Jesu Verurteilung und Kreuzweg

Lange hatte Pilatus  geschwankt, manche  Versuche  gemacht, Jesus  loszulassen, endlich aber  siegte die Bosheit und Ungerechtigkeit. An  der Gunst  des  irdischen Kaisers lag ihm  mehr, als  an der  Gnade  dessen, der gesagt. Mein Reich ist nicht  von dieser Welt. Aus Furcht vor dem  Kaiser  gab er  den Juden  das heiligste  Blut  Jesu preis, und  sein  schuldbeflecktes  Gewissen  wollte  er mit Wasser   reinigen,  dass er  sich über  die Hände  gießen ließ und dabei  ausrief . Ich bin  unschuldig  an  dem Blute dieses Gerechten, da  seht ihr zu. Nein Pilatus, Du nennst  Jesus  gerecht und  vergießt dennoch sein Blut, du bist  also der  ungerechte, gewissenlose  Richter.  Und dasselbe unschuldige  Blut, das  Pilatus von  seinen Händen  abwaschen wollte, und  von seiner Seele  nicht  abwaschen konnte. Die  blutgierigen  Juden   riefen:  Sein  Blut  komme über  uns  und unsere  Kinder. O  schreckliche  Selbstverurteilung.  Wie  sie  in Erfüllung  gegangen. Jesus  wurde  nun vor den Richterstuhl des Pilatus  geführt   und zwischen  die  zwei  Schächer  gestellt. Da  stand  nun Jesus, das unschuldige Lamm, vor  dem  ungerechten  Richten, schweigend und seines  Urteils  gewärtig. Und  Pilatus  erhob sich  von seinem  Sitze  und sprach. So  verurteile  den  Jesus  von  Nazareth  den König  der Juden,  dass er  an das  Kreuz  genagelt  werde. Das  Wort  war  also ausgesprochen.  Jesus  soll sterben am Kreuze für die  Sünden  der Menschen, er  soll  sein Leben hingeben in schmachvollen Tod,  um  die  Menschen  vom ewigen  Tode  zu retten. Kaum  hatte  Pilatus das Urteil über Jesus ausgesprochen,  da  fielen  die  Kreuzigter über  den Herr her, rissen ihm  die Spottkleider  vom Leibe, nahmen  ihm die Dornenkrone  vom Haupte, um ihm seinen  eigenen  gewirkten Rock  anziehen   zu könnn,setzten ihm dann die Dornenkrone wieder auf und  führten  ihn  unter  Hohngelächter,  unter  Stoßen und  Schlagen   auf dem  Marktplatz,wo das  Kreuz war, an  welchem  das  unschuldige Osterlamm  geschlachtet  werden sollte. Als  Jesus das Kreuz, diesen  kostbaren  Opferaltar vor  sich am  Boden  liegen  sah, warf  er  sich  neben demselben  auf die  Knie nieder umfasste  es  mit den Armen, küsste es,  indem er  in der Stille ein leises   Dankgebet zu seinem himmlischen   Vater. Jesus  musste  nun   das schwere Kreuz  auf seine  rechte Schulter  nehmen    und mit  dem rechten  Arme   umfassen. Der göttliche  Heiland   zerschlagen und ermüdet, krümmte sich aber  unter der  schweren Last  des  Kreuzholz.  Seine  heiligen  Hände waren  von der Geißelung   verwundet und  geschwollen. Jesus  fand er keine  Erleichterung, sondern   von den Unmenschen, die  ihn umgaben,  musste   er  neuerdings sein  Kreuz wieder  fortschleppen. O wenn  wir  Jesus auf seinem  schmerzlichen  Wege  nach  Golgatha gesehen  hätten o wie  würden  wir  Mitleiden  mit  ihm  gehabt haben, wie  würden   wir  freudig  das Kreuz   ergriffen  und statt seiner   getragen haben. Doch  so  viel  fordert   der  Herr   von uns nicht einmal. Er fordert  nur  das kleine Kreuz   das er  uns  hie und da   auflegt, ihm  nachzu  tragen, indem er  gesagt hat. Wer mein Jünger   sein und mir  nachfolgen   will, der  nehme   sein Kreuz   auf sich und  so folge  er mir nach. Wir  können  es nicht  fassen  und uns  nicht  vorstellen, was  Jesus  auf dem  schmerzlichen   Wege  nach Golgatha  unter  der schweren  Last  des Kreuzes   gelitten, die unsere Sünden   auf seine   Schultern  geladen haben. Nur eine  Begebenheit, die  auf  diesem schmerzlichen Wege  sich  zutrug, wollen  wir noch etwas  näher  ins Auge  fassen, denn sie  ist  für  uns  von  besonderer Bedeutung. Als  Jesus die schwere  Last  des Kreuzes  auf den Kalvarienberg  hinaus trug,  folgte  dem Zuge  eine große  Menge Volkes, die einen verhöhnten und verspotteten  den Herrn, andere  hatten  Mitleiden  mit ihm, namentlich mehrere Frauen. Zu  diesen wendete sich  und sprach   zu ihnen. Ihr Töchter Jerusalems weint nicht über mich, sondern über euch selbst und eure Kinder. Denn siehe, es werden  Tage  kommen, an  welchen  man  sagen wird:  Selig  sind  die Unfruchtbaren, die  keine  Kinder  zu betrauern  haben. Dann werden  sie  anfangen  zu den  Bergen zu  sagen. Fallt der über uns, und  zu  den Hügeln, bedeckt uns.  Denn  wenn man  das  am grünen Holze  tut, was  wird  mit  dem  dürren  geschehen? Jesus  Christus  ist das grüne Holz, d.h.  der  fruchtbare  Baum , der  Baum  des ewigen Lebens, wir aber sind  unfruchtbar  Bäume. Wenn  nun , wie  wir  aus  den  bisherigen  Vorträgen  gesehen haben, schon  mit dem  grünen  Holze  so verfahren wird , wenn Gottes  Gerechtigkeit   von Jesus  seinem geliebten  Sohn ein so  schweres   Versöhnungsopfer   fordert, welche  Strafe wird  dann  erst  über  uns fallen.  Ó  fürchten wir  Gottes  Gerechtigkeit    und  seine  Gerichte und  suchen  wir  durch   eine  ernstliche  Buße   zu entgehen,  da  es  noch  Zeit   ist, wenn wir  vor dem  Gerichte   stehen. Endlich nach vielen  Misshandlungen   kam  der traurige  Zug  mit Jesu  unter  der  schweren  Kreuzeslast   am  Kalvarienberge,  dem  Orte der  Kreuzigung  an.

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