbarungsreligion ist, nicht von Menschen ausgedacht!

Auch wenn wir das Gefühl haben, dass ein Dienst an einem Mann, der trinkt, vergeblich ist – dass Kindern, die undankbar  sind – dass Menschen, die uns enttäuschen, verachtenswert sind – so sollen wir uns immer wieder an die Worte von Jesus erinnern, der sagte: Wahrlich, ich sage euch. Was ihr   einen   meiner   geringsten Brüder   getan habt, das  habt   ihr   mir getan. Jeder Dienst lässt unseren Egoismus schmelzen. Vielleicht kann ein Mensch unseren Dienst nicht annehmen. Gott aber lehnt ihn nie ab. Er schätzt ihn. Nichts davon, was ein Mensch an Gutem tut, geht verloren. Wir müssen nur auf Jesu Worte  vertrauen. Im Johannesevangelium heißt es im 14. Kapitel:  Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich vollbringe, auch vollbringen und er wird noch größere vollbringen. 

Zum Schluss noch eine wahre Geschichte. Im Amerika nahm der Diebstahl von Fahrrädern der Marke Schwin zu.   Der Polizist McDonald patroullierte gerade  im Park,  als er einen schwarzen Jungen mit einem Fahrrad wahr nahm. Er ging zu ihm und fragte  ihn: Woher hast du dieses Fahrrad? Der Knabe zog den Revolver und zielte auf den Polizisten. Er  verletzte ihn am Rücken, sodass er gelähmt war und im Rollstuhl den Rest seines Lebens verbringen musste.  Nach einem Jahr traf McDonald den Knaben und fragte ihn: Warum hast du auf mich geschossen? Der Bursche antwortete: Ich war ein guter Student und   habe nie auf jemanden geschossen. Ich hatte aber einen schlechten Bruder, der Probleme mit der Polizei hatte. Als er einmal auf der Flucht war,  gab er mir seine Waffe. Ich stamme aus einer armen  Familie. 6 Jahre machte ich Botendienste, damit ich mir ein Fahrrad leisten kann. Und Sie sind schon   der dreißigste Polizist, der mich fragte, ob ich das Fahrrad  gestohlen habe.  Sagen Sie  mir, wenn ich ein   Weißer  wäre,  hätten sie mich dann auch gestoppt? McDonald gestand sich nun ein, dass er selbst Anteil hatte an seinem Unglück. Er umarmte den Knaben und adoptiere ihn. Später wurde er auch Polizist.

Da sieht man wieder, wie stark oft Vorurteile sind und wie man sich da bewusst dadurch führen lässt. Wir müssen daran arbeiten, dass es uns gelingt, uns von Vorurteilen zu befreien. Danken wir Jesus für die Belehrung, die an uns heute im Evangelium adressiert ist, dass ER in jedem unserer Nächsten zugegen ist!

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