Dienstag der Osteroktav Apg 2,14. 36-41

Jesus, zu den Frauen sprach: Fürchtet euch nicht, sei mit euch

Wenn wir den Ausdruck “Herr Jesus Christus” verwenden, wird uns selten bis zum Schluss klar, was wir damit eigentlich sagen. Diese drei Ausdrücke sind nicht nur ein Teil unseres katholischen Grußes, der uns so lang vorkommt, dass wir ihn gewohnheitsmäßig auf ein Minimum in Form von “Gelobt” verkürzen. Sie verbergen eine Tiefe, von der uns die heutige Lesung aus der Apostelgeschichte hilft, sie zu erforschen; in der Tat finden sich alle drei gleich zu Beginn der Lesung. Die Bedeutung des Namens Jesus – Gott ist das Heil/ die Rettung – bedarf vielleicht keiner Einführung. Mit den Begriffen Herr und Christus verhält es sich ein wenig anders.

Jesus, dein Leichnam war nicht mehr im Grab. Herr, erbarme dich unser. 

Deine Getreuen suchten dich vergebens. Christus, erbarme dich unser.

Die dich  liebten, fanden und sahen dich. Herr, erbarme dich unser.

Die beiden bisherigen Osterlesungen aus der Apostelgeschichte (Apg 10; Apg 2) haben uns zu der Erkenntnis geführt, dass Jesus, der Messias/Gesalbte (gr. christos; und damit unser Christus) ist. Die Prophezeiung Jesajas von der Salbung des Geistes (Jes 61) gilt für ihn ebenso wie die Worte des Psalmisten, dass sein Leib im Grab nicht verwesen wird (Ps 16). Die messianischen Erwartungen Israels und die alten Verheißungen haben sich also in Jesus erfüllt. Aber er ist kein Messias/ Gesalbter um seiner selbst willen; die Salbung durch den Geist und die Erfahrung des neuen Lebens will er weitergeben. Diese Dimension der Person Jesu wird heute von Petrus wieder aufgegriffen: Der gekreuzigte Jesus wurde von Gott zum Messias gemacht.

Petrus schreibt Jesus neben dem Titel Messias auch den Titel Herr zu. Das Wort Herr (gr. Kyrios) ist die biblische Bezeichnung für Gott. Petrus will damit sagen, dass Gott Jesus zu Gott (Kyrios) gemacht hat. Nicht, dass Jesus nicht schon vorher Gott (die zweite Person der Heiligen Dreifaltigkeit) gewesen wäre, aber wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass aus der Sicht der Apostelgeschichte eine klare Formulierung der Trinitätslehre und präzise christologische Aussagen sehr weit führen.

Wenn Petrus sagt, dass Jesus der Herr ist, stellt er für seine Zuhörer eine Verbindung zum Propheten Joel her. Von ihm zitierte er vor einiger Zeit die Prophezeiung über die Ausgießung des Geistes. Er schließt sein Zitat mit den Worten: “Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden.” (Apostelgeschichte 2:21; Joel 3:5) Der alttestamentliche Prophet dachte dabei an den Namen des Gottes Israels. Wir kennen aus der Apostelgeschichte die Praxis, den Namen Jesu anzurufen (vgl. Apg 9,14.21; 19,13; 22,16). Wieder sehen wir, wie der alttestamentliche Text auf Jesus angewendet wird, um etwas von seiner göttlichen Identität zu offenbaren.

In der heutigen Lesung gibt es einen weiteren Hinweis auf die Prophezeiung von Joel. Er spricht von der Verheißung des Geistes, der allen gehört, “die der Herr, unser Gott, rufen wird”. (Apostelgeschichte 2:39). Wer ist es, der den Geist ruft und gibt? Es ist natürlich der Gott Israels, von dem Joel schreibt. Aber es ist auch Jesus, der Herr und Messias, in dessen Antlitz wir das Antlitz Gottes erkennen. Lasst uns heute danken und uns freuen, dass die Auswahl der Kandidaten für die Gabe des Heiligen Geistes nicht von irgendeinem Mann oder einer Kommission nach eigenen Kriterien, auf der Grundlage von Vertrautheit, Bestechung oder dem Wetter getroffen wird, sondern in den Händen Jesu liegt – Gott mit einem menschlichen Gesicht und der Mensch mit dem Gesicht Gottes.

Wie Christus, so leben wir jetzt schon in einer neuen Wirklichkeit. Deshalb dürfen wir zum Vater beten.

Der Auferstehung des Herrn verkündet uns Freiheit und Frieden. So bitten wir den Auferstandenen.

Selig, wer mit Christus der Sünde gestorben ist und aufersteht zum Leben in Gott

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