Drei Arten des Gebets.

Wenn wir über das Gebet in einer für alle verständlichen Weise sprechen wollen, müssen wir zunächst sagen, dass es drei Arten des Gebets gibt, die drei Stufen entsprechen, nämlich Anfänger, Fortgeschrittene Anfänger und fast Vollkommene. Es ist jedoch nicht leicht zu wissen, wer zu den Anfängern gehört, wer sich auf der mittleren und wer auf der dritten Stufe befindet, denn dies kann nur nach der Frömmigkeit des Herzens beurteilt werden, und nicht nach Zeit, Persönlichkeit oder Talent. Wenn er will in seiner Demut als Anfänger gelten will, muss er sich hüten, dass ihn seine Demut nicht zur Täuschung führt. Denn es kann passieren, dass er in die Lüge verfällt, um sich nicht selbst zu loben. Doch wenn wir richtig beobachten, gibt es kaum einen Menschen, der der sich nicht in einem dieser drei Stadien des Gebets befindet, und man findet ihn eher auf der eher in der ersten als in der dritten Stufe. Weil der Mensch selbst von selbst nicht lange auf einer Stufe bleibt und oft fällt, wenn er glaubt, dass er aufsteigt. Nicht selten wirft sogar der Herr die hinunter
die er zuvor emporgehoben hat, damit sie lernen, dass  sie nicht aus eigener Kraft emporsteigen, sondern dass sie emporgehoben worden sind.
Mündliches Gebet
Die erste Form des Gebets ist das mündliche Gebet. Darunter verstehen wir das Stundengebet oder andere Gebete, die mit dem Mund zum Lob des Herrn gesprochen werden. Das gesegnete dieser Gebete ist das Vaterunser, dem derjenige den Vorzug gibt, der es uns gegeben hat. Derjenige, der dieses Gebet spricht, bittet den Vater andächtig im Namen des Sohnes, von dem dieses Gebet kommt, und deshalb erhört Gott das Vaterunser vor allen anderen Gebet. Der Herr hat uns befohlen, im Gebet nicht viele Worte zu machen, sondern stattdessen unsere Zuneigung und Liebe zu steigern. Das ist es, was der Herr befolgte, als er dieses Gebet kurz machte und es mit den Worten “Vater unser” begann. So schon mit dem ersten Wort wird die Liebe zu Gott geweckt, weil wir ihn Vater nennen. Und mit dem zweiten die Liebe zu unserem Nächsten, denn durch das Wort “unser” wird der Nächste zum Bruder aus Gnade. So beten wir für unsere Nächsten wie für uns selbst, denn wir nennen den Herrn den gemeinsamen Vater aller Menschen. Das Wichtigste an diesem Gebet ist, dass wir es mit großem Vertrauen und ohne Zweifel beten, so wie es diesen gesegneten Worten entspricht, die wir  an den richten, der es uns gegeben hat. Und dieses Gebet ist so kurz, weil es durch die kleinen Worte auf den guten Willen des Herrn hinweist, uns zu gewähren, worum wir bitten, so dass wir kurz um das bitten, was uns gegeben werden soll. Denn wenn Er uns nicht schnell hätte erhören wollen, hätte Er mehr Worte von uns verlangt. So aber, weil unser guter Vater sich mehr um seine Kinder kümmert als sie sich um sich selbst, will er die Bitte abkürzen, damit er schnell seine helfende Hand ausstrecken kann.
Die zweite Art des Gebets geschieht in unserem Herzen, ohne Worte auf unseren Lippen. Nur das Herz spricht mit dem Herrn und in  innerlich bitten wir ihn um alles, was wir brauchen.Wir sprechen also mit dem Herrn allein und wie im Verborgenen, wo niemand uns hören kann. Auf diese Weise empfangen wir Gnaden, weil wir direkt zu Gottes Gehör sprechen. So haben wir David gebetet, der sagte: “Dein Knecht hat in seinem Herzen ein Gebet gefunden, in seinem Herzen ein Gebet, das er an Dich gerichtet hat.” Mache diese Art zu beten noch wirksamer als die erste, da sie noch vorzüglicher ist, muss man sein Herz vorbereiten, sein Herz vorbereiten und jeden schädlichen und oberflächlichen Gedanken aus ihm entfernen. So betete der heilige Prophet, der das Volk Israel aus Ägypten führte, Israel aus Ägypten herausführte: Als sein Mund schwieg und sein Herz sprach, fragte Gott ihn, warum er so laut weinte. Da zeigte Gott, dass er gute Gedanken besser hört als gute Worte, und dass sie deshalb viel wertvoller sind. Für gute Gedanken sind in sich selbst wertvoll und gute Worte bedeuten wenig ohne sie. Denn Gott schaut zuerst auf das Herz und nicht auf die Zunge, der das Herz Wert verleiht. Aber das Herz erhält keinen Wert von der Zunge, es sei denn im Glaubensbekenntnis, das in bestimmten Fällen mit der Zunge und den Lippen ausgesprochen werden muss.
