Pilatus, der wankelmütige, ungerechte Richter hatte öffter das Wort ausgesprochen: ,, Ich finde keine Schuld an ihm./an Jesus/ darum will ich ihn züchtigen, geißeln lassen und dann frei geben. Sonderbar, deshalb, weil er keine Schuld an ihm findet, will er ihn züchtigen lassen , um dem wütenden Geschrei des Volkes nachzugeben. Aber so wollte es Gottes Gerechtigkeit, so wollte es die unendliche Liebe Jesu. Die Geißelung war eine sehr harte Strafe. Das jüdische Gesetz verbot ausdrücklich, mehr als vierzig Streiche zu geben, und man gab auch nur neununddreißig. Aber bei den Römern war keine bestimmte Zahl festgesetzt . Bei den Juden musste sich der Mensch, der gegeißelt werden sollte, auf den Boden niederlegen oder sich krümmen. Bei den Römern aber stand er an eine Säule angeschlossen, die er umfassen musste, die Hände wurden auf der anderen Seite der Säule mit Riemen zusammengebunden, die Füße aber unten an der Säule neben einander befestigt. Die Soldaten, welche den Verurteilten kreuzigen mussten, hatten auch diese Strafe vollziehen. Die Geißelung geschah mit Riemen, die an einem Stiel befestigt und in deren Ende Draht eingeflochten war, der unten in kleinen Hacken endete, wodurch die Geißelung unmenschlich zerfleischt wurden. Diese Marter war bei den Römern so abscheulich, dass sie nur bei Fremden und Sklaven angewendet wurde und sie war so grausam, dass viele dieselbe nicht aushalten konnten, sondern unter derselben starben. Zu dieser furchtbaren, grausamen Marter wurde auch Jesus verurteilt. Jesus zitterte und bebte beim Anblick der Säule, seine menschliche Natur schauderte vor dieser neuen furchtbaren Marter. Aber sein göttlicher Wille war allzeit mit dem Willen seines himmlischen Vaters vereinigt. Deshalb zog er selbst seine Kleider aus, umarmte die Säule und die Schergen knebelten unter gräulichen Flüchen seine heiligen Hände am obern Ende der Säule zusammen, und spannten seinen ganzen Leib so in die Höhe, dass seine unten an der Säule geschlossene Füsse kaum stehen konnten und er vielmehr an der Säule hing, als stand. O welch ein furchtbarer Schmerz muss für Jesus sein. Jesus, wahrer Gott und wahrer Mensch, krümmte sich wie ein armer Wurm. Er fühlte seiner heiligen Menschheit nach den ganzen furchtbar Schmerz um so mehr, da er ihn wegen der Sündenlast der Mensch , die auf ihm lag, dulden musste. Es war dieser Schmerz um so empffindlicher, je länger er andauerte, denn die Peiniger schlugen unbarmherzig auf den Herrn und die Einen ermüdet waren, wurden sie von anderen abgelöst, die mit neuer Mut und mit neuen Kräften ihre Geißeln über den heiligen Rücken Jesu schwangen. O wie ist da buchstäblich wahr geworden, was der Prophet Isaias von ihm geweissagt hatte mit den Worten. Von der Fußsohle an bis zum Haupte ist nichts Gesundes an ihm sondern nur Wunden, Striemen und Beulen, die nicht verbunden, nicht mit Öl gelindert sind und wiederum . Es ist keine Schönheit an ihm und keine Zierde, denn am unserer Sünden willen ist er verwundert und zerschlagen und verwundet ist und fragen, warum er auch diese Marter geduldet, so gibt uns der Prophet Isaias den Grund davon an in den obigen Worten , um unserer Sünden willen, sagt er ist er zerschlagen und verwundet worden, Ja, die Sünden der Welt, auch unsere Sünden haben Jesus so furchtbar gegeißelt und unter diesen besonders eine Gattung, nämlich die Sünden der Weichlichkeit und Unlauterkeit spricht der grausam gegeißelte Heiland. Darum o Christ fliehe einmal vor allem diese Sünde, die Sünde der Unlauterkeit und was dazu Veranlassung gibt, denn diese Sünde hat viele andere im Gefolge. Der heilige Paulus schreibt. Denn wer für sein eigenes Fleisch sät, wird er auch von dem Fleisch Verderben ernten,wer aber für den Geist sät, wird von dem Geist ewiges Leben ernten.Gal 6.8. Nachdem die Peiniger Jesus so zugerichtet hatten, dass er fast keinen Mensch mehr gleich sah, ließen sie ihn endlich von der Geißelung ab. allein ihre Wut war noch nicht ersättigt, sogleich folgte eine neue Marter , nämlich die Krönung mit Dornen.