Samstag 5.Fastenwoche Ez 37,21-28

Das Arbeitsmittel des Propheten ist das Wort. Der Herr gibt die Botschaft und der Prophet bringt sie den Empfängern nahe. Wir haben gestern am Beispiel von Jeremia gesehen, dass der prophetische Dienst anstrengend und gefährlich sein kann. Heute haben wir eine liturgische Lesung aus dem Propheten Hesekiel. Unserem Text geht unmittelbar die bekannte Perikope von der Öffnung der Gräber voraus (wir haben sie letzten Sonntag gelesen). Hesekiel führt dann das zweite Werkzeug des Propheten ein, das eine symbolische Handlung ist.

Einige der symbolischen Handlungen der Propheten weisen auf negative Realitäten hin; Jeremia soll einen ruinierten/unbrauchbaren Gürtel tragen, was darauf hinweist, dass Israel verdorben ist (Jer 13); Hosea soll sich eine untreue Frau zur Frau nehmen, als Zeichen für Israels Untreue gegenüber Gott (Hos 1; Hos 3). Die symbolische Handlung Hesekiels ist positiv, und die Worte der Erklärung sind in diesem Sinne. Nach Gottes Anweisung soll er zwei Bäume nehmen (vielleicht als Ersatz für das Zepter), von denen der erste für das Südreich und der zweite für das Nordreich steht, und sie in seiner Hand verbinden, so dass sie eins sind (Anmerkung: Im hebräischen Text kommt das Wort “eins” in den dreizehn Versen nicht weniger als elfmal vor). Der Herrgott selbst gibt sofort die Erklärung für diese Geste.

Die Einheit eines geteilten Israel ist möglich und wird stattfinden, aber sie wird nicht das Ergebnis von Politik oder Wirtschaft sein. Gott sagt einfach: “Einer soll in meiner Hand werden” (37,19). Das Buch des Propheten Hesekiel schließt auf diese Weise keineswegs eine anständige Politik und eine ehrliche Wirtschaft aus, sondern weist auf die tiefste Grundlage der Einheit hin. Wir können sagen, dass das, was für das alttestamentliche Volk Gottes, Israel, galt, auch für das neutestamentliche Volk Gottes, die Kirche, gilt. Die Grundlage für unsere Einheit ist Gott selbst. Ähnlich verhält es sich auf anderen Ebenen. Dass wir nicht zuerst in uns selbst gespalten sind, dass wir in der Ehe, in der Familie, in der Gemeinde miteinander auskommen können, das ist ein Geschenk Gottes. Bitten wir vertrauensvoll darum und legen wir alles in die starke und fürsorgliche Hand Gottes.

Doch nun kommen wir zur eigentlichen Lesung. Die Rede Gottes ist ruhig und sicher. Im Laufe der Lesung sehen wir, dass die Sammlung ganz Israels, die Wiedervereinigung, die Befreiung, ja sogar die Reinigung sein Werk ist. Das Bild der Zukunft Israels wird von Gott, dem Herrn, mit der Leichtigkeit eines Meisters gemalt. Und auch die nichtjüdischen Völker vermissen einen Platz. Lasst uns heute für die Zukunft danken, die Gottes Vorsehung für uns vorbereitet hat. Manchmal ist das ein Grund zur Sorge, denn niemand kann mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, was morgen sein wird. Aber wenn wir erkennen, dass wir nicht allein durchs Leben gehen, können wir mutig voranschreiten.

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