5. Fastensonntag B Joh 12, 20-33

5. Fastensonntag 2018 – Jesus sehen wollen und mit ihm leben

Einführung

Die Fastenzeit erleben bedeutet: Jesus sehen wollen und mit ihm leben. Wie sollen wir praktisch die Fastenzeit verbringen? Eine junge Christin sagte: Ich begann die Verkehrszeichen so wahrzunehmen, als ob durch sie Christus  selbst zu mir sprechen würde. Beim Zeichen „Vorfahrtsrecht“ sagte ich zu mir: Ich gebe in meinem Leben nichts und niemandem den Vorzug vor Jesus. Die Augen offen zu haben für Jesus, das hat sicher  einen  Einfluss auf unser Tun.

Predigt

Die Fastenzeit geht dem Ende zu.  Sie sollte in den Gläubigen eine tiefe Spur hinterlassen. Es sollte wenigstens eine solche Spur sein, wie bei  den Griechen,  die vor dem Fest nach Jerusalem kamen und sahen, was alles um Jesus herum geschah. Sie wollten sich persönlich mit Jesus treffen. Jesus erzählte das Gleichnis  vom Weizenkorn: Wenn das Weizenkorn nicht in die  Erde fällt und stirbt, bleibt es  alleine; wenn es aber  stirbt, bringt es reiche Frucht. Wer an seinem  Leben hängt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben.

Jesus spricht von seinem freiwilligen Tod, der zum Anfang des neuen Lebens wird, auch für alle Menschen. Jesus spricht in diesem Gleichnis jene Wahrheit, die der Grund des christlichen Lebens ist. So ist eine zukünftige Ernte nur dann möglich, wenn das Weizenkorn stirbt. Die Fruchtbarkeit und die Vermehrung  ist verbunden mit dem  Samenkorn, das in die Erde gesät wird. Jesus lehrt uns, dass dieses scheinbar widersprüchliche Prinzip auch im übernatürlichen Leben gilt. Die Märtyrer der Kirche sind mit dem Weizenkorn  vergleichbar. Die Geschichte der Kirche lehrt uns, dass die  großen Sachen nur so entstehen. Dazu wieder Worte, die Jesus im heutigen Evangelium zu uns spricht: Wenn einer mir dienen will, folge er mir nach; und wo ich bin, dort wird auch mein Diener sein. Wenn einer mir dient, wird der Vater ihn ehren. Diese Worte sind eine Aufforderung an uns, Gott und den Menschen zu dienen. Nur in der uneigennützigen Liebe zu Gott und zu den Menschen ist es möglich die wahre Liebe zu sehen. Jesus meidet den Dienst der Liebe  nicht, im Gegenteil. Er sagt:  Jetzt ist meine Seele erschüttert. Was soll ich sagen: Vater, rette mich aus dieser Stunde? Aber deshalb bin ich in diese Stunde gekommen.  Die Worte des Evangelium  können wir nicht von einander trennen. Der Christ kann nicht  aus dem Evangelium nur das herausnehmen, was ihm gefällt. Es war allerdings zu keiner  populär über das freiwillige Sterben zu sprechen – und das ist auch heute noch so. Und doch ist die Lehre Jesu auch heute gültig. Wenn Menschen nicht verlieren wollen, dann verlieren sie meist. Wenn ein Student viele Erkenntnisse gewinnen will, muss er studieren und daher auf so manche angenehme Sachen verzichten. Wenn jemand etwas gewinnen will, dann arbeitet er, bemüht sich, aber das bedeutet nicht „das Sterben“.

Das heutige Evangelium von Weizenkorn, das sterben muss, gibt den gläubigen Menschen Mut, Kraft, Freude, so zu leben, dass der Wille Gottes erfüllt wird. Sie lieben Gott und den Nächsten. Sie trauern nicht darüber, wenn sie manchmal leiden müssen, wenn sie ein Opfer bringen müssen. Der Glaube an Gott gibt ihnen die Sicherheit, dass alles, was sie aus Liebe tun, seinen Sinn und sein Ziel hat. Aus den sterbenden Weizenkörner wächst ein Keim, daraus wird ein Halm mit einer Ähre,  gefüllt mit Körnern. Jesu Tod verwandelt sich in die Auferstehung und schließlich einst einmal zu seiner zweiten Wiederkunft.

Der Glaube an Gott führt die Gläubigen zur Erlösung von ihren Sünden, um das Gottes Reich zu gewinnen. Der Zweck jeden Verzichtes ist, das ewige Leben zu gewinnen. Der gläubige Mensch, der die Worte Jesu vom Weizenkorn annimmt, befreit sich von der Angst. Davon überzeugen viele Beispiele.

Als die ersten Christen zum Tode verurteilt wurden, sahen die Heiden, dass diese mit Gesang in die Arena eintraten und fragten sich: Was für eine neue Lehre ist das? Welcher Gott gibt solche Kraft? Aus der Geschichte wissen wir, was für eine Ehre es war, als Einsiedler, Bekenner, Ordenschristen, ihr Leben mit Christus zu gestalten. Sie starben in der Welt, und doch bereicherten sie die Welt. Viele Menschen verstanden sie nicht, spotteten über sie, und doch wurden diese Menschen zum Salz der Erde und zum Licht der Welt. Wie würden wir reagieren, wenn an uns, so wie an die Apostel, von den Griechen diese Frage gestellt würden: Warum möchtet ihr Jesus sehen?

Ein Katechet fand einmal auf seinem Stuhl im Konferenzsaal einen Zettel, darauf stand: Wir möchten Jesus sehen. Seit dieser Zeit, bemühte er sich –  so zu sprechen und so zu tun –  dass jeder, der ihm begegnete – nicht nur die Schüler, sondern auch seine Kollegen –  Anteil an seiner Liebe  zu Gott haben sollten.  Er dankte Gott, dass jemand ihm den Zettel mit dem Satz auf den Stuhl gelegt hatte. Das sollte auch unser Vorhaben in dieser Fastenzeit sein. Wir sollten die anderen zu Jesus führen.

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