Was die zweite Art des Gebets anbelangt, die die Haltung des Herzens selbst vor Gott, während die Lippen schweigen, gehören alle heiligen und frommen Betrachtungen, sei es über das Leiden des Herrn, sei es über die heilige Kirche, sei es über das Jüngste oder über das Jüngste Gericht, oder über irgendeinen anderen Gegenstand, der zur Frömmigkeit anregt. Denn es ist offenkundig, dass, wenn jemand über das heilige Leiden des Herrn meditiert und nachdenkt oder auch
über seine eigenen Sünden nachdenkt, so nennen wir das Gebet; denn man denkt nicht an die Sünden, wenn man es nicht tut, ohne gleichzeitig um Barmherzigkeit zu bitten. Für diese Art des Gebets, das aus heiligen Gedanken und Meditationen besteht, ist es notwendig, dass der Mensch muss sich an die biblischen Ereignisse und Geheimnisse des Herrn erinnern und etwas Wertvolles darüber hören oder lesen, denn diese Stoffe sind wie das Holz, mit dem er sich sättigt. Feuer auf dem Altar des Herrn. Aber die fruchtbarste Kontemplation, die ein Mensch tun kann, ist die Betrachtung der Passion des Herrn, wie ich im Ersten Geistlichen Alphabet gesagt habe. Dennoch müssen die Gegenstände der Kontemplation entsprechend den Festen des Kirchenjahres abgewechselt werde Kontemplatives Gebet der Liebe
Die dritte Art des Gebets wird als kontemplatives oder inneres Gebet, in dem unsere höchste geistige Potenz in reinster und liebevollster Weise zu Gott erhoben und auf den Flügeln der Sehnsucht und des Gefühls getragen wird, gestärkt durch die Liebe. Je größer die Liebe ist, desto weniger Worte braucht sie. Und diese bescheidenen Worte werden immer verständlicher und wesentlicher, denn wenn die Liebe wahr ist, braucht sie keine großen Worte, sondern tut in der Stille große Dinge. Sie weiß, dass Gott sie umso grenzenloser annimmt, je weiter sie sich vom Geschaffenen zurückzieht, je weiter sie sich von dem Geschaffenen entfernt und sich ganz auf ihn. Je vollständiger und leidenschaftlicher er sich Gott überlässt, desto mehr nimmt er es von ganzem Herzen an. Von denen, die beten, sagt der Herr im Evangelium, dass der wahre Anbeter soll den Vater im Geist und in der Wahrheit anbeten.
Denn Gott ist Geist, und wer ihn anbetet, soll ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten. Je größer die Harmonie ist zwischen dem Betenden und dem Herrn, zu dem er betet, je größer die Harmonie zwischen dem Betenden und dem Herrn ist, zu dem er gebetet hat, desto eher werden die Gebete erhört. Wenn also Vater reiner Geist ist und nichts Fleischliches an sich hat, dann ist er ist unser Gebet um so angemessener, je weiter es von bildlichen Vorstellungen sowie von den Gedanken des Herzens entfernt ist. Diese können sich nämlich nie so hoch erheben, dass sie nicht weit unter der Wirklichkeit des Herrn bleiben. Aber die Sehnsucht, die Gott in seinem Wesen und ohne fleischliche Vorstellung erfasst, und die Liebe, die keiner Worte bedarf. Worte braucht, betet so viel geistiger und unmittelbarer zu Gott, dass die Seele nur die Worte des Passahfestes ausspricht: “Mein Geliebter ist mein, und ich bin sein.”  Keine anderen Worte können geistlicher, inbrünstiger und verständlicher sein als diese; keine anderen können den Gegenstand dieses Gebetes derer, die darin erfahren sind, deutlicher ausdrücken erfahren.
Das Größte, was Gott für seinen Freund tun kann, ist, sich ihm zu schenken; und das Größte, was der Mensch tun kann, ist, sich Gott zu schenken. Ohne seine Hilfe ist es, aber wir können es nicht vollkommen tun.
Analogien
Die erste Art des Gebets ist wie ein Brief, den wir Freund schicken; die zweite, als ob wir ihn an jemanden schicken, jemandem, der uns nahesteht; die dritte, als ob wir ihn persönlich überbringen. Bei der ersten Art werden die Füße geküsst, bei der zweiten die Hände, bei der dritten wird der Mund geküsst. Die erste beruht auf dem Glauben,
den wir mit unserem Mund bekennen; der zweite auf der Hoffnung, die  wir im Herzen tragen; der dritte auf der Liebe, die wir für den sie sagte vielmehr: “Mein Geliebter ist mein”, und nicht: “Ich bin sein.” Es muss jedoch betont werden, dass diese Hingabe des Menschen an Gott und von Gott an den Menschen so bedingungslos ist bedingungslose Gabe ist, dass es scheint, als sei Gott ganz und gar in den Menschen. Ich meine: Wenn der Glaube den Menschen nicht erleuchtet hätte, den Menschen, der Gott in sich selbst spürt, würde er sagen, dass Gott ist ganz und gar in ihm und nirgendwo sonst. Die Seele desjenigen, der gut betet, sieht sich oft als so erfüllt von Gott, dass es ihr scheint, als ob ihre kleine Brust IHN einschließt, der doch
unendlich ist. Oft aber geben sich die kontemplativen Menschen sich Gott so überschwänglich hingeben, dass sie nichts für sich behalten. Dabei verzichten sie auf ihre Freiheit und ihren Willen, und indem sie sich an Gott klammern und sich Ihm hingeben, vergessen sie sich selbst, als hätten sie nicht einmal sie nicht sind.

